Vatikandiplomat: Staatsreligion gefährdet Religionsfreiheit
Anlässlich einer von den Botschaften von Pakistan und der Türkei geförderten Veranstaltung mit dem Titel „Terrorismus und anderen Gewalttaten aufgrund von Religion oder Glaube entgegenwirken: Förderung von Toleranz und Inklusion“ erinnerte er an die Reihe der jüngsten extremistischen Attentate etwa in Pittsburgh, Christchurch, Sri Lanka und Syrien. Weil sie während gottesdienstlicher Versammlungen stattfanden, seien sie besonders abscheulich, treffen sie doch schutzlose Menschen bei ihrer Religionsausübung: „Oasen des Friedens und der Ruhe werden schnell zu Hinrichtungskammern“.
Wenn religiöse Minderheiten Staatsfeinde werden
Auza sieht die UN-Resolution zum Schutz religiöser Orte und die öffentliche Aufmerksamkeit und Verurteilung der Attacken gegen Gläubige als große Schritte in die richtige Richtung, doch seien die internationalen Instrumente nicht genug. Nur wenn die einzelnen Staaten die Religionsfreiheit schützen, könnten sie religiöse Toleranz und Inklusion fördern, betonte der Erzbischof. Die offiziellen Berichte zur Religionsfreiheit von UN, USA und dem Hilfswerk „Kirche in Not“ aus 2018 bestätigen laut Auza, dass Staaten mit offizieller Staatsreligion oder bevorzugter Religion deutlich stärker religiöse Freiheitsrechte beschränken:
„Zusätzlich zur zunehmenden Verletzung der Religionsfreiheit von Staaten durch die Gesetzgebung betonen diese Berichte die bürokratischen Schikanen und Verwaltungslasten bezüglich der Errichtung von religiösen Stätten und Schulen, diskriminierende Strukturen in Familienrecht und Erziehung und sogar Gräuel wie Massenmord und –Vergewaltigung aufgrund des Hasses gegen den Glauben und die Religion der Opfer. Die Berichte verzeichnen steigende aggressive Formen der nationalistischen Feindseligkeit gegen religiöse Minderheiten, die zur systematischen Stigmatisierung und Einschüchterung der Religionsminderheiten führen“.
Staat und Religion voneinander trennen
Daraus schloss Auza, für die Religionsfreiheit sei die Gewährleistung der Gleichheit vor dem Gesetz und die positive und respektvolle Trennung von Religion und Staat notwendig. Entsprechend sei an alle politischen Verantwortlichen zu appellieren, den Missbrauch von Religion für Hetze und Gewalt oder die Rechtfertigung von Unterdrückung, Mord und Terrorismus zu verurteilen. „Um wirksam und nicht verfremdend zu sein, muss dieser Appell gleichzeitig versichern, dass nicht Religionen als solche für mörderischen Wahnsinn beschuldigt werden, sondern vielmehr die Schuld bei denen bleibt, die religiösen Glauben falsch verstehen oder manipulieren, um Böses vorgeblich im Namen Gottes zu tun für politische oder ideologische Zwecke“, fügte der UN-Beobachter des Heiligen Stuhls hinzu.
Gewalt gegen Christen beim Namen nennen
Bevor er abschließend interreligiösen Dialog und die Betonung der Würde aller in der schulischen Bildung und Erziehung betonte, forderte Auza aber auch, neben antimuslimischen und antisemitischen endlich auch anti-christliche Gewalttaten als solche anzuerkennen. Einige UN-Offizielle oder Staatsoberhäupter und Medien würden die Attentate gegen Christen „nicht einräumen oder ungewöhnliche Beschönigungen gebrauchen, um das spezifisch anti-christliche Wesen der Gewalt nicht zu erwähnen“, aber, so Auza, „wir müssen den Mut und die Aufrichtigkeit haben, die Dinge bei ihrem Namen zu nennen“.
(vatican news – fr)
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