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Wie grün ist der Vatikan?

Die Stadt Rom versinkt im Müll: Bilder von überquellenden Containern gehen durch die Weltpresse, den Gestank kann man sich dazudenken. Aber wie sieht’s eigentlich mit dem Vatikan aus, der mitten in Rom liegt? Insel der Seligen – oder gleichfalls vom Müll belagert?

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der kleinste Staat der Welt ist auch einer der grünsten; schließlich ist ein großer Teil seines Territoriums von Gärten bedeckt. Einweg-Plastik gehört in den Leoninischen Mauern schon bald der Vergangenheit an, wie Rafael Ignacio Tornini, Chef des Garten- und Reinigungsdienstes im vatikanischen Governatorat, der Nachrichtenagentur ansa jetzt erklärte. Der Vatikan-Supermarkt hat den Verkauf von Plastiktellern, -messern, -gabeln und ähnlichen Dingen des täglichen Bedarfs nämlich schon deutlich reduziert, bald werden die Umweltkiller im Papststaat überhaupt nicht mehr erhältlich sein. 

Und der Müll? Um ihn einzusammeln und zu recyclen, hat der Vatikan ein eigenes System, das weitgehend den von der EU vorgegebenen Standards entspricht. Seit 2016 gibt es im Kirchenstaat sogar eine Sondermüll-Deponie, die hier „Öko-Center“ genannt wird. 85 der Abfallcodes, die im europäischen Abfallverzeichnis (EWC) vermerkt sind, können hier entsorgt werden.

Eigene Sondermüll-Deponie

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren 98 Prozent des Mülls, der auf der Sondermüll-Deponie landete, vorsortiert. Das Ziel sind natürlich hundert Prozent, es soll nächstes Jahr erreicht werden. 

Etwa tausend Tonnen Müll produziert der Vatikan pro Jahr; er wird in der Regel aus Papierkörben aufgesammelt, nur Kochöl oder Küchenabfälle werden auch vor der Haustür abgeholt. Seit fünf Monaten wird aus organischem Müll Kompost hergestellt, berichtet Tornini. Er gibt auch an, der Vatikan versuche, soviel Müll wie möglich in seinen eigenen Mauern zu recyclen; ein Teil wird etwa zu Dünger gemacht und für die Gärten und den vatikanischen Bauernhof in Castel Gandolfo verwendet. 

Zum Nachhören

Restmüll, mit dem der Heilige Stuhl überhaupt nichts mehr anzufangen weiß, wird von einem privaten Unternehmen abgeholt und (in Italien) entsorgt. Davon waren vor drei Jahren erst 35 Prozent vorsortiert; heute liegt die Prozentzahl bei 55 Prozent, in zwei oder drei Jahren soll sie die 75 Prozent erreichen.

Plastikmüll wird separat eingesammelt

Plastikmüll wird im Vatikan separat eingesammelt: Das sind vor allem Wasserflaschen, die Touristen und Pilger auf dem Petersplatz in die Tonnen werfen, etwa zehn Kilo sind das pro Tag. Es sei, so sagen Tornini und vier seiner Mitarbeiter, eine zähe Aufgabe gewesen, die Mentalität im Vatikan zu ändern; sie hätten sogar Kurse für die Mitarbeiter angeboten, wie man mit Sondermüll umgeht. Ein Ansporn sei für sie die Schöpfungs-Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 gewesen.

Schon seit 2008 gewinnt der Vatikan über 2.400 Paneele auf dem Dach der Audienzhalle Sonnenenergie – auf 5.000 Quadratmetern. Die gewonnene Energie reicht für die Halle und mehrere anliegende Gebäude. Seit Januar 2019 erstrahlt auch der Petersdom in energiesparendem LED-Licht; in die Sixtinische Kapelle und auf den Petersplatz zogen LED-Lampen schon früher ein. Doch, er ist schon ganz schön grün, der Vatikan…

(vatican news)

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17. Juli 2019, 09:58