Priorin Schwester Irene Gassmann aus der Schweiz Priorin Schwester Irene Gassmann aus der Schweiz 

Frauengruppe fordert Stimmrecht für Schwestern bei Bischofssynode

Eine Gruppe von Frauen, darunter zahlreiche Ordensschwestern, fordert das Stimmrecht für Frauen bei Bischofssynoden. Am Donnerstag, drei Tage vor dem Auftakt der Amazonassynode, findet dazu eine Veranstaltung in der Bibliotheca Valcelliana in Rom statt. Daran wird auch Bischof Felix Gmür teilnehmen, Vorsitzender der Schweizer Bischofskonferenz.

Am Sonntag beginnt im Vatikan die Bischofssynode zum Thema Amazonien. Bereits zum wiederholten Mal stellt sich dabei der Fall, dass ein Ordensbruder, den die Vereinigung der männlichen Ordensoberen (USG) entsandt hat, vom Vatikan unter die Synodenväter gereiht wurde und somit ein Stimmrecht hat. Kein Stimmrecht hingegen haben erneut die zehn Ordensfrauen, die von der Vereinigung der weiblichen Ordensoberen (UISG) zur Teilnahme an der Synode bestimmt wurden.

Die Schweizer Ordensfrau Irene Gassmann, Priorin des Benediktinerinnenklosters Fahr, sprach am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz in Rom von „Geschlechterdiskriminierung“. Es sei ihr ein Anliegen, dass die Frauen sich nicht nur einbringen, sondern auch mitbestimmen können, sagte die Priorin im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Ich denke, dass gerade zu einer Synode, wo es um Themen geht, die das ganze Volk Gottes in einer Region oder auch weltweit betreffen, die Frauen da auch dazugehören und die Erfahrungen der Frauen. Wenn das einfach nicht einbezogen wird, dass die Frauen dann auch mitbestimmen können, denke ich, vergibt sich die Kirche auch eine riesige Chance, wenn sie auf dieses Potenzial verzichtet. Und zudem geht es auch um eine Gleichberechtigung. Wenn es möglich ist, dass ein Ordensmann, der nicht Priester ist, bei der Synode mitbestimmen kann und eine Ordensschwester nicht, dann ist das eine Geschlechterdiskriminierung.“

„Die Kirche vergibt sich eine riesige Chance, wenn sie auf dieses Potenzial verzichtet“

Das Stimmrecht bei der Synode bezieht sich auf das dabei erarbeitete Dokument. Über dieses wird am Ende der Beratungen Absatz für Absatz abgestimmt. Sollte der Papst der Synode Entscheidungsgewalt gewähren und die Veröffentlichung des Schlussdokumentes anordnen, dann trüge es seine Unterschrift und hätte Anteil am ordentlichen Lehramt des Nachfolgers Petri. Allerdings ist es in der Geschichte der Synode, die als päpstliches Beratungsorgan nach dem II. Vatikanischen Konzil eingerichtet wurde, bisher nicht vorgekommen, dass ein Papst der Synode Entscheidungsgewalt gewährte. Die Schlussdokumente aller bisherigen Synoden waren somit markante Etappen im synodalen Prozess, aber ohne bindende Kraft. Wir fragten Irene Gassmann: Ist es rechtfertigbar, so viel Energie auf etwas zu verwenden, was am Ende gar nicht so viel zählt?

„Ich glaube, es geht um das Zeichen. Die Frauen arbeiten ja mit, sie denken mit. Man kann sagen, sie können sich ja einbringen und ihre Stimme ist dann in diesem Papier enthalten, da gebe ich Ihnen recht. Aber ich glaube, es geht hier wirklich um das Zeichen der Anerkennung, der Wertschätzung, dass es die Frauen gibt und dass die Frauen mitgearbeitet haben, mitgedacht haben. Und dass die Frauen auch hinter dem stehen, was sie gesagt haben. Ich glaube, es geht um das Zeichen, das damit gesetzt würde. Und auch ein Zeichen, auf das ganz viele Katholikinnen und Katholiken warten, dass die Kirche den Frauen zugesteht, dass sie auch ein Recht haben mitzustimmen bis zum Schluss.“

Auf derselben Stufe

Kirchenrechtlich betrachtet, stehen Ordensmänner ohne Priesterweihe, sogenannte Brüder, auf derselben Stufe wie Ordensfrauen und Laien. „Wenn Brüder abstimmen können, können auch Schwestern abstimmen“, schlussfolgerte bei der Pressekonferenz Schwester Simone Campbell, Leiterin von „Nuns on the Bus” (USA). Das Schlussdokument der Synode sei zwar nicht lehramtlich bindend, aber viele katholische Gläubige seien enorm interessiert an einem Dokument über die Themen der Amazonassynode, das die dort sich zeigenden Herausforderungen im Licht des Glaubens behandle. „Es geht darum, die ganze Kirche sprechen zu lassen“, so Campbell.

Das Stimmrecht für Ordensfrauen wäre nur ein erster Schritt hin zu sichtbarer Gleichberechtigung in der Kirche, sagte Deborah Rose-Milavec, Generalsekretärin der US-amerikanischen Organisation FutureChurch. 

Die in Liechtenstein ansässige katholische Stiftung Organisation „Voices of Faith“ koordiniert die Gruppe der Aktivistinnen, die das Stimmrecht für Frauen bei der Synode verlangen. Sie hatte bereits eine Unterschriftenaktion zum Thema „Votes für Catholic Women“ aufgelegt, die nach Angaben von Rose-Milavec in kurzer Zeit 10.000 Unterschriften erhalten hat. Die Organisatorinnen der Veranstaltung kündigen an, mit ihren Kampagnen fortzufahren, bis Frauen das Stimmrecht bei Synoden haben.

(vatican news - gs)

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02. Oktober 2019, 14:59