Vatikan: Papst Franziskus sieht Klimademos positiv
Der Papst habe nicht nur mit Blick auf das Pariser Klimaabkommen die Umweltenzyklika Laudato Si verfasst, sondern auch immer wieder mit Staats- und Regierungschefs über dieses Abkommen gesprochen und Donald Trump auch eine Kopie seiner Enzyklika verehrt, erinnert Sanchez Sorondo. Das Desinteresse der Regierungen gegenüber dem Klimawandel sei hingegen ein „kollektiver Selbstmord“, betont der Papstvertraute. „Der Vatikan vertritt die Auffassung, dass es einer ganzheitlichen ökologischen Umkehr bedarf, eines neuen moralischen Imperativs, der aus sich aus dem biblischen Gedanken ableitet, dass wir verantwortlich sind für die Schöpfung. Wir sind die letzte Generation, die die Dinge noch ändern kann.”
Jeden Freitag lässt die schwedische Aktivistin Greta Thunberg die Schule sausen, um gegen den Klimawandel und für mehr Einsatz der Regierungen gegen das Problem zu kämpfen. Tausende junger Menschen auf der ganzen Welt eifern ihr mittlerweile nach. Ein Zeichen, dass junge Menschen das Problem besser zu verstehen schienen als die Erwachsenen, gesteht Sanchez Sorondo ein. „In Panama haben wir während der Papstreise 500 junge Menschen getroffen. Wir haben sie gefragt, was die größte Herausforderung ist, die die Welt angehen muss. Sie haben geantwortet: Das Klima.“ Es seien jedoch die mächtigen Wirtschaftsinteressen der Welt, die eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Problem verhinderten, klagt der Großkanzler der Akademie an. „Es gibt Präsidenten, die mit Wahlkampagnen gewählt wurden, die von der Ölindustrie gesponsert wurden, damit sie, wenn sie erst einmal im Amt sind, über das Klima Stillschweigen bewahren,“ nimmt Sanchez Sorondo kein Blatt vor den Mund.
Franziskus sei über die Problematik gut informiert, betont der Kurienbischof. Auch die Vereinten Nationen hätten in ihrem Bericht über den Zustand des Planeten festgestellt, dass mehr als ein Viertel der Krankheiten und Todesfälle durch Umweltverschmutzung verursacht würden: „Das ist richtig. Unsere Päpstliche Akademie sagt das seit langem.“ Gleichzeitig sei die Situation wesentlich schlimmer, als das noch zur Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens der Fall zu sein schien: „Das Abkommen müsste überarbeitet werden.“ In Gefahr sei nicht nur die Gesundheit der Armen, sondern auch der Reichen, die letztlich jedoch am längeren Hebel säßen: denn es seien vor allem die Armen, die an den Folgen des Klimawandels litten, während die Reichen, die etwa 19 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten, mehr als die Hälfte der Ressourcen konsumierten und damit zur Erderwärmung und dem Artensterben beitrügen.
(la repubblica - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.