Synode: „Brennende Flamme“ auf der Suche nach Christus
Christine Seuss und Isabella Piro - Vatikanstadt
Ein besonderes Geschenk für Papst Franziskus hatte die 12. Generalkongregation der Synode am Morgen im Gepäck: 1.500 Postkarten von jungen französischen Gymnasiasten, die an einem vorsynodalen Treffen in Lourdes teilgenommen hatten. Die bei der Synode anwesenden französischen Bischöfe überreichten die Gedanken der jungen Leute Franziskus.
„Ein Sprung nach vorne in der Liebe“
Die Arbeit der Versammlung konzentrierte sich dann auf den dritten Teil des Instrumentum laboris und sein Leitmotto, nämlich „zu wählen“. Der Generalberichterstatter, Card. da Rocha, erläuterte kurz seine Bedeutung: Wählen bedeute, Herz und Verstand umzuwandeln, um die pastoralen Praktiken zu erneuern; es bedeute - in den Worten von Papst Franziskus - einen „Sprung nach vorne in der Liebe“ zu machen, um wirklich eine „Kirche auf dem Weg nach draußen“ zu sein, ein Zeichen der Brüderlichkeit in einer zerrissenen Welt, mit einem offenen und einladenden Stil für alle.
„Brennende Flamme“ auf der Suche nach Christus
Es fiel dem jungen Audior Percival Holt, der ursprünglich aus Indien stammt, zu, Zeugnis abzulegen, dass die jungen Menschen von heute „brennende Flammen", aber manchmal einsam und traurig seien. Die heutige Jugend suche einen wahren Hirten, erklärte Percival. Die heutigen Jugendlichen könnten so egoistisch sein wie Petrus, aber der Apostel habe das Potenzial gehabt, ein „Eckstein" zu werden.
Die Führer von morgen sollten eine hochwertige Ausbildung erhalten
Es sei dringend geboten, die Jugendlichen so vorzubereiten, dass sie dank einer biblischen Weltsicht die Führer von morgen sein können. Dazu gehöre, mit dem richtigen kritischen Sinn zuhören und sich für den Aufbau einer weniger korrupten und gerechteren Gesellschaft einsetzen zu können. Die Bildung junger Menschen müsse daher gestärkt werden. Doch hierbei unterstrichen einige Synodenväter ihre Sorge angesichts der Verschlechterung des Bildungssystems: Da die Schule in einigen Ländern nicht mehr in der Lage sei, ihre prägende Rolle einzunehmen, sollte sich die Kirche stärker in diesen Bereich einbringen. Sie müsse den Jugendlichen dabei helfen, ihre Urteilsfähigkeit zu entwickeln, um im Dienste des Gemeinwohls reife Entscheidungen zu treffen, hieß es in der Synodenaula.
Auch wenn die Schule nicht als „ein Berufungsreservoir“ zu verstehen sei - erklären die Synodenväter -, ist es doch die Unterrichtszeit der Religion, die es jungen Menschen ermöglicht, Antworten auf Fragen nach dem Sinn des Lebens zu finden und ein grundlegendes Vertrauensverhältnis zur Kirche aufzubauen.
Die „hypothekarisch belastete Zukunft“ der jüngeren Generationen
Tatsächlich, betont die Synode, erscheine heute das Wunder der selbstlosen Liebe absurd, es fehle an Solidarität, der Gerechtigkeitssinn werde mit Gleichgültigkeit betrachtet. Und angesichts des anthropologischen Reduktionismus, in dem der Mensch auf den Konsum reduziert wird, seien junge Menschen nicht mehr in der Lage, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sähen hingegen ihre Zukunft „verpfändet“, müssten oft in Armut leben und das Scheitern der lokalen Verwaltung erleiden. Aber die Nächstenliebe dürfe sich nicht auf die Privatsphäre beschränken: Sie müsse wieder im sozialen, politischen und institutionellen Bereich verwirklicht werden. Deshalb müsse die Kirche junge Menschen unterstützen und sie zu Protagonisten der Evangelisierung machen, damit sie „Botschafter des Glaubens“ für ihre Altersgenossen werden könnten. Die Synode schlägt überdies vor, sich auf den internationalen Freiwilligendienst zu konzentrieren, eine Gelegenheit, die den jüngeren Generationen geboten werden soll, um den Glauben an das Handeln zu stärken und Verbindungen zwischen den verschiedenen Bischofskonferenzen der Welt herzustellen.
Migration und interreligiöser Dialog
Ein großes Thema bei den Beratungen sind auch die Problematiken, die mit Migration verbunden sind. Es sei notwendig, Migranten aufzunehmen, sie zu schützen, zu fördern und zu integrieren, aber auch, dafür zu sorgen, dass sie ihre Herkunftsidentität wahren könnten, damit sie ihre Aufnahmegesellschaften mit ihrem kulturellen und geistigen Erbe bereichern können. Gleichzeitig appelliert die Synode dafür, nicht gleichgültig gegenüber den vielen jungen Migranten zu bleiben, die im Mittelmeer ertrinken. Jeder von ihnen, so die Synodenväter, habe einen Namen und eine Geschichte, die man nicht vergessen dürfe.
Verbunden mit dem Thema Migration, stellen die Synodenväter fest, gibt es auch das Thema des interreligiösen Dialogs, insbesondere mit dem Islam: Der Dialog sei wichtig, um sich nicht in sich selbst zurückzuziehen. Es ist jedoch ebenso wichtig, nicht den eigenen Glauben aufzuzwingen, sondern ein attraktives und kohärentes Zeugnis abzulegen, im Bewusstsein, dass verschiedene Religionen kein unüberwindbares Hindernis seien, sondern ein Weg, der auf verschiedenen Wegen zum gleichen Gott führe.
Wiederbelebung von Pfarreien und Volksfrömmigkeit
Die Kirche sollte daher in der Lage sein, aus festgefahrenen Strukturen auszubrechen, authentisch zu sein und Veränderungen aus Liebe zu Christus und den Jungen anzunehmen. Wenn die Jungen sehen, wie die Bischöfe hinaus gehen, haben sie den Mut, „von der Couch aufzustehen“ und sich in den Dienst des Gemeinwohls zu stellen, insbesondere der Peripherien, der Armen und der Ausgeschlossenen. Aus diesem Grund, so betonten die Synodenväter, sei es wichtig, die Pfarreien wiederzubeleben, Orte, an denen Kinder dank der erneuerten Katechese den richtigen bürgerlichen und sozialen Sinn entwickeln können. Daher auch die Idee, auf diözesaner Ebene einen Jugendrat zu schaffen, der ein Ort des Zuhörens und der Unterscheidung sein solle, damit junge Menschen zur Inkulturation der christlichen Botschaft in der Welt beitragen können.
Musik, ein Instrument der Evangelisierung
Das Gleiche gelte für die Musik, die die Welt der Jugendlichen direkt anrege: In ihr, so die Synodenteilnehmer, suchten junge Menschen nach etwas Überzeugendem, das in der Lage sei, ihre Freuden und ihre Verwirrungen auszudrücken. Auch hier gehe die Entdeckung der Schönheit des Glaubens und der Faszination des Evangeliums weiter: Musik könne zu einer ersten Evangelisierung beitragen, denn mit ihrer Schönheit wecke sie die „Sehnsucht nach dem Himmel“. Ohne der kommerziellen Mode des Augenblicks zu folgen, sollten musikalische Formen also kraftvolle und bedeutende Werkzeuge der Evangelisierung sein und die Schönheit in die Herzen der Menschen tragen, um das Licht Gottes in ihr Leben zu bringen.
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