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Vatikan hilft bei Koordinierung der Charismatischen Erneuerung

Für die Charismatische Erneuerung, eine Bewegung innerhalb der katholischen Kirche, gibt es bald eine eigene Koordinierungsstelle im Vatikan. Nicht um Kontrolle geht es dabei, sondern darum, dass „die ewige Ausspielerei zwischen Rom und den Diözesen ein Ende haben“ soll. Das sagte uns ein Wiener Diakon, den der Papst als Mitglied in die neue Koordinierungsstelle berief.

Christine Seuss - Vatikanstadt

CHARIS heißt die neue Stelle, die am 8. Dezember im Vatikan-Dikasterium für Laien, Familie und Leben an den Start geht. Mit dabei: Diakon Johannes Fichtenbauer. Er leitet das Diakonenseminar der Erzdiözese Wien und steht selbst als Präsident einem internationalen Netzwerk von neun Laiengemeinschaften vor.

„Zunächst einmal muss man sagen, dass das, was bisher gelaufen ist, wirklich gute Arbeit war“, sagte der Diakon im Interview mit Vatican News. „Die internationale Servicestelle ICRRS hat Vieles geleistet. Dennoch muss man sagen, dass im Lauf der Jahre Strukturen ein Stück weit erstarrt sind, vor allem auf der nationalen und regionalen Ebene.“ Es entspreche nun dem Wunsch des Papstes, hier einen „Neuanfang“ zu ermöglichen, mit dem Ziel, dass letztlich auch Laien mehr Verantwortung übernehmen und sich stärker einbringen können, erläutert er.

„Es geht nicht darum, allen zu sagen, wo es langgeht“

„Soweit ich informiert bin, wird es darum gehen, den großen Zusammenhalt der Erneuerung noch einmal darzustellen und dieses Auseinanderdriften in verschiedene Flügel etwas einzudämmen. Nicht im Sinn einer Kontrolle oder Vereinheitlichung, sondern eher als Ergänzung und sehr positives einander Beflügeln und Bestärken in den unterschiedlichen Formen, wie sie sich in der charismatischen Erneuerung, in Gebetsgruppen, in Evangelisationszentren, in Heilungsdiensten, in Missionsgesellschaften und in neuen Formen von Gemeinschaften etabliert hat.“ Es gehe also keineswegs darum, „allen zu sagen, wo es lang geht“, unterstreicht Fichtenbauer, „sondern im Gegenteil, dieser Rat hat die Aufgabe, allen Ermutigung zu geben und das Aufeinanderhören und Rücksichtnehmen als eine tiefe Kultur dort einzurichten, wo verschiedene Strömungen der charismatischen Kultur aufeinandertreffen.“

„Der ewigen Ausspielerei zwischen Rom und Diözesen ein Ende setzen“

Doch was sind dann die konkreten Ziele, die hinter der Einrichtung dieses Rates stehen? Das wollten wir von dem neu berufenen Mitglied wissen.

„Ich denke, dass Rom einerseits möchte, dass die Bischöfe wieder mehr ins Spiel gebracht werden und diese ewige Ausspielerei zwischen Rom und den Diözesen ein Ende hat. Zweitens geht es darum, wenn dieser Rat gemeinsame Erkenntnisse hat, wenn sich Klärungen ergeben haben und Dinge ausdiskutiert worden sind, dann wird natürlich das Dikasterium der Laien selbst und der Heilige Stuhl informiert. Auf diese Weise sind dann auch die großräumigen Entscheidungen noch einmal ein Stück weit abgesichert durch die Informationen, die von diesem Rat an die Zentrale gehen. Gleichzeitig hilft das aber auch bei einer Orientierung für die Bischöfe selbst, inwieweit sie helfend und unterstützend die charismatische Erneuerung vor Ort begleiten sollen.“

„Die Taufe im Heiligen Geist für alle Katholiken zugänglich machen“

CHARIS habe die Aufgabe, letztlich ein großes Anliegen des Papstes zu unterstützen, betont Diakon Fichtenbauer. Denn zum Einen gehe es darum, die Taufe im Heiligen Geist „wirklich für alle Katholiken zugänglich zu machen“, ohne in eine „charismatisch-kulturelle Engführung“ zu verfallen: „Zweitens, dieses geisterfüllte Leben zu verbinden mit dem Dienst an den Armen und drittens darauf zu achten, dass wir dies alles in einem ökumenischen Geist zu tun, denn wir können als katholische Kirche alleine diese großen Themen nicht bewältigen, dafür brauchen wir auch das Miteinander mit den anderen Christen.“

„Als Theologe habe ich einen ganz guten Überblick darüber, was charismatische Erneuerung weltweit entwickelt hat und auch noch entwickeln soll“

Er selbst habe sich sicherlich mit seiner Tätigkeit als Präsident eines internationalen Netzwerkes von neun Gemeinschaften für die Aufgabe in dem Rat empfohlen, erläutert Diakon Fichtenbauer, der in seiner Erzdiözese auch für den Dialog mit den Freikirchen und weltweit mit den messianischen Juden zuständig ist. „Und ich denke, was ich einzubringen habe, ist der Erfahrungsschatz, der in diesen Gemeinschaften gewachsen ist, Erfahrungen mit neuen Formen der Evangelisierung, der Vita Communis, mit neuen Formen auch der Kindererziehung und des Heranbringens der Kinder ans Evangelium, mit einer neuen Form, wie Familien integriert werden können und so weiter. Außerdem habe ich als Theologe einen ganz guten Überblick darüber, was charismatische Erneuerung weltweit entwickelt hat und auch noch entwickeln soll.“

„CHARIS dockt sehr konkret an das konkrete Leben außerhalb Roms an“

Man werde sich mehrmals im Jahr formell treffen, doch sicherlich werde es auch informelle Treffen geben, in denen die Arbeitsgruppen ihre Aufgaben erledigen werden, stellt sich Diakon Fichtenbauer die Tätigkeit in den kommenden Jahren vor. „Alle, die wir in diesem Rat stehen, haben ja auch unser Hauptgeschäft in unseren eigenen Bereichen zu erledigen, so dass niemand von uns ununterbrochen nach Rom kann. Aber ich glaube, dass man auf diese Weise mit CHARIS sehr konkret andockt an das konkrete Leben außerhalb Roms.“

Hintergrund

Der Heilige Stuhl will in Zukunft charismatische Bewegungen gezielter bei ihrer Arbeit unterstützen. Zu diesem Zweck wurde auf Wunsch des Papstes CHARIS ins Leben gerufen, ein Rat, der am Dikasterium für Laien, Familie und das Leben angesiedelt ist und aus 18 Mitgliedern besteht. Am 8. Dezember nimmt der Rat offiziell seine Arbeit auf, die Statuten werden am gleichen Tag vorläufig für drei Jahre genehmigt. Die Leitung des Gremiums wurde dem Belgier Jean-Luc Moens für die kommenden drei Jahre übertragen.

(vatican news)

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08. November 2018, 10:58