Aus der Synodenaula: Integrale Bildung für ökologiebewusste Bürger
Die Sondersynode für die panamazonische Region setzt ihre Arbeit fort: An diesem Samstagmorgen fand in Anwesenheit von Papst Franziskus die 7. sogenannte Generalkongregation statt. Damit sind jene Bischofsversammlungen gemeint, an der alle Beteiligten dabei sind. Der Vatikan teilte mit, dass 175 Synodenväter im Saal anwesend waren.
An dem Tag, an dem die katholische Kirche an die Muttergottes von Aparecida erinnert, sangen die Synodenväter ein Lied zu Ehren der Jungfrau, der Patronin Brasiliens, und vertrauten ihr die Arbeit der Synode an. Damit wurde die 7. Vollversammlung der Amazoniensynode eröffnet, gefolgt von Beiträgen verschiedener Synodenväter sowie einiger Zuhörer, die als Gäste an der Synode teilnehmen. Unter den behandelten Themen sei das Thema der integralen Bildung, ein Instrument der Integration und Förderung des Amazonasvolkes, in besonderer Weise hervorgehoben worden: Für eine nachhaltige Entwicklung sei es wichtig, dass ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung durch Interdisziplinarität und Transdisziplinarität bestehe, weit weg von der Wegwerfkultur und nahe der Kultur der Begegnung. Die Aufgabe der Erzieher müsse daher durch die Perspektive der Evangelisierung erneuert werden, damit sie sich dieser großen Herausforderung, der Bildung, stellen könnten. Daher seien die Überlegungen über die Dringlichkeit eines Bildungspakts notwendig und zwar aus ökologischer Sicht und in einer besonderen Sichtweise für Amazonien, um ein „gutes Leben“, ein „gutes Zusammenleben“ und „gutes Handeln“ zu fördern.
Wir brauchen eine „ökologische Bürgerschaft“
Amazonien sei eine Region, die reich an Vielfalt sei, nicht nur durch den Urwald mit ihrer Pflanzen- und Tiervielfalt, sondern auch kulturell: Heute seien die Gemeinschaften, die im Amazonasgebiet wohnen, durch die Verbreitung der sogenannten „zivilisierten“ Welt bedroht, die in Wirklichkeit nur auf die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen abziele, um aus dem Reichtum Kapital zu schlagen, hieß es in der Synodenaula. Es bedürfe stattdessen einer ganzheitlichen Bildung, die die Verbindung zwischen Mensch und Umwelt wiederherstelle und Einzelpersonen bilde, die in der Lage seien, sich um das gemeinsame Haus zu kümmern. Dies solle im Namen der Solidarität, des Gemeinschaftsbewusstseins und der „ökologischen Bürgerschaft“ geschehen.
Integrale Ökologie, so hieß es weiter, müsse Teil der Lebensweise in der Kirche für die Welt werden. Das Thema der Enzyklika Laudato Si müsse ernst genommen werden. Es wurde bekräftigt, dass während der Mensch auf eine für alle erzwungene Homologie abziele, Gott hingegen eine Harmonie der Unterschiede fördere. Und genau hier sei der Amazonas ein tugendhaftes Modell, indem jene Weltregion die Einheit in der Vielfalt seines Ökosystems und der dort lebenden Völker darstelle. Daher wurde die Aufforderung geäußert, Völker und die Schöpfung nicht zu homologisieren, auszuschließen oder zu dominieren, damit Ungerechtigkeiten und Gewalt nicht vorherrschten, wie dies durch Landnahme oder Bohrungen in Meeresschutzgebieten der Fall sei.
Das Thema „Arbeit“ und die Tragödie des Menschenhandels
In einem Vortrag wurde zudem das Thema der Interaktion zwischen Ökologie und Arbeit angesprochen, zwei Bereiche, die zu oft eine technokratische oder ausbeuterische Dynamik aufweisen. Im Gegenteil, es sollte daran erinnert werden, dass es notwendig sei, eine „Theologie der Schöpfung“ zu fördern, um ein nicht räuberisches Verhältnis zur Natur zu schaffen. Das Thema „Arbeit“ wurde auch in einer anderen Intervention entwickelt, die sich mit dem Thema „Jugendarbeitslosigkeit“ befasste: Es sei die erste und schwerste Form der Ausgrenzung und Marginalisierung von Jugendlichen, hieß es, mit alarmierenden Situationen der Sklaverei in den Arbeitslagern oder in der Stadt. Tragisch sei dies insbesondere bei Kinderarbeit. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, die Rechte der Arbeitnehmer zu fördern und die Solidarwirtschaft, die lokalen Bioökonomien und die erneuerbaren Energien wiederzubeleben. All dies solle man als Priorität des Gemeinwohls vor dem Gewinn ansehen. Ein weiteres Thema war der Menschenhandel in all seinen dramatischen Facetten, einschließlich Prostitution, Zwangsarbeit und Organhandel. Es ging um Verbrechen gegen die Würde des Menschen und deshalb wurde hervorgehoben, dass ein neuer moralischer Imperativ sowie eine internationale gesetzliche Anstrengung notwendig seien, um die Gesellschaft von diesen Verbrechen zu befreien.
