Vatikan: Priester haben keine Erfahrung, Paare auf Ehe vorzubereiten
„Sie kennen vielleicht die Moraltheologie und die Dogmatik in der Theorie, aber das dann jeden Tag in die Praxis umzusetzen... sie haben keine Erfahrung“, so der Kardinal nach Angaben der „Irish Times“. Das Blatt zitierte aus einem Interview, das Farrell der Zeitschrift „Intercom“ der irischen Bischofskonferenz gegeben hatte.
Die Heimatstadt des Kardinals, der 2007 bis 2016 das US-Bistum Dallas geleitet hatte, ist Irlands Hauptstadt Dublin. Dort findet von 21. bis 26. August das nächste Weltfamilientreffen statt, zu dem auch Papst Franziskus anreisen wird.
Farrell äußerte sich in dem Interview auch über Klerikalismus und Frauenweihe. „Der Klerikalismus ist tot – nicht, weil wir etwas gegen ihn getan hätten, sondern rein aufgrund der Zahlen“, hielt der Kardinal fest. In Dallas seien auf eineinhalb Millionen Katholiken, von denen die Hälfte regelmäßig zur Messe ging, nur 75 Priester gekommen. „Diese 75 Priester werden nicht daran interessiert sein, Ehevorbereitungen abzuhalten", sagte Farrell. Die Kirche müsse sich „um die Getauften kümmern und nicht um die Dinge, von denen wir so besessen waren“.
In einigen Ländern sei die Kirche nach wie vor sehr klerikal, fuhr der Kurienkardinal fort; in anderen Ländern leiten Laien Gemeinden. In den USA gebe es „Gemeinden mit einem Jahresbudget von 20 Millionen Dollar. Kein Priester wird eine Pfarrei dieser Größenordnung ohne kompetente Laien leiten können."
Klerikalismus ortete Kardinal Farrell allerdings im Vatikan selbst, wie schon Papst Franziskus das getan hatte. Franziskus habe anerkannt, „dass die Römische Kurie mit Klerikern überladen ist, aber so sollte es nicht sein“, sagte Farrell. „Administrative Funktionen innerhalb der Kirche kann jeder erfüllen. Sie werden bisher hauptsächlich von Priestern wahrgenommen, aber sie können auch von Laien wahrgenommen werden."
Farrell verwies darauf, dass Franziskus erstmals Theologinnen als Berater der Glaubenskongregation sowie drei Frauen in leitende Positionen des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben berufen habe. Allmählich und „unbemerkt“, sagte der Kardinal, habe Franziskus „Frauen in Machtpositionen gebracht".
Dem Ansinnen, Frauen in der katholischen Kirche zu Priesterinnen zu weihen, erteilte der Kardinal, wenig überraschend, eine Absage. „Wollen wir sie zu Klerikern machen? Das wollen wir nicht. Sie müssen Menschen der Welt sein, die in der Welt leben."
Die Frauenweihe sei „keine Lösung für die Kirche, denn wenn man Frauen nur ordiniert, wird man sie isolieren, wenn man einfach nur das System weiterführt, wenn man die Strukturen nicht verändert".
(Irish Times / Vatican News – gs)
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