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Kardinal Parolin nach Irak-Reise: Hoffnung auf Papstbesuch

Ein Besuch, der seine Spuren hinterlassen hat: Erfüllt von den Begegnungen mit Gläubigen, die auch unter schwersten Bedingungen ihren Glauben nicht verloren haben, ist Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin von einer mehrtägigen Reise in den Irak zurückgekehrt. Er habe dort „den Glauben einer Märtyrerkirche berührt“, so die Nummer Zwei des Vatikans in Bilanzinterview mit Vatican News.

Christine Seuss und Alessandro Gisotti - Vatikanstadt

Über die Weihnachstage war Parolin im Irak, um der dortigen Gemeinschaft die Nähe und Gebete des Papstes zu übermitteln. Wie der vatikanische Chef-Diplomat betonte, habe sein Besuch im Namen des Papstes den Gläubigen nicht nur große Freude bereitet, sondern auch die Hoffnung genährt, dass Franziskus selbst bald einmal in den Irak reisen könnte:

„Alle, wirklich alle, hoffen einmütig, dass er den Irak so schnell wie möglich besuchen und sie persönlich trösten kann. Und dieser Hoffnung der irakischen Christen schließe ich mich an: dass natürlich die Bedingungen geschaffen werden, damit der Heilige Vater in den Irak reisen und Momente des Gebets und der Begegnung mit diesen unseren Brüdern und Schwestern teilen kann. Es wäre sicherlich eine große Ermutigung für sie in all den Schwierigkeiten, mit denen sie noch zu kämpfen haben.“

„Alle, wirklich alle, hoffen einmütig, dass er den Irak so schnell wie möglich besuchen und sie persönlich trösten kann“

Die Kirche, die er im Irak vorgefunden habe, habe ihn nicht nur beeindruckt, sondern auch sehr berührt, vertraut uns Kardinal Parolin an. „Wirklich sehr sehr berührend, dieses Treffen mit den christlichen Gemeinschaften im Irak, eine große Freude meinerseits und ich denke, dass ich die auch von ihrer Seite aus wahrnehmen konnte. Ich war wirklich glücklich, ihnen die Nähe des Papstes, seine Zuneigung, seinen Segen, und die Aufmerksamkeit, mit der er stets ihre Situation verfolgt hat, überbringen zu können.“ Die Reise sei gut gelaufen, resümiert der Vatikandiplomat mit Blick auf die festliche und freudige Atmosphäre der Weihnachtszeit, die er vor Ort erlebt habe: „Natürlich war es eine Gelegenheit, die Leiden der letzten Jahre und auch die Unsicherheiten der Gegenwart zu teilen, aber gleichzeitig auch die Hoffnungen für die Zukunft. Ich möchte es jedoch wirklich einen Moment der Gnade nennen, für den ich dem Herrn außerordentlich dankbar bin.“

„Sie sind stolz darauf, Christen zu sein und dies weiterhin zu sein, inmitten so vieler Schwierigkeiten, so vieler Prüfungen und so vieler Leiden“

Das Zeugnis der Menschen im Irak, die in den Jahren des Krieges und Terrors schwere Prüfungen durchlebt haben, hätte ihn besonders beeindruckt, fährt der Kardinalstaatssekretär fort: „In den Reden, die ich gehalten habe, besonders in den Predigten, habe ich sehr auf diesen Punkt bestanden: ,Ihr seid ein Zeugnis für die universelle Kirche. Die Weltkirche ist euch dankbar für das, was ihr erlebt habt, für das, was ihr gelebt habt, und sie muss sich ein Beispiel an euch nehmen, an dieser Fähigkeit, Leiden und Entbehrungen für den Namen Jesu zu ertragen´. Aber was mich besonders beeindruckt hat, war der Stolz - im positiven Sinne des Wortes -, mit dem diese Brüder und Schwestern ihren Glauben leben: Sie sind stolz darauf, Christen zu sein und dies weiterhin zu sein, inmitten so vieler Schwierigkeiten, so vieler Prüfungen und so vieler Leiden!“

„Man fühlte sich von der Art und Weise, wie sie beteten, geradezu mitgerissen“

Die Eindrücke, die er von der Heiligabend begonnenen Reise mitgebracht habe, seien vielfältig und nach wie vor sehr präsent in seiner Erinnerung, betont Parolin. Doch die nach wie vor sichtbare Zerstörung der einstigen IS-Hochburg Mossul habe ihn besonders mitgenommen, erzählt er uns. „Eine weitere Sache, die mich sehr beeindruckt hat, waren diese Kirchen - sowohl die chaldäischen als auch die syrisch-katholischen - voller Menschen: voller Männer, Frauen, Kinder, junger Menschen. Alle singen und beten. Man fühlte sich von der Art und Weise, wie sie beteten, geradezu mitgerissen.“

„Irgendwann nahm er mich einfach an der Hand“

Doch auch die Beziehung zwischen Christen und Muslimen, die gegenseitige Hilfestellung im Nachkriegsalltag, habe er sozusagen am eigenen Leib erfahren, lässt der Kardinalstaatssekretär den Besuch vor seinem inneren Auge nochmals Revue passieren. „Ein letztes Bild, das mir für die Situation im Irak besonders geeignet erscheint, ist folgendes: Als wir in Mosul waren, war es schwierig, die Straße zu betreten, weil überall Schutt herumlag. Der Gouverneur von Mosul war dabei, er wollte kommen und mich begrüßen. Irgendwann nahm er mich einfach an der Hand. Ich empfand es als einen sehr schönen Moment, der symbolisch für die Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen stehen sollte: Sich die Hände reichen und sich gegenseitig helfen. In diesem Moment - es regnete fürchterlich - erschien ein schöner Regenbogen am Himmel. Was für eine Symbolik! Auch dies, das Symbol des Friedens, des Bündnisses. Das sind die wichtigsten Bilder, aber es gibt noch viel mehr.“

Vom 24. bis zum 28. Dezember war die Nummer Zwei des Vatikans auf Solidaritätsbesuch im Irak. Auf dem Reiseprogramm des Kardinals standen die Hauptstadt Bagdad, wo er die Heiligabendmesse mit dem chaldäischen Patriarchen Louis Raphael Sako zelebrierte, Erbil und die Ninive-Ebene mit dem Ort Karakosh, sowie die ehemalige IS-Hochburg Mossul.

(vatican news)

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29. Dezember 2018, 13:44