Die Rolle der Frauen
Frauen seien in den Amazonasgemeinden sehr aktiv und bereit, die pastoralen Aufgaben mit den Priestern zu teilen, hieß es. Das sei ein tiefgreifendes Thema, das nicht oberflächlich umgangen werden könne, hieß es in den Redebeiträgen. In einer Rede wurde gefordert, dass Frauen in nicht-ordinierten Diensten der „Würde von Männern“ gleichgestellt werden sollten, zumal viele Ordensfrauen wahre „Heldinnen des Amazonas“ für die Entstehung von Gemeinschaften in verschiedenen Teilen der Region waren und seien. Einige Zuhörer teilte ihre Erfahrung des geweihten Lebens im Amazonasgebiet und sprachen über ihr Engagement für die Förderung der indigenen Berufungen unter Achtung der individuellen Identitäten und der wahren Bereicherung der Spiritualität der Kirche. Insbesondere wurde das Engagement der geweihten Frauen in den Vororten und die Vielseitigkeit ihrer Arbeit bekräftigt. Daraus ergab sich die Idee einer größeren Anerkennung und Wertschätzung der geweihten Frauen, so dass sie nicht mehr „hinter“, sondern „mit“ den Gläubigen gehen sollten, in der Perspektive einer kirchlichen Synodalität fernab des Klerikalismus.
Die Frage der Berufungen
Was das Thema der „viri probati“ betrifft, so wurde im Synoden-Saal im Vatikan darüber nachgedacht, warum es an Berufungen mangele und warum die Kirche nicht in der Lage sei, neue Berufungen zu wecken. Eine Intervention schlug vor, lokale Erfahrungen mit temporären Diensten für verheiratete Männer zu initiieren, vorausgesetzt, sie würden von den lokalen Ordensleuten und der kirchlichen Gemeinschaft anerkannt und genehmigt. Ein anderer Redner schlug die Einrichtung einer panamazonischen oder regionalen Kommission für die Ausbildung zukünftiger Priester vor, um den wirtschaftlichen Schwierigkeiten einzelner Diözesen und dem Mangel an Erziehern zu begegnen. Auch wurde an die Bedeutung des ständigen Diakonats erinnert.
Migranten sind keine Zahlen
Die Synodenväter kamen dann auf Migration zu sprechen: Der Amazonas gehört tatsächlich zu den Regionen Lateinamerikas mit einer größeren nationalen und internationalen Mobilität. Im Mittelpunkt steht daher die Forderung, Migration nicht nur als soziologische oder politische Tatsache zu betrachten, sondern als theologischen Ort, um das Engagement der Kirche für Gerechtigkeit und Achtung der Menschenrechte auf der Suche nach einem gerechten und unterstützenden Wirtschaftssystem zu bekräftigen. Wir brauchen einen pastoralen Dienst, der diesem Thema Aufmerksamkeit schenkt, wie das Repräsentantenhaus betont, einen pastoralen Dienst, der nicht nur eine soziale, sondern vor allem eine geistliche Arbeit ist, fähig, Hoffnung zu bringen und die wahre Integration von Migranten zu fördern.
Die missionarische Aufgabe der Kirche und die ökumenische Herausforderung
Die Synodenväter gingen auch auf die missionarische Aufgabe der Kirche in einer Region ein, wie dem Amazonasgebiet, in der etwa 38 Millionen Menschen leben, darunter Gruppen indigener Völker, die freiwillig isoliert leben. Die Kirche brauche ein kohärentes, schönes und attraktives Zeugnis; die Kirche müsse „kontaktfreudig“, kerygmatisch und glaubenserzieherisch sein; sie muss sich in den Dialog einbringen, die Völker schätzen, dass ihre Kulturen mit dem evangelischem Reichtum befruchtet wurden und werden. Die Sendung der Kirche müsse auch im ökumenischen Bereich gedacht werden, hieß es im Saal, um den Umweltschutz, die Verteidigung der Rechte der indigenen Völker und den Dialog gemeinsam zu fördern.
Hörer: Amazonien ist keine Ware - Nein zum Kolonialismus
Am Ende der Versammlung an diesem Samstagvormittag durften einige Zuhörer der Synode das Wort ergreifen: unter den angesprochenen Themen nannten sie die Abgrenzung und den Schutz indigener Gebiete, damit sie nicht im Namen von Bergbau- oder Wasserkraftwerken enteignet und geplündert werden. Die Verteidigung des Landes sei gleichbedeutend mit der Verteidigung des Lebens: Die lokalen Regierungen müssten daher das Unrecht an den Ureinwohnern beenden, die oft diskriminiert oder „zur Schau gestellt“ werden und die nicht als lebendige Kultur mit ihren eigenen Bräuchen, Sprachen und Traditionen angesehen würden. Die internationale Gemeinschaft müsse auch konkrete Maßnahmen ergreifen, um den Verbrechen gegen die Ureinwohner des Amazonas ein Ende zu setzen, denn diese Region könne nicht als Ware behandelt werden. Die Pflege des gemeinsamen Hauses sei kein Objekt der Propaganda oder des Profits, sondern ein wahrer Schutz der Schöpfung, weit weg vom wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen „Kolonialismus“, der das Gebiet modernisieren wolle, indem er den lokalen Kulturen fremde Entwicklungsmodelle aufzwinge. Daraus ergebe sich die Idee, in den Ortskirchen einen Existenzfonds für ethno-ökologische oder agro-ökologische Initiativen und Ernährungssicherheit zu schaffen, ausgehend von der Logik des Amazonas.
(vatican news – mg)
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