Schnittstelle auch ethischer Fragen: digitaler Fortschritt um jeden Preis? Schnittstelle auch ethischer Fragen: digitaler Fortschritt um jeden Preis? 

Vatikanseminar: Was heißt Gemeinwohl im digitalen Zeitalter?

Wie werden Künstliche Intelligenz und Robotik unser Leben verändern? Wo zeigt sich schon heute der Segen und der Fluch des digitalen Fortschritts? Wo dient die technische Entwicklung Einzelnen, wo der ganzen Menschheit? Solche Fragen stehen im Mittelpunkt eines Vatikanseminars zum Thema „Das Gemeinwohl im Digitalen Zeitalter“ diese Woche im Vatikan.

Zu der Tagung vom 26.-28. September haben das Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen und der Päpstliche Kulturrat Experten aus aller Welt und aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Philosophie, Theologie und Sozialwissenschaften eingeladen. Dabei werden unterschiedliche Themenfelder wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz und Robotik, Cybersicherheit und Kinderschutz im Internet angesprochen. Gemeinsam wollen die Teilnehmer ethischen Fragen im Blick auf den digitalen Fortschritt nachgehen und den Nutzen, aber auch die Herausforderungen der technischen Entwicklung durchdeklinieren. Das Vatikanseminar zu digitalem Fortschritt findet in der Generalkurie der Jesuiten am ròmischen Borgo Santo Spirito statt.

„Das technokratische Paradigma ist nämlich heute so dominant geworden, dass es sehr schwierig ist, auf seine Mittel zu verzichten, und noch schwieriger, sie zu gebrauchen, ohne von ihrer Logik beherrscht zu werden. Es ist „kulturwidrig“ geworden, wieder einen Lebensstil mit Zielen zu wählen, die zumindest teilweise von der Technik, von ihren Kosten und ihrer globalisierenden und vermassenden Macht unabhängig sein können. (Papst Franziskus, Laudato si, 108)“

Roboter statt Arbeiter?

So kann digitaler Fortschritt für Arbeitnehmer etwa zum Fluch werden, wenn deren Arbeitskraft durch Roboter ersetzt wird. Auch wird technischer Fortschritt im Bereich der Waffenindustrie und in den Händen zweifelhafter Regime nicht selten zur Gefahr für große Teile der Menschheit. Wer profitiert im digitalen Zeitalter eigentlich vom technischen Fortschritt, und wer bleibt auch in Zeiten des Internets immer noch außen vor? Auch diese Fragen kommen laut Veranstaltern auf den Tisch.

„Man muss anerkennen, dass die von der Technik erzeugten Produkte nicht neutral sind, denn sie schaffen ein Netz, das schließlich die Lebensstile konditioniert, und lenken die sozialen Möglichkeiten in die Richtung der Interessen bestimmter Machtgruppen. Gewisse Entscheidungen, die rein sachbezogen erscheinen, sind in Wirklichkeit Entscheidungen im Hinblick auf die Fortentwicklung des sozialen Lebens. (Papst Franziskus, Laudato si, 107)“

Wir haben es in der Hand

Adressaten sind hierbei all jene Fachleute, die den digitalen Fortschritt vorantreiben und ihn lenken. Mit Blick auf den technischen Fortschritt erinnert Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika Laudato Si: „Gewisse Entscheidungen, die rein sachbezogen erscheinen, sind in Wirklichkeit Entscheidungen im Hinblick auf die Fortentwicklung des sozialen Lebens.“ Man könnte den Papst auch so übersetzen: Technik ist weder gut noch schlecht, es kommt vielmehr darauf an, was wir mit ihr machen. So klammert das Vatikanseminar gerade auch die Verantwortlichkeit von Technikern wie Politikern, Geldgebern und Nutzern des digitalen Fortschritts nicht aus. Die Erfinder bestimmter Algorithmen hätten etwa einen erheblichen Einfluss auf das Leben von Millionen von Menschen, wird in der Presseerklärung zum Seminar ein Beispiel genannt.

Den Wert des Gemeinwohls begreifen

Um zu verstehen, was in dem Kontext „Gemeinwohl“ heißen kann, brauche es gerade einen interdisziplinären Austausch, unterstreicht Kurienbischof Paul Tighe, Sekretär des Päpstlichen Kulturrates, der das Seminar am Sitz des Päpstlichen Kulturrates vorstellte. Um die technische Entwicklung im digitalen Zeitalter zu verstehen und im Sinne des Gemeinwohls zu lenken, brauche es gewiss Fachleute und Techniker aus eben jenem Bereich – Antworten zum Gebrauch dieser Technologien müssten allerdings aus dem Bereich der Philosophie und Theologie kommen, so der Bischof. Im Dialog und interdisziplinären Austausch gelte es herauszufinden, was digitaler Fortschritt im Sinne des Gemeinwohles bedeuten könne. Hier gelte es gerade auch die Ärmsten und diejenigen Menschen mit einzubeziehen, die sonst ausgeschlossen würden.

(vatican news – pr)

 

 

 

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24. September 2019, 14:29