Die Franziskaner-Kirche in Qasr al-Yahud im Westjordanland wurde nach 50 Jahren wieder eröffnet Die Franziskaner-Kirche in Qasr al-Yahud im Westjordanland wurde nach 50 Jahren wieder eröffnet 

Neue Kirchen-Nutzung im Dialog mit der Zivilgesellschaft

Was passiert mit einer Kirche, die nicht mehr als solche verwendet wird? Mit dieser Frage hat sich der Päpstliche Rat für Kultur in letzter Zeit beschäftigt. Er fordert jetzt einen Dialog mit der Zivilgesellschaft in Hinblick auf neue Nutzungen von Kirchenräumen. An diesem Montag präsentierte der Präsident des Päpstlichen Rats, Kardinal Gianfranco Ravasi, die Leitlinien für die weitere Vorgangsweise.

Zukünftige Priester sollen im Bereich des Kulturgüterschutzes ausgebildet werden, die Güter sollen inventarisiert und katalogisiert werden, jede Transformation soll unter Beteiligung der lokalen christlichen Gemeinschaft stattfinden. Kulturelle, soziale und wohltätige Zwecke sollten außerdem bei allen Überlegungen zur Neunutzung im Vordergrund stehen. Reliquien müssen in neuen Altären oder in speziellen Reliquiaren aufbewahrt werden. Dies sind die wichtigsten Punkte des richtungsweisenden Dokuments.

Konferenzergebnisse

Das zuständige Dikasterium des Heiligen Stuhls veröffentlichte den Text, der unter Mitarbeit von Delegierten der Bischofskonferenzen von Europa, Kanada, den Vereinigten Staaten und Australien zum Abschluss der internationalen Konferenz „Gott wohnt hier nicht mehr? Neunutzung von Gotteshäusern und integrierte Verwaltung des kirchlichen Kulturerbes“ erstellt wurde.

Die Leitlinien (fünf Kapitel und elf endgültige Empfehlungen) wurden an diesem Montag um 12.00 Uhr auf der Website des Dikasteriums veröffentlicht. Kardinal Ravasi stellte klar, dass, auch wenn in einigen Fällen eine Entsakralisierung legitim erscheinen könne, eine Schändung naturgemäß niemals zulässig sei.

Symbolträchtig

Den allgemeinen Hintergrund der Thematik stellen die fortschreitende Urbanisierung und Säkularisierung dar. Dabei setzt sich die Kirche für bereits definierte „good practices“ ein. Heute sind Stadtzentren kaum mehr bewohnt, sondern werden oft nahezu ausschließlich für Verwaltungs- und Managementaufgaben genutzt. Die Erhaltung des umfassenden kirchlichen Erbes wird daher immer problematischer. Mehr als die Hälfte der Kirchen im Zentrum Roms beispielsweise werden nicht genutzt, können jedoch nicht in Museen verwandelt werden, weil sie ein Symbol für die Stadt und für die ganze Welt darstellen.

Edles Erbe

Auch wenn eine Kirche ihrer sakralen Funktion enthoben ist, bleibt doch die symbolische Funktion eines spirituellen und künstlerischen Ortes. Dieses edle Erbe, so Kardinal Ravasi, müsse erhalten und geschützt werden, wie es ist, auch wenn es nicht mehr für den Gottesdienst bestimmt sei.

Es solle jedoch keine Aufregung unter den Gläubigen auslösen, wenn ein Kirchenraum einer nichtsakralen Nutzung zugeführt werde, zumal wenn diese auch mit der ursprünglichen Realität des Baus vereinbar sei: Museen, Bibliotheken, Archive, Kulturzentren und Treffpunkte, aber auch karitative Einrichtungen, all dies sei durchaus denkbar. Kardinal Ravasi wies in diesem Zusammenhang auf die Bewirtung von Bedürftigen in der römischen Basilika Sant'Eustachio hin und auch auf die Essen, die die Gemeinschaft Sant'Egidio am Weihnachtstag in Santa Maria in Trastevere organisiert.

Weiter eine kirchliche Mission erfüllen

Auch Papst Franziskus habe erklärt, dass es rechtmäßig sei, Kirchengüter und sakrale Gegenstände für wohltätige Zwecke zu verwenden, so Kardinal Ravasi. Wie der Papst in einer Botschaft an die Konferenz feststellte, kann eine richtige museale Verwertung der kirchlichen Güter diesen „gewissermaßen ein neues Leben geben, damit sie weiterhin eine kirchliche Mission erfüllen können“.

(vatican news/sir – hoe)
 

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17. Dezember 2018, 13:52