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Der Brausekopf und der Stratege

Zwei sehr unterschiedliche Typen werden an diesem Samstag gefeiert: Petrus und Paulus. Zwei Märtyrer, zwei Missionare – aber da hören die Gemeinsamkeiten schon fast auf.

Simon, der jüngere Bruder des Andreas, stammte aus Betsaida in Galiläa, war verheiratet, von Beruf Fischer. Jesus gab ihm den Namen Kephas, „Fels“ (woraus lateinisch dann Petrus wurde). Petrus wird in allen Apostelverzeichnissen als Erster genannt. Zugleich zeichnen ihn die Evangelien aber als wankelmütigen, leicht aufbrausenden Charakter. Er bekennt Jesus als „Christus, Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16), will aber auch Jesus von seinem Leidensweg abbringen und handelt sich damit von ihm die Rüge „du Satan“ ein (Mk 8,30).

Nach dem Weggang Jesu übernahm er die Führung der Gemeinde in Jerusalem. Er nahm auch den ersten Heiden in die Kirche auf (Apg 10, 11). Sein Aufenthalt in Rom und sein Märtyrertod unter Kaiser Nero (zw. 64 und 67) können als historisch gesichert gelten.

„Du Satan“ und „Eiferer für das Gesetz“

Paulus – sein hebräischer Name war Saulus – wurde um 10 n. Chr. als Sohn einer pharisäischen Familie in der jüdischen Diasporagemeinde von Tarsus in Kilikien in geboren. Er war römischer Bürger. In Jerusalem wurde er zum Toralehrer ausgebildet. Als „Eiferer für das Gesetz“ (Gal 1,14) begann er, die Christen zu verfolgen. Als er um 33/36 zur Ausrottung der Christen nach Damaskus ging, hatte er vor der Stadt eine Christusvision. Von diesem Erlebnis an verstand er sich selbst als Zeuge der Auferstehung. Er ließ sich taufen und zog sich drei Jahre in die Einsamkeit zurück.

Danach verkündete er auf mehreren Missionsreisen das Evangelium und gründete Gemeinden aus Christen, die aus dem Heidentum kamen. An sie schreibt er Briefe, die einen wesentlichen Teil des Neuen Testaments bilden. Aufgrund seiner Verkündigung wird er wiederholt von Juden und von Römern verfolgt bis hin zu körperlichen Strafen und Gefängnis. In Jerusalem wurde er von Diasporajuden angeklagt, von den Römern in Schutzhaft genommen und nach Rom gebracht und schließlich vor den Mauern der Stadt enthauptet.

Gefeiert wird nicht der Todestag, sondern die Übertragung der Reliquien

Als Todesjahr des Paulus wird 67 genannt. Früher gab es am 30. Juni noch einen besonderen Gedenktag des heiligen Paulus; er steht seit 1970 nicht mehr im römischen Kalender; stattdessen hat das Fest der Bekehrung des heiligen Paulus (25. Januar) einen höheren Rang erhalten.

Nicht der Todestag der beiden Apostel wird an diesem Hochfest Peter und Paul gefeiert, sondern die vermutliche Übertragung ihrer Reliquien in die Katakombe an der Via Appia, nahe bei der heutigen Kirche San Sebastiano. Das Fest wird zum ersten Mal im römischen Staatskalender von 354 erwähnt. Der Papst versteht sich sowohl als Nachfolger Petri wie als Nachfolger des Paulus; er zelebriert eine Messe zum Fest der römischen Stadtpatrone.

(vn/erzabtei-beuron/te deum maria laach – sk)
 

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29. Juni 2019, 08:18