Unser Kommentar: Ecclesia Dei, Außergewöhnlichkeit beendet
Andrea Tornielli – Vatikanstadt
Das Motu Proprio, mit dem Franziskus die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei auflöst, indem er ihre Zuständigkeit einem speziellen Teil der Kongregation für die Glaubenslehre zuordnet, hat eine doppelte Bedeutung. Erstens erinnert der Papst daran, dass der außergewöhnliche Charakter, für den Johannes Paul II. diese Kommission 1988 ins Leben rief, nicht mehr gilt. Nach dem Bruch mit Erzbischof Marcel Lefebvre und den Bischofsweihen, die ohne päpstliches Mandat stattfanden, wurde die Kommission eingeführt. Sie sollte die Wiederherstellung der vollen kirchlichen Gemeinschaft mit Priestern, Seminaristen und Ordensleuten im Zusammenhang mit dem vorkonziliaren römischen Ritus fördern, damit sie ihre eigenen geistlichen und liturgischen Traditionen bewahren können.
Eine Not, die nicht mehr besteht, auch dank der Entscheidung von Benedikt XVI., die Nutzung des römischen Messbuches von 1962 zu gewähren, wie es vom heiligen Johannes XXIII. vor Beginn des Konzils verkündet wurde. Aus diesem Grund erinnert Papst Franziskus daran, dass die Institute und Ordensgemeinschaften, die gewöhnlich den außerordentlichen Ritus feiern, heute ihre eigene Stabilität in Zahl und Leben gefunden haben. Ihr Bestand ist somit konsolidiert, und alle ihre Funktionen werden auf den neuen Abschnitt übertragen, der unter anderem auf das bisher bei der Kommission beschäftigte Personal zurückgreifen wird.
Die zweite Bedeutung der Entscheidung hängt mit der spezifischen Kompetenz der Glaubenskongregation zusammen. Die Entscheidung von Franziskus ist Teil eines bereits begonnenen Prozesses von Papst Benedikt XVI., der 2009 den Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre den Vorsitz über die Ecclesia Dei übertrug. Der heutige weitere Schritt ist dadurch begründet, dass die von der Kommission behandelten Ziele und Themen „überwiegend lehrmäßig“ sind. Dies ist ein Hinweis auf den Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und der von Bischof Lefebvre gegründeten „Priesterbruderschaft Pius X.“. Bekanntlich bleibt die Lehrfrage mit der Aufhebung der Exkommunikation der unrechtmäßig geweihten Bischöfe im Jahr 1988, der freien Nutzung des römischen Messbuches von 1962 und der den Priestern der Bruderschaft von Papst Franziskus gewährten Fakultäten das einzige, aber auch das wichtigste noch offene Thema. Das gilt besonders jetzt, da die Bruderschaft ihre Führung gewechselt hat. Die neuen Leiter der Priesterbruderschaft haben in der Tat angekündigt, dass sie um weitere Gespräche mit dem Heiligen Stuhl über die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils bitten werden: ein heikles Thema, das nun vom Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Luis Ladaria, behandelt wird.
(vatican news – mg)
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