Archivbild: Papst Franziskus feiert die Messe in der Pfarrei Sant'Anna im Vatikan 2013.03.17 Archivbild: Papst Franziskus feiert die Messe in der Pfarrei Sant'Anna im Vatikan 2013.03.17  

Sant'Anna im Vatikan: Die Pfarrei feiert 90. Geburtstag

Eine universale Gemeinde direkt hinter dem Eingang des Kleinstaats feiert Geburtstag: Obwohl die Pfarrei Sant'Anna dei Parafrenieri im Vatikan nur für wenige Seelen zuständig ist, stellt sie - neben dem Petersdom - für zahlreiche Besucher und Pilger den einzigen Gebetsort im Vatikan dar, den man relativ frei betreten kann.

Claudia Kaminski - Vatikanstadt

Erbaut wurde die Kirche Sant'Anna schon 1565 – Papst Pius IV. hatte die „Bruderschaft der Parafrenieri“ (Bruderschaft der Reitknechte) damit beauftragt, in der Nähe des Apostolischen Palastes eine Kirche zu errichten. Sie wurde 1583 geweiht.

Mit den Lateranverträgen vom 11. Februar 1929, die die „Gefangenschaft der Päpste im Vatikan“ beendeten, war der Weg frei für einen regeren Austausch mit der Aussenwelt. Bereits im darauffolgenden Mai entschied Papst Pius XI., eine Pfarrei auf Vatikangebiet zu errichten. Die Wahl fiel auf Sant'Anna, nur wenige Schritte hinter dem gleichnamigen Tor, das in den Vatikan führt.  Ausdrücklich wünschte der Papst ein Taufbecken in der Kirche. Zuständig für den Pfarrbezirk war ab sofort der Augustinerorden, die Erzbruderschaft erhielt als neue Pfarrkirche stattdessen Santa Caterina della Rota in der Nähe der Piazza Farnese auf der anderen Seite des Tibers.

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Madonna dei Parafrenieri - Caravaggio

Die Mitglieder der Erzbruderschaft hatten bis vor einigen Jahrzehnten das Amt der päpstlichen Sänftenträger inne und geleiten noch heute hochgestellte Besucher zu den päpstlichen Audienzen. Zur Zeit des Baus von Sant'Anna waren sie unter anderem noch – als Adlige und Pfalzgrafen - für die päpstlichen Ställe zuständig. Für ihre Kapelle im Petersdom gaben die „Parafrenieri“ ein Gemälde ihrer Schutzpatronin, der Heiligen Anna, bei keinem Geringeren als Caravaggio in Auftrag.

Das Caravaggio-Gemälde "Madonna dei Parafrenieri"
Das Caravaggio-Gemälde "Madonna dei Parafrenieri"

Caravaggio führte den Auftrag in kurzer Zeit zwischen 1605 und 1606 aus. Die Darstellung zeigt die „Feindschaft zwischen der Schlange und der Frau“ nach 1. Mos 3,15. Man sieht in der für Caravaggio typischen Malweise des „Chiaroscuro“ einen dunklen, kaum auszumachenden Raum, in dem zwei Frauen und ein Kleinkind zu sehen sind. Das Kind hat den Fuß, wie seine Mutter, dicht am Kopf der Schlange. Die ältere Frau schaut andächtig zu, die Hände sind vor dem Bauch verschränkt. Die Szene ist eine prunklose und zeitgenössische Darstellung, da beide Frauen eher bäuerlich erscheinen. Wären da nicht die Heiligenscheine, so käme man nicht darauf, dass es sich um die Mutter Gottes, die Heilige Anna und das Jesuskind handelt. Es heißt, das Gemälde habe nicht in den Petersdom gepasst, sodass es nur kurz danach in die kleine Kirche der Bruderschaft auf Vatikangebiet, Sant’Anna, gebracht wurde. Doch auch dort war es nur kurzzeitig ausgestellt, bevor es von Kardinal Scipione Borghese gekauft wurde. Heute noch ist das Bild in der Villa Borghese zu besichtigen. 

Universale Gemeinde 

Heute besuchen täglich Tausende die Pfarrkirche des Vatikans. Auch aus dem Ausland gibt es viele Anfragen für Taufen oder Hochzeiten. Der Pfarrer Bruno Silvestrini betont, dass die Pfarrei die ganze Welt versammelt - und offen für alle sei. Ungeachtet der Grenze zwischen dem italienischen und dem vatikanischen Staat habe jeder Mensch das Recht auf geistliche Hilfe, Dialog und Unterstützung.

Die Türen der Kirche öffnen sich jeden Tag im Morgengrauen für liturgische Feiern und für Mitarbeiter des Vatikans, die ihren Tag mit Gebet beginnen wollen, bevor sie zur Arbeit gehen. Natürlich gibt es auch eine eigene Beichtkapelle. 

Die Päpste und die Pfarrei bis heute

Pius XI. war bei der Einweihung der Orgel am 7. Februar 1931 dabei, der Heilige Johannes XXIII. besuchte seine Pfarrei am 20. Januar 1961 und der Heilige Papst Paul VI. durchquerte am 29. Mai 1970 den Vatikan, um zum 50. Jahrestag des Bestehens der Pfarrei anwesend zu sein.

Johannes Paul II. feiert die Heilige Messe in Sant'Anna
Johannes Paul II. feiert die Heilige Messe in Sant'Anna

Der Heilige Johannes Paul II. bezeichnete sie in seiner Predigt vom 10. Dezember 1978 als „meine Pfarrei“ und auch Benedikt XVI. feierte dort am 5. Februar 2006 eine Heilige Messe.

Papst Franziskus wählte Sant'Anna für seine erste öffentliche Messe am 17. März 2013. Er ließ es sich auch nicht nehmen, dem Pfarrer Bruno Silvestrini zum 90-jährigen Bestehen seiner Pfarrei zu gratulieren und ihn an die Verpflichtung zum evangelischen Zeugnis zu erinnern. In seiner Botschaft erbat Franziskus aber auch die Gaben des Heiligen Geistes für die Augustiner, denen die Pfarrei anvertraut ist, für deren Mitarbeiter sowie für die gesamte Pfarrgemeinde. Abschließend erteilte er seinen Apostolischen Segen für die Gemeinde.

(vatican news)

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30. Mai 2019, 12:37