Dialog mit China Dialog mit China 

Dialog mit China: Sukzession und Legitimität der Bischöfe

Der Prozess der Legitimierung der ohne päpstliches Mandat geweihten chinesischen Bischöfe ist kein kalter bürokratischer Akt. Es ist ein Prozess der echten und zutiefst kirchlichen Unterscheidung. Lesen Sie hier die Fortsetzung des Artikels über die kanonische Legitimität und zivile Anerkennung der Bischöfe.

Sergio Centofanti und P. Bernd Hagenkord SJ – Vatikanstadt

Katholizität darf nicht in einem rein geographisch oder institutionellen Sinn verstanden werden. Sie ist vielmehr im Licht der Integrität des Glaubens und der Lehre, wie auch der Treue zur Tradition in der vollen Gemeinschaft zu sehen. Der tiefe Sinn der Katholizität berührt das Herz und die Seele der Gläubigen: katholisch ist der Weg zur Einheit immer dann, wenn es eine organische Einheit ist, die die Verschiedenheit in Christus zu versöhnen versteht. Daher stellt sich die Ortskirche ins Innere der Eucharistiefeier des ganzen Gottesvolkes, unter dem Vorsitz des Bischofs, umgeben vom Priesterkolleg und mit Hilfe der Diakone.

In diesem Sinne ist die katholische Kirche überall dort, wo eine Ortskirche ist, deren Bischof in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom steht, der wiederum in der Liebe den Ortskirchen auf der ganzen Welt vorsteht: Dies wird durch die „katholische“ Einheit der Ortskirche garantiert. Wenn der Bischof aber nicht schon immer in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom stand und es versäumt, diese Gemeinschaft in seinem täglichen Handeln auch zum Ausdruck zu bringen, kann es große Probleme geben. Aus diesem Grund sieht das Kirchenrecht ja auch nicht nur für einen Bischof schwere Strafen vor, der ohne apostolisches Mandat die Bischofsweihe spendet, sondern auch für denjenigen, der diese Weihe empfängt. Eine solche Weihe stellt nämlich eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft dar und verstößt gegen die kanonische Disziplin. 

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Sind die Bedingungen gegeben?

 

Im Fall der Legitimierung eines chinesischen Bischofs, der ohne päpstliches Mandat geweiht wurde, muss also auch geprüft werden, ob die Bedingungen dafür, dass dieser Bischof wieder in die volle Gemeinschaft aufgenommen werden kann, tatsächlich gegeben sind.

Der erste Schritt ist die an den Heiligen Vater gerichtete ehrliche Bitte um Vergebung. Diese Bitte wird von dem Betroffenen oft mehrfach vorgebracht, und vom Papst geprüft, der eventuell seine Vergebung gewährt. Tut er das, werden die Sanktionen und kanonischen Zensuren (vor allem die Exkommunizierung latae sententiae), durch die der Bischof zur Reue bewegt werden sollte, aufgehoben. Nach Erteilung der sakramentalen Absolution erfolgt die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft; der Bischof nimmt nun öffentliche Handlungen vor, die die Gemeinschaft zum Ausdruck bringen, und zeigt eine dementsprechende innere Haltung. Abschließend wird fast immer ein pastorales Mandat erteilt. Der so legitimierte Bischof muss aber auch von den Gläubigen akzeptiert werden, denen er als Hirte vorstehen soll. Dafür ist der Gebetsbeitrag der ganzen Gemeinde erforderlich, die gemeinsam über die Gemeinschaft wachen und sie fördern müssen. 

Der Versöhnungsprozess, der im Fall unrechtmäßiger Bischöfe besondere Modalitäten vorsieht, ist Teil des modus operandi, den die Kirche immer dann anwendet, wenn es in der kirchlichen Gemeinschaft zu Spaltungen kommt. Und was den speziellen Fall Chinas angeht, ist die Legitimierung von Bischöfen schließlich nichts Neues: solche Legitimierungen hat es schon in den letzten Jahrzehnten gegeben – wenn auch nicht jeder damit einverstanden war. Sie haben nämlich auch zivile Auswirkungen, die oft in die Beurteilung der Fakten einfließen, ja dabei sogar eine zentrale Rolle spielen können.

 

Nicht alle wollten die Legitimierung der Bischöfe akzeptieren

 

Dass man diese Legitimierungen manchmal politisch ausgelegt hat, die pastorale Bedeutung der kanonischen Strafen nicht verstanden wurde, hat bei Beobachtern wie Kirchenmännern für Verblüffung und Verlegenheit gesorgt. Gewisse Sektoren der „Untergrund“-Gemeinschaft wollten die von Papst Johannes Paul II. ausdrücklich gewollte Legitimierung nie wirklich akzeptieren. Man fürchtete, dass sie als Unterstützung der „offiziellen“ Gemeinschaft, ja als Befürwortung der Regime-Politik ausgelegt werden könnte. Ein „Untergrund“-Bischof, der damals von den Verhandlungen mit den Regierungsbehörden erfuhr, hat seine Wertschätzung für Johannes Paul II. aber sogar öffentlich bekundet; ihn als den Papst bezeichnet, der im Namen der Einheit und der Gemeinschaft der chinesischen Kirche „das Herz Christi geöffnet und viele Bischöfe der offiziellen Gemeinschaft akzeptiert hat.“

Obwohl die Frage der Bischofslegitimierungen in China nur wenige Fälle betrifft, wird man natürlich in Kauf nehmen müssen, dass es auch zu der ein oder anderen, unterschiedlich motivierten Welle der Empörung kommen kann. Fest steht aber, dass in China nur dort, wo ein rechtmäßiger und anerkannter Bischof eingesetzt ist, die kirchliche Struktur der Diözesangemeinde wiederhergestellt werden kann.

(Vatican News)

 

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17. Juli 2018, 12:03