Kinderschutz-Experte findet Ergebnis der Konferenz „sehr ermutigend“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der deutsche Jesuit leitet das Kinderschutz-Zentrum an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom; er ist einer der entscheidenden Köpfe im Einsatz des Vatikans gegen Missbrauchsskandale im kirchlichen Bereich.
„Wir haben (bei der Kinderschutz-Konferenz) sehr viele Hinweise auf wirklich konkrete, wichtige Punkte zusammengetragen“, so Zollner an diesem Dienstag in einem Interview mit Radio Vatikan.
„Schon bald sehr konkrete Resultate“
„Das Organisationskomitee (der Konferenz) hat schon am Sonntagnachmittag wieder getagt; am Montag hatten wir den ganzen Morgen über ein Treffen mit den Leitern bzw. Vertretern der Einrichtungen der Römischen Kurie, um zu sehen, wie wir jetzt den Umsetzungs-Prozess in Gang setzen. Am Montagabend haben wir auch einen Zeitplan aufgestellt, der dafür sorgen kann, dass wir schon bald sehr konkrete Resultate haben werden.“
Sehr konkrete Resultate – genau das hatten sich viele schon von den vier Tagen der Kinderschutz-Konferenz von Donnerstag bis Sonntag im Vatikan erhofft. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt; dementsprechend war das Medienecho auf die Abschlussrede von Papst Franziskus einigermaßen lau, wenn nicht gar enttäuscht.
„Eine neue Haltung bei vielen Bischöfen“
Auf die Frage, mit welchen Resultaten man denn bald rechnen könne, sagt Pater Zollner: „Da haben wir zunächst ein paar rechtliche Dinge. Richtlinien für die Vatikanstadt, Gesetze für die Vatikanstadt. Das wird in Kürze approbiert und in Kraft gesetzt. Dann wird es eine ‚Task force‘ geben, also Gruppen von Experten, die überall in der Welt den Bischofskonferenzen helfen, denen es an kompetentem Personal fehlt. In vielen Teilen Afrikas und Asiens gibt es keine Kultur der Prävention, und in Kirche wie Gesellschaft fehlt es an dafür ausgebildeten Personen. Um also nicht nur einen Nachdenk-, sondern auch einen Prozess der aktiven Umsetzung von Kinderschutz anzustoßen, werden fähige Personen ausschwärmen, um den Bischofskonferenzen und religiösen Gemeinschaften dabei zu helfen, dass alles getan wird, damit junge Leute in diesem Teil der Welt sicher sind.“
Es wird also nicht an konkreten Folgerungen aus den dreieinhalb Tagen der Beratung fehlen, verspricht der Jesuit. „Wir fangen ja auch nicht bei null an. In einigen Teilen der Welt haben wir schon viele Sicherheits- und Schutzmaßnahmen in Kraft, davon können sich auch andere Teile der Welt inspirieren lassen. Aus meiner Sicht hat jedenfalls diese Konferenz ein sehr ermutigendes Ergebnis gehabt: die Umkehr nämlich. Eine neue Haltung, bei vielen Bischöfen. Vor allem in Weltgegenden, wo sie bisher gesagt haben: Das ist kein Thema, das uns betrifft… In Afrika und Asien habe ich mir oft anhören müssen: Das ist doch ein Problem des Westens, wir haben solche Verbrechen nicht. – Jetzt haben sie hingegen verstanden, dass sie in ihren Ländern ebenfalls diese Verbrechen haben, und dass sie alles tun müssen, um für Gerechtigkeit zu sorgen, um den Opfern zuzuhören und um Präventionsmaßnahmen in Kraft zu setzen.“
Zum Fall Pell: „Wer Verbrechen begeht, muss bestraft werden“
Zollner gibt zu, dass sich dieses Ergebnis des Anti-Missbrauchs-Gipfels nur „schwer messen“ lässt. Doch er habe gesehen, dass vor allem die Berichte der Überlebenden von Missbrauch keinen der zuhörenden Bischöfe „unberührt“ gelassen hätten.
Zur Verurteilung von Kardinal George Pell wegen Missbrauchs in Australien sagt Pater Zollner, man müsse natürlich noch abwarten, was der Berufungsprozess ergebe. „Jedenfalls muss jeder – ganz gleich, welche Rolle oder welches Amt er hat – bestraft werden, wenn er ein Verbrechen begangen hat! Ich bin kein Jurist und kenne dieses (australische Justiz-) System nicht, aber es wirkt auf mich sehr komplex… Wir sind jetzt in der ersten Instanz, der Kardinal wird Berufung einlegen, und dann werden wir das Ergebnis sehen.“
(vatican news)
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