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Das Kloster in Tibhirine Das Kloster in Tibhirine 

Kardinal Becciu: Mönche von Tibhirine als Beispiel nehmen

Bald ist es soweit: Kardinal Giovanni Angelo Becciu, Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, wird die Seligsprechung für die 19 Märtyrer von Algerien am 8. Dezember in Oran leiten. Für den Kardinal hat vor allem das Beispiel der 1996 ermordeten sieben Trappistenmönche von Tibhirine eine besondere Bedeutung für den interreligiösen Dialog heute - denn die Wertschätzung der Muslime für die Märtyrer könne auch als Vorbild für europäische Christen dienen.

Cyprien Viet und Christine Seuss - Vatikanstadt

Zum Nachhören

„Das waren Menschen, die ihr Leben gegeben haben für ein Volk, in dessen Mitte sie gearbeitet hatten,“ so Becciu am Mikrofon von Vatican News anlässlich einer Buchvorstellung zum Leben der baldigen Seligen. „Ich fragte mich anfangs: Was trieb sie dazu an? Es gab dort ja keine nennenswerte christliche Gemeinschaft, so dass sie hätten sagen können: Wir bleiben um der Christen willen hier. Also war das – zu diesem Schluss bin ich gekommen – die absolute, reine, uneigennützige Liebe. Das ist ein Beispiel für uns: Wir Christen sollen das Leben geben für unsere Brüder, mit denen wir leben.“

Ein Buch über die Mönche von Tibhirine

Der französische Journalist François Vayne hat in seiner Kindheit und Jugend in Algerien einige Mönche Tibhirines persönlich gekannt. Gemeinsam mit Thomas Georgeon, dem Postulator für die Seligsprechung der Märtyrer, hat er das Buch „Tout simplement là“ (in Frankreich bei Nouvelle Cité erschienen) verfasst. Darin stellen sie das Glaubenszeugnis vor, das die Mönche Tibhirines während ihres langen Dienstes in dem abgelegenen Atlasdorf, inmitten der muslimischen Bevölkerung, abgelegt haben.

Zur Zeit ihres Wirkens litt Algerien unter einem schweren Bürgerkrieg, der zahlreiche Opfer forderte. Doch die sieben Trappisten ließen sich von den schweren Umständen nicht abschrecken und leisteten der muslimischen Bevölkerung konkrete Dienste, für die sie allseits geachtet wurden. So verrichtete Bruder Luc, der Dekan der Gemeinde, noch mit über 80 Jahren seinen täglichen Dienst als Arzt. Täglich bildeten sich vor dem Kloster lange Schlangen von Kranken, mit Menschen aus der Region, aber auch aus den besten Krankenhäusern in Algier, die die Qualität seiner Arbeit erkannten. Mehr als 600.000 Patienten sollen es sein, die Bruder Luc in 50 Jahren Dienstzeit betreut hat.

Dem Christentum seine Glaubwürdigkeit zurückgeben

Doch auch das intensive Gebetsleben der Mönche, unterbrochen von den Gottesdiensten und dem Läuten der Glocke, sprach die Muslime an, die noch sehr wohl die Erinnerung an die unchristlich agierenden Europäer bewahrt hatten, die Jahrzehnte zuvor zur Kolonialisierung ins Land gekommen waren. Die Mönche von Tibhirine hatten unter der Leitung von Bruder Christian de Chergé und mit aktiver Unterstützung durch Kardinal Duval, den Erzbischof von Algier, die Gelegenheit genutzt, mit ihrer monastischen Präsenz im Herzen des Atlasgebirges dem Christentum seine Glaubwürdigkeit zurückzugeben.

So sieht das auch Kardinal Becciu, der die Europäer dazu einlädt, auch muslimische Glaubenszeugen zu würdigen:

„Zwar ist es im europäischen oder auch italienischen Kontext nicht leicht zu sagen, dass wir eine solche Haltung den anderen – vor allem den Muslimen – gegenüber einnehmen sollten. Aber in unserem Fall sehen wir nun die Botschaft: Ja, Muslime sind in der Lage, an Christen die Reinheit des Glaubens und die ehrliche Liebe zu Gott und den Brüdern wahrzunehmen. Also – das ist eine Herausforderung!“

(vatican news)

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22. November 2018, 14:24