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Vatikan/Peru: Keine Privilegien für mutmaßlichen Missbrauchstäter Figari

Die vatikanische Ordenskongregation hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach der peruanische Laienkatholik und mutmaßliche Missbrauchstäter Luis Fernando Figari in Rom „geschützt oder versteckt“ werde.

Klärende Worte der Ordenskongregation

 

Figari ist Gründer einer Gemeinschaft namens „Sodalitium Christianae Vitae", kurz „Sodalicio", die der Papst im Januar unter kommissarische Leitung stellte.

Der Heilige Stuhl und die Ordenskongregation hätten den 70-jährigen Figari zu keiner Zeit in Rom „versteckt", noch davor bewahrt, nach Peru zurückzukehren und direkt auf die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zu reagieren. Dies geht aus einer Mitteilung der Kongregation hervor, die auf der Website der peruanischen Bischofskonferenz veröffentlicht wurde.

 

 

Kein Schutz oder Privileg 

 

Die Kongregation unter der Leitung von Kardinal João Braz de Aviz teilte dem Generaloberen des „Sodalicio“ mit, dass eine Rückkehr Figaris nach Peru ungünstig wäre, weil er dort noch Unterstützung genieße und der Opferschutz darunter leiden könnte. Allerdings habe der Vatikan „weder absolut festgelegt noch dem Generaloberen vorgeschlagen", dass Figari weiterhin in Rom bleiben solle; im Vatikan selbst habe er ohnehin niemals residiert. Vielmehr habe der Vatikan bloß verlangt, dass Figari einen Wohnsitz an einem Ort nehme, an dem es keine Gemeinschaft der Sodalität gibt. Sollte sich die Notwendigkeit ergeben, dass der Peruaner in sein Land zurückkehrt, um sich zu verteidigen, könne der kommissarische Leiter des „Sodalicio“ dies genehmigen.

 

Missbrauchsverdacht vielfacher Art

 

Figari steht im Verdacht, in Peru Minderjährige missbraucht zu haben. Später kamen weitere Verdachtsmomente hinzu, die dem Laienkatholiken psychologische Gewalt, Misshandlung, Machtmissbrauch, Unregelmäßigkeiten und mangelnde Transparenz bei der wirtschaftlichen Verwaltung der Gemeinschaft vorwarfen. Dem 70-Jährigen ist jeder Kontakt mit den Mitgliedern der Sodalität verboten, auch darf Figari nicht öffentlich in Erscheinung treten.

 

Beschuldigter legte Einspruch ein

 

Der Vatikan untersucht die Vorwürfe gegen Figari seit geraumer Zeit. Die gegen ihn geforderten Maßnahmen seien noch nicht formell erledigt, weil der Beschuldigte eine Verwaltungsbeschwerde beim Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur eingereicht hatte, hieß es in der Mitteilung. Die Signatur wies die Beschwerde zurück, wogegen Figari Einspruch einlegte.

Das „Sodalitium Christianae Vitae" wurde 1971 in Peru als Gegenbewegung zur Theologie der Befreiung gegründet und gewann in der katholischen Kirche rasch an Einfluss. 1997 wurde Sodalicio unter Johannes Paul II. (1978-2005) vom Vatikan anerkannt. Die Bewegung rekrutierte ihre Mitglieder vor allem in der peruanischen Mittel- und Oberschicht. Sie stellt in Peru heute zwei Bischöfe, unterhält mehrere Schulen und eine Universität.

 

(Vatican News – gs)

 

 

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05. Juni 2018, 14:58