Der Synodenblog – Tag 22
Liebe Leserinnen und Leser,
heute Morgen kamen wir wieder alle in der Synodenaula zusammen. Wieder war der ganze Vormittag für die Lektüre des Abschlussdokuments reserviert. Zuvor gab es noch einige Instruktionen, etwa darüber, wie die morgige Abschlussmesse im Petersdom ablaufen wird, wo wir uns für das Gruppenfoto einfinden sollen und dass wir alle noch ein Geschenk vom Papst bekommen werden – eine Bronzeplakette.
In den kurzen Unterhaltungen mit Bruder Alois, Bischof Oster, und anderen Kolleginnen und Kollegen herrschte bei uns allen die gleiche Stimmung vor: Wir freuen uns, wieder nach Hause zu unserer Arbeit und zu unseren Leuten zu fahren.
Abschlusstext hat an Kraft verloren...
Beim Lesen des überarbeiteten Abschlusstextes bestätigte sich übrigens eine Vorahnung: Durch die Einarbeitung der vielen Anmerkungen hat der Text an Kraft verloren. Man merkt, dass der Text nur versucht, gegensätzliche Positionen so aufzunehmen, dass sich alle Seiten darin wiederfinden können. Ich muss ehrlich sagen, dass mich das betrübt. Wenn die Synode den Text heute Abend offiziell dem Papst übergibt, setzt bereits ein neuer Prozess ein. Der Papst wird ausgehend von diesem Text und von all dem, was er gehört hat, ein eigenes Schreiben verfassen. Ich hoffe, es wird wieder mutig und ermutigend werden.
Mit dem Ende der Synode geht auch meine Zeit als Blogger zu Ende. Drei Punkte habe ich zum Abschluss noch.
Zuerst möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen allen für den gemeinsamen Weg bedanken. Am Anfang habe ich mich wirklich über meine Zusage zu diesem Blog geärgert. Warum belaste ich mich neben der Synode noch mit zusätzlicher Arbeit? Aber nach und nach erkannte ich, dass das Bloggen nicht „neben der Synode“ stattfindet. Auch hier war es wie auf einem gemeinsamen Pilgerweg: Für mich war es eine gute Unterbrechung, um den Prozess der Synode zu reflektieren.
Aber mehr noch habe ich mich über die vielen und vertrauensvollen Zuschriften von Ihnen gefreut. Plötzlich erfuhr ich, dass viele Menschen mit mir zusammen diesen Synodenweg gehen, eine besondere Art der Pilgergemeinschaft.. Da sind die begeisterten Theologiestudierenden aus der Schweiz, die für die Jugendpastoral brennen. Da sind die hoffnungsvollen und intensiv betenden Ordensschwestern, die die „Computerschwester“ zum Ausdrucken des Blogs drängen. Da ist der Kardinal, der nach dem langwierigen Tagesgeschäft den Blog liest, um eine zusätzliche Perspektive auf das Geschehen zu bekommen. Da sind die Journalistinnen und Journalisten, Professorinnen und Professoren, die interessiert durch ihre professionellen Brille an der Synode Anteil nehmen.
Das synodale Prinzip des gemeinsamen Vorangehens
Und da sind auch die vielen Bekannten mit ihren Sorgen: Da ist der Priester, der sein Amt aufgegeben hat, um zu heiraten, und auf Veränderung hofft, da sind die die hoffnungsvollen, vom Glauben neu inspirierten Leute aus der Zukunftswerkstatt, meine Freunde und so sicherlich noch viele weitere. Je mehr ich von meinen Leserinnen und Lesern erfuhr, desto mehr wuchs in meinem Geist das Bild einer Gemeinschaft. Einer Gemeinschaft, die mitgeht; einer Gemeinschaft,, die in der Sorge, in der Liebe zu den Menschen, zu Gott und zur Kirche, manchmal auch im Leiden an und mit der Kirche verbunden ist. Das alles hat mich sehr berührt und noch näher an das synodale Prinzip des gemeinsamen Vorangehens geführt.
Ein zweiter Punkt: Schon bei der Eröffnungspredigt hat Papst Franziskus eines seiner Lieblingszitate bemüht. Die Erwachsenen sollen die jungen Menschen anstecken, damit aus ihnen Propheten und Visionäre werden (Joel 3,1). Ich könnte vieles darüber schreiben, besonders wichtig ist mir jedoch eines:
Mein großer Traum sind mutige Menschen, die sich von Gott immer wieder neu entzünden lassen, die Mauern durchbrechen, die ein offenes Wort des Vertrauens wagen, die anpacken und Raum eröffnen, damit wir gemeinsam – jede und jeder mit den eigenen Gaben – vertieft Menschen und Menschen und Jünger Christi, jede und jeder mit den eigenen Gaben sein können. Das wünsche ich mirt auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Kirche – mitten in der Welt. Ich glaube, dass das Handwerkszeug bereit liegt und die Türen offen sind..
Das führt mich zu meinem letzten Punkt. Meine Gebetszeit hielt ich am liebsten in der Kapelle des Altersheims, das direkt an die Jesuitenkurie angeschlossen ist. In ihr befindet sich ein großes Mosaik, das ein Jesuitenpater geschaffen hat. Es stellt die Geburt Jesu dar – Gott inkarniert sich in diese unsere Zeit. Das ist doch eines der ganz großen Wunder: Der Schöpfer von allem wird ein kleiner, wehrloser Säugling. Da klingt ein Ausspruch von Alfred Delp SJ in meinen Ohren: Was hat sich denn verändert, seit Gott geboren wurde? Ist sie denn wirklich besser geworden, diese Welt? Ist das Leid weniger geworden?
Nein, aber unser Leben wurde erfüllt von einem feinen Lichtstrahl: Immanuel. Die Welt ist eine andere geworden, weil Gott dieses Leben mit uns teilt. Mein Leben, Ihr konkretes Leben als Journalist, als Kardinal, als Mutter, als Studierende, als Suchende, uns allen gilt nicht nur dieses Wort, sondern diese Wirklichkeit. Das verändert alles.
Dieses Wort steht für mich im Zentrum des Synodenabschlusses. Ja, es gibt die Wirklichkeit, die Missstände und Ungerechtigkeiten, die Notwendigkeit für Reformen – sie gilt es wahrzunehmen und mutig anzupacken. Vieles wird wieder auf der Strecke bleiben, aber bei all dem lassen Sie uns auf den schauen, der Grund, Leben und Ziel der Kirche ist, den Immanuel, der nicht aufhört, den Weg mit uns zu teilen und zu gehen.
Und so sage ich am Ende noch einmal herzlichen Dank für die Weggemeinschaft und wünsche Ihnen von Herzen Gottes reichen Segen!
Ihr Pater Clemens Blattert SJ
P.S. Ein ganz herzliches Dankeschön geht auch an Mara und Timo, die jeden Tag verfügbar waren und meine Blogbeiträge korrigiert und in Form gebracht haben.
Und noch ein letztes in eigener Sache: Machen Sie bitte bei jungen Menschen, die auf der Suche sind, doch auch mal Werbung für die Zukunftswerkstatt ( www.Zukunftswerkstatt-SJ.de)
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