Vatikan: Priester nach Belästigungsvorwurf freigesprochen
Im kirchlichen Strafprozess um den Verdacht eines sexuellen Übergriffs auf eine Ordensfrau hat das höchste Vatikangericht den Beschuldigten freigesprochen. Es handelt sich um einen ehemaligen Abteilungsleiter der Glaubenskongregation, Pater Hermann Geißler, dem ein früheres weibliches Mitglied der Gemeinschaft Das Werk einen kirchenrechtlich strafbaren Übergriff vorgeworfen hatte. Vatikansprecher Alessandro Gisotti bestätigte an diesem Freitagmittag gegenüber Vatican News die Entscheidung des Gerichts; Stunden später veröffentlichte das Gericht dann auch eine Pressemitteilung.
Urteil auf Lateinisch
Die Richter sahen es demnach bei einer Sitzung am 15. Mai als nicht erwiesen an, dass der österreichische Ordenspriester Geißler die deutsche Theologin Doris Wagner in einer nach kirchlichem Recht strafbaren Weise bedrängt hat. Die Beschuldigungen seien „nicht mit der gebotenen moralischen Gewissheit bewiesen“ worden, heißt es in der Stellungnahme wörtlich. Der kanonische Prozess war vom Obersten Gericht der Apostolischen Signatur durchgeführt worden. Geißler hatte die Belästigungsvorwürfe von Anfang an zurückgewiesen. Wagner war von der Signatur nicht gehört worden, wie die Theologin per Twitter mitteilte.
Beichtvater der Ordensfrau
In Interviews und einem Buch hatte Doris Wagner angegeben, Geißler habe sie als ihr Beichtvater im November 2009 im Kontext einer Beichte angefasst und ihr sexuelle Avancen gemacht. In späteren Interviews ergänzte Wagner, der Priester habe sie in der betreffenden Situation auch festgehalten und versucht, sie zu küssen. Sie sei in Panik geraten und fortgerannt. Im Januar 2019 kündigte der Vatikan eine Untersuchung des Vorfalls an. Geißler trat als Abteilungsleiter der Glaubenskongregation zurück, um Schaden von der Kurienbehörde und seiner Gemeinschaft abzuwenden, wie es in einer Stellungnahme der Glaubenskongregation hieß.
(vatican news - mg/sk)
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