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Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin 

„Eine positive Methode der Zusammenarbeit mit China gefunden”

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zieht eine positive Bilanz des vorläufigen Abkommens über Bischofsernennungen mit China und erhofft sich schrittweise weitere konkrete Resultate. Er äußerte sich in einem langen Interview mit zwei Journalisten der englischsprachigen chinesischen Zeitung Global Times.
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Auf die Frage, wie es mit dem Dialog zwischen China und dem Heiligen Stuhl vorangehe, unterstreicht der Kardinalstaatssekretär, dass „die Kommunikationskanäle sehr gut“ arbeiteten und das gegenseitige Vertrauen im Verlauf der mühsamen jahrelangen Verhandlungen gewachsen sei. Beide Seiten hätten eine Methode der Zusammenarbeit gefunden, die „positiv” scheine. Am 22. September 2018 hatten China und Heiliger Stuhl ein Abkommen unterzeichnet, mit dem die strittige Frage von Bischofsernennungen zumindest „vorläufig” (so auch der Titel des Abkommens) geregelt wurde.

Keine Verhandlungen über Staatstheorien, sondern Suche nach konkreten Lösungen

Zwar müsse die Zusammenarbeit stetig weiterentwickelt werden, doch die bisherigen Errungenschaften ließen weitere konkrete Resultate erhoffen, so der Kardinalstaatssekretär, der bereits in seiner Zeit als Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten maßgeblich an der Arbeit an dem Abkommen beteiligt war. Wichtig in diesem Zusammenhang sei, dass in diesem Abkommen nicht über Staatstheorien verhandelt werde, sondern „praktische Lösungen“ gesucht würden, die den Glauben realer Menschen und dessen friedliche Ausübung beträfen.

Widerstand bei komplexen Themen ist verständlich

Die behandelten Fragen seien komplex und Widerstand gegen die ausgearbeiteten Lösungsvorschläge daher verständlich, antwortet Parolin auf die Frage nach Kritik an dem Abkommen, die insbesondere von prominenten Vertretern der chinesischen „Untergrundkirche“ geäußert wurde. Keinesfalls seien alle Probleme mit dem Abkommen gelöst worden, und es gebe auch keine „Zauberformel“, doch die noch offenen Fragen würden mit gutem Willen und Entschiedenheit angegangen, betont Parolin. Er wies darauf hin, dass nach „dauerhaften Lösungen“ gesucht werde, die die beiderseitigen  Positionen so gut wie möglich abbildeten.

Für den Papst, der sehr gut über die Vorgänge informiert sei, stehe auf jeden Fall der pastorale Aspekt bei der Lösungssuche im Vordergrund. Der Dialog müsse aber letztlich durch seine Früchte überzeugen. Bislang habe er bereits dazu beigetragen, gegenseitige Vorurteile abzubauen, doch ein zweiter wichtiger Punkt sei, „dass sich zwei historische, große und hochentwickelte internationale Staaten - wie China und der Heilige Stuhl - immer mehr einer gemeinsamen Verantwortung für die schwerwiegenden Probleme unserer Zeit bewusst werden“.

Gemeinsame Verantwortung für große Herausforderungen

Dazu gehörten insbesondere Einsatz für Frieden und Armutsbekämpfung, Umwelt und Klima, Migration, ethische Grundlagen in der Forschung sowie der wirtschaftliche und soziale Fortschritt von Völkern: „Es ist für den Heiligen Stuhl erste Priorität, dass in all diesen Bereichen die Menschenwürde im Zentrum steht, angefangen bei der wirklichen Achtung der grundlegenden Rechte, zu denen die Religionsfreiheit zählt, sowie beim Gemeinwohl, was das Wohl eines jeden Einzelnen bedeutet.“

Die zunehmende Vernetzung der Weltbevölkerung bedeute letztlich, dass Entscheidungen auf lokalem Level schnell auch globale Auswirkungen zeitigen können, so der Kardinalstaatssekretär auf die Frage, was er persönlich den politischen Führungspersönlichkeiten gerne ans Herz legen würde. Daher sei es auch bei den schwerwiegendsten und komplizierten Entscheidungen nötig, über den kurzfristigen Erfolg hinaus auch langfristige Folgen zu bedenken, so die Mahnung des Chefdiplomaten.

Keine Angst vor Dialog

Papst Franziskus sehe China nicht nur als „große Nation”, sondern auch als wichtige Kultur, reich an Geschichte und Weisheit, betont Parolin. Gerade heute stehe China im Zentrum des Interesses insbesondere bei jungen Menschen. Der Heilige Stuhl hoffe, „dass China keine Angst haben wird, in den Dialog mit der übrigen Welt einzutreten“. Doch auch von der Weltgemeinschaft erhoffe er sich eine Anerkennung der „Wünsche des chinesischen Volkes“:

„Auf diese Weise, wenn alle zusammenarbeiten, bin ich sicher, dass wir in der Lage sein werden, das Misstrauen zu überwinden und eine sicherere und wohlhabendere Welt aufzubauen. Mit den Worten von Papst Franziskus würden wir sagen, dass wir nur gemeinsam die Globalisierung der Gleichgültigkeit überwinden können, indem wir als kreative Handwerker des Friedens und entschlossene Förderer der Geschwisterlichkeit arbeiten.“

(global times - cs)

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13. Mai 2019, 14:08