Vatikan: Kein geschlossener Rücktritt bei Frauen-Zeitschrift
Im Editorial der aktuellen April-Ausgabe schreibt Scaraffia jedoch nicht von Rücktritt, sondern nur davon, dass „wir nicht anders können, als unsere Arbeit für beendet zu erklären“. Ähnlich hatte sie es in ihrem Brief an den Papst formuliert, den die Zeitung „Corriere della Sera“ veröffentlichte. Neben Scaraffia gehören der Redaktion des Magazins zwei weitere Redakteurinnen an, die weiterhin Vatikan-Angestellte sind und für das Magazin schreiben werden.
Die verbleibenden Redakteurinnen seien „absolut wütend“ darüber, dass Scaraffia sie auf diese Weise in persönliche Auseinandersetzungen hineingezogen habe, schreibt der Vatikan-Korrespondent der Zeitung „La Croix“. Diese Sicht bestätigt auch der Verein der Frauen im Vatikan („Donne in Vaticano" D.VA)“. Auch die übrigen, meist freien Mitarbeiterinnen des Magazins wollten weiter für das Magazin arbeiten; für das Stammblatt des „Osservatore“ tun sie das zum Teil auch.
Von Vian zu Monda
Scaraffia war als freie Journalistin vom früheren Direktor der Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“, Giovanni Maria Vian, mit der Koordination der Monatsbeilage betraut worden. Diese Stellung habe ihr eine große Unabhängigkeit ermöglicht, aus der heraus sie das Magazin seit der Gründung 2012 zu einem profilierten Blatt entwickelte. Zusätzlich habe ihr Vian, ein langjähriger Weggefährte und Vertrauter Scaraffias, erheblichen Einfluss auch im „Osservatore“ selbst gewährt.
Als Vian im Dezember in Pension ging und Papst Franziskus den Schriftsteller und Religionslehrer Andrea Monda zu seinem Nachfolger ernannte, sei Scaraffia irritiert gewesen. Berichten zufolge hatte Scaraffia dem neuen Direktor der Vatikan-Zeitung verweigert, an einer Redaktionssitzung des Magazins teilzunehmen, als er deren Arbeit kennenlernen wollte.
(kna – sk)
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