Frère Alois: Die Strukturen in der Kirche müssen verändert werden
Christine Seuss - Vatikanstadt
„Ich glaube, dass im Laufe dieses Weges deutlicher geworden ist, dass Strukturen in der Kirche verändert werden müssen, um wirklich das umzusetzen, was die Bischöfe wollen, nämlich den Jugendlichen nahe zu sein,“ betonte der Synodengast zum Ende der Bischofssynode im Vatikan. Dabei müsse ganz klar auf die größere Beteiligung von Laien gesetzt werden.
„Ein Bischof sagte zum Beispiel: Helft mir! Ich habe so viele Verwaltungsaufgaben, ich würde gerne einfach einen Tag in der Woche mit Jugendlichen verbringen, aber ich schaffe es nicht wegen zu vieler Verwaltungsarbeit. Also mehr Beteiligung von Laien. Auch mehr Verantwortung an Jugendliche. Wie kann das umgesetzt werden? Ich spürte und ich glaube, das ist wirklich ein gemeinsamer Weg, und dass der Wille dazu in der Synode gestärkt wurde.“
Ein solcher Wandel sei realistisch betrachtet kaum kurzfristig zu erreichen, meint der Prior der ökumenischen Taizé-Gemeinschaft aus dem französischen Burgund. Dennoch gebe es schon viele positive Beispiele aus den einzelnen Ortskirchen. „Ein vietnamesischer Bischof sagte, wir haben 400 jugendliche Katecheten, und die gehen in die Dörfer und beten mit den Leuten. Ein Bischof aus Burundi sagte: Die kleinen Basisgemeinschaften bei uns, die werden von Frauen geleitet, denn die Priester können das gar nicht alles leisten. Und es sind meistens Frauen, die diese Gebets- und Solidaritätsgruppen animieren. Also, es gibt Beispiele für die Beteiligung von Laien in der Kirche. Wie das jetzt umgesetzt wird - das wird sicher Zeit brauchen, aber der Weg ist begonnen.“
Auch die Frage nach mehr Frauen in Leitungspositionen der Kirche wurde also im Zusammenhang mit dem Thema Laienbeteiligung zwangsläufig mehrfach in die Diskussionen eingebracht. Hier lädt Frère Alois jedoch zu einer sorgfältigen Unterscheidung ein:
„Ich sehe dann auch zuallererst die Frage, wie das Weihesakrament zusammengehen kann mit Leitungsverantwortung für Laien. Ich glaube, die Frage können wir nicht ganz schnell beantworten, denn sie ist noch ziemlich neu. Und wenn wir von Frauenpriesteramt sprechen, dann denken wir zu wenig über die Frage nach, was heißt eigentlich Weihesakrament und Leitung von Gemeinden? Sind das nicht Fragen, die wirklich aufgeteilt werden könnten auf verschiedene Menschen und verschiedene Verantwortungen?“
Grundsätzlich bestehe aber Konsens darüber, dass Jugendliche und Laien größere Verantwortung bei der Gestaltung von Kirche zukommen müsse. „Warum jetzt nicht auch ganz konkret nach der Synode in den Bischofskonferenzen sich einfach Zeit nehmen, um Jugendliche einzuladen und gemeinsam zu überlegen, was von dieser Synode in diesem Kontext übersetzt werden kann und muss“, so der Vorschlag des Taizé-Priors. Von ihm stammte in diesem Zusammenhang auch die Forderung nach einen „Dienstamt des Zuhörens“.
Jugendliche suchen ein offenes Ohr
„Ich will einfach unsere Erfahrung rüberbringen, dass Jugendliche nicht nur bei kirchlichen Treffen die Gemeinschaftserfahrung suchen – das auch, Erfahrungen von Freundschaft, Gemeinschaft, Kirche. Aber sie suchen auch ein offenes Ohr, sie suchen jemanden, dem sie etwas anvertrauen können, auch etwas ältere Menschen. Dieses Zuhören von älteren und alten Menschen... Wie oft kommen Jugendliche in Taizé ganz traurig in die Kirche und erzählen, dass ihre Oma oder Opa verstorben sind. Dieses Zuhören von älteren Menschen. Frère Roger war ein Vater und Großvater für viele Menschen. Und die Jugendlichen spüren das. Wenn ältere Leute mehr in der Kirche sein könnten und signalisieren könnten, wir haben Zeit für dich. Das ist ein Dienst und ein Dienstamt in der Kirche, das nicht nur von Priestern ausgeführt werden kann, sondern auch von Laien.“
Der Mann, der in seinem Alltag stets von jungen Menschen auf der Suche nach ihrer Spiritualität umgeben ist, wurde durch die Teilnehmer der Bischofssynode auch dazu bestimmt, einen Brief der Synode an die Jugend der Welt mitzuverfassen; die Arbeit an diesem Schreiben sei „nicht leicht“ gewesen, vertraut uns Frère Alois an.
„Natürlich, einen Brief zu schreiben, der sehr kurz sein soll und nicht viele komplementäre Aspekte nennen kann, sondern wirklich nur eine Sache ausdrücken soll, das war nicht leicht, eher schwierig in dieser Gruppe...“ Vier katholische Bischöfe und Kardinäle von verschiedenen Kontinenten, Frère Alois selbst und drei weitere Mitglieder, je ein Vertreter der Auditoren, der Experten und des Synodensekretariats haben an dem Schreiben gefeilt. Noch ist der genaue Text des Briefes allerdings geheim – und die letzte Redaktion obliege sowieso dem Synodensekretariat, erzählt uns der ökumenische Vertreter in der Redaktionskommission. Am Sonntag dürfte das Dokument dann veröffentlicht werden.
Seine ganz persönliche Botschaft an die Jugendlichen in aller Welt verrät uns Frère Alois jedoch ohne Zögern. „Vor allem das, was in der Synode gesagt worden ist: Wir wollen euch begleiten, wir wollen im Dialog sein. Wir haben ein Wort, das wir euch sagen können, aber ohne euch Jugendliche finden wir nicht den Weg, wie wir gemeinsam als Kirche neue Hoffnung in der Welt schaffen können.“
(vatican news)
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