Amazonien-Synode: „Wir brauchen eine Option für die Schöpfung“
Radio Vatikan: Sie sprechen davon, dass die katholische Kirche heute eine „Option für die Schöpfung“ braucht. Was ist das?
P. Michael Heinz: „Die lateinamerikanische Kirche hat in ihrem Bemühen, das II. Vatikanische Konzil umzusetzen, 1968 die Option für die Armen ausgesprochen und gelebt, und 1979, vor genau 40 Jahren, die Option für die Jugend. Und ich denke, jetzt, wo wir die großen Problematiken des Umweltschutzes, der Klimaveränderungen sehen, und die Synode diese Chance hat, diesen Kairos hat, das Thema weltweit kirchlich zu besprechen, wäre es an der Zeit, eine Option für die Schöpfung auszusprechen und zu leben.”
Radio Vatikan: Was genau kann das bedeuten, welche Vorschläge würden Sie da unterbreiten?
P. Michael Heinz: „Wir alle leben in einer Umwelt, die uns beeinflusst, die nicht sauber ist, die wir auch mitverschmutzen, jeder einzelne. Wir alle sollten überlegen, wie kann ich so leben, dass es umweltverträglich ist. Das geht vor allem uns Menschen in Europa an, die wir immer noch auf Kosten der Menschen im Süden leben. Aber ich denke es hat auch etwas mit einem Lebensstil zu tun, was einfacheres Leben angeht. Das ist oft etwas, was nicht gut ankommt, aber das müssen wir überlegen: einfacher leben, damit andere überleben. Es ist jetzt dringend, dass wir das auch umsetzen.”
Radio Vatikan: Einfacher leben – da könnte Europa sehr viel lernen von indigenen Bevölkerungen im Amazonas.
P. Michael Heinz: „Genau. Man kann sagen, dass die Indigenen im Amazonas die besten Umweltschützer sind: Sie leben in der Natur, sie leben mit der Natur und dabei zerstören sie die Natur nicht, sondern sie bewahren sie. Wenn wir bei der Synode dabei sind, ist es interessant für uns, einfach auf diese Menschen dort zu hören, von ihnen zu lernen und hoffentlich in einen fruchtbaren Dialog mit ihnen einzutreten.”
Radio Vatikan: Was erhoffen Sie sich von der Synode?
P. Michael Heinz: „Es wird ein großes Fest werden. Für mich ist es das erste Mal, dass ich bei einer Synode dabei bin. Ich erhoffe mir, dass die Bischöfe, Synodalväter, mutige Vorschläge machen, damit wir in der Kirche neue Wege gehen, neue Prozesse anstoßen. Dann können wir in den großen Bereichen, nicht nur Klima- und Umweltschutz, sondern auch mit den indigenen Völkern zusammengehen, von ihnen lernen. Und wir müssen uns hier in Europa für sie einsetzen, für ihren Schutz einsetzen. Und drittens ist zu schauen, wie das kirchlich aussehen kann, was man da für neue Punkte anstoßen muss – neue Pastoral, neue Wege.”
Radio Vatikan: Nun sind die mutigsten Vorschläge gerne auch die, welche die lauteste Kritik auf sich ziehen. Alle Synoden, die Franziskus bisher veranstaltet hat, waren heftiger Kritik ausgesetzt, noch nie war es so stark wie bei der Amazonassynode. Warum diese Reaktionen auf den Aufruf, mutig zu sein?
P. Michael Heinz: „Papst Franziskus geht in seinem Pontifikat neue Wege. Wir sehen das an seinem Verhalten und seinen Worten. Es ist sicher einigen Menschen nicht genehm gewesen, nach der langen Zeit eines Pontifikates von Johannes Paul II. und dann Benedikt XVI. jetzt einen Papst zu haben, der aus Lateinamerika kommt und neue Aspekte mit hineinbringt. Bei uns in Europa stößt manches an diesem Papst auf Kritik, die Art, wie er spricht und die Dinge angeht, der Punkt Migration, die Nachteile unseres Wirtschaftens benennt. Das alles bringt Kritik. Aber ich habe keine Angst davor. Kritik ist gut, wenn man sie richtig anbringt und wenn es auch konstruktive Kritik sein soll, um die Sache zu verbessern.”
(vatican news – gs)
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