Pater Zollner: Strukturen und Abläufe zur Missbrauchsprävention schaffen
Vatican News: Pater Zollner, was ist denn Ihre Rolle in dieser Missbrauchskonferenz?
Pater Zollner: Die Organisation koordinieren, das heißt, ich soll mich mit den anderen Mitgliedern des Organisations-Komitees zusammensetzen, das Programm vorbereiten und die Zusammenarbeit mit den zuständigen Vatikanstellen, also die Organisation, Verwaltung, Logistik etc. koordinieren.
Vatican News: Was genau sehen Sie als das Ziel dieser Missbrauchskonferenz an?
Pater Zollner: Es ist keine Missbrauchskonferenz, sondern es ist eine Konferenz, bei der es darum geht, die Möglichkeiten und Notwendigkeiten in der Prävention von Missbrauch für alle Bischöfe weltweit darzulegen. Ziel ist auch, die Zuständigkeiten zu klären, also wer für was und wann zuständig ist. Im Amerikanischen fasst man das unter Responsibility, Accountability und Transparency verhandelt wird. Darunter fällt auch die Frage, wofür ein Bischof eigentlich zuständig ist und was zu den Kompetenzen der Lokalkirche zählt bzw. was die Aufgaben der römischen Behörden sind.
Vatican News: Wird es denn auch im Sinne Ihrer eigenen Institution an der Gregoriana um die Ausbildung in Hinblick auf Kinderschutz gehen?
Pater Zollner: Das wird sicherlich eine Rolle spielen, wobei wir diese Konferenz nicht im Sinne einer Fortbildungsmaßnahme aufbauen werden. Die Bischöfe sind eigentlich schon gut vorbereitet, wenn es darum geht, wie man Missbrauch erkennt und auf Opfer von Missbrauch zugeht. Was meines Erachtens im Fokus stehen muss, sind die Dinge, die an der Wurzel liegen. Also, wie kann man Missbrauch so weit als möglich verhindern und wie kann man Strukturen und Abläufe schaffen, die genau dies tun, was zu Recht eingefordert wird: nämlich Klarheit darüber zu schaffen, wer wann und auf welche Weise einschreiten muss, welche Maßnahmen es gibt, wie Täter bestraft werden und wer dafür zuständig ist, die entsprechenden Prozesse zu begleiten.
Vatican News: Weil es ja heute um die Ernennung der Komitee-Mitglieder geht, was sind denn die Auswahlkriterien für diese Kommissionsmitglieder?
Pater Zollner: Das liegt ganz beim Heiligen Vater. Der Papst hat mit Kardinal Cupich jemanden ernannt, der in den USA sehr für seine klare und strikte Politik bekannt ist, was die Verfolgung von Missbrauchstaten angeht. Auch im Bereich von Präventionsmaßnahmen gilt er als Vorreiter.
Kardinal Gracias war bis vor Kurzem nicht nur der Vorsitzende der Indischen Bischofskonferenz, sondern auch der Asiatischen Bischofskonferenz und spricht damit für einen Großteil der „jungen Kirchen“, wie wir sagen. Er wird sicherlich die Besonderheit der Sichtweise von Bischöfen und Gläubigen auf anderen Kontinenten einbringen. Das wird auch klarmachen, dass wir nicht nur von einem westlichen oder nordamerikanischen oder europäischen Problem reden, sondern von einer Tatsache, die die ganze Kirche angeht.
Erzbischof Scicluna wiederum ist anerkanntermaßen die wichtigste Figur der vergangenen Jahre, oder man könnte fast sagen, Jahrzehnte, gewesen, wenn es um die konsequente Verfolgung von Missbrauchstaten und Tätern geht. Er ist ja kürzlich als Erzbischof von Malta auch zum Sondersekretär der Glaubenskongregation ernannt worden und hat damit noch eine weitere wichtige Einflussmöglichkeit innerhalb der Vatikanbehörden.
Schließlich dann die beiden Frauen, die beide Untersekretärinnen sind im Dikasterium für Laien, Familie und Leben. Sie sind Familienmütter, die die Stimme nicht nur der Laien, sondern speziell auch von Frauen und Müttern einbringen. Sie werden also sicherlich auch eine wichtige Rolle dabei spielen, die Sensibilität der Gläubigen tatsächlich hörbar zu machen.
Das Gespräch führte Christina Höfferer.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.