Das amazonische Antlitz der Kirche und die neuen Ämter
Der Schrei der christlichen Gemeinschaften müsse mit der gebotenen Aufmerksamkeit behandelt und Lösungen für die darin zum Ausdruck gebrachten Problemstellungen gesucht werden, so Tornielli in seinem Text, in dem er sich mit den bisher gelieferten Diskussionsbeiträgen, aber auch mit der medialen Berichterstattung über die Synode auseinandersetzt. Die Situation in den Amazonas-Gebieten sei singulär und auch als solche zu behandeln, erinnert Tornielli mit Blick auf Bischöfe, die mit einer Handvoll Priester die Seelsorge für über 500 Gemeinden, verstreut über 100.000 teils äußerst unzugängliche Quadratkilometer, übernehmen müssen – so dass Sakramente nur sehr selten, manchmal nur einmal im Jahr, und schon gar nicht in einer akuten Notlage zugänglich seien.
In der Synodenaula sei darauf hingewiesen und gleichzeitig kritisiert worden, dieses Thema „ohne das Herz des Hirten“ anzugehen. „Jede Überlegung, jeder Versuch einer Antwort, jede Auseinandersetzung mit anderen Standpunkten zu diesem Thema“, so Tornielli, müsse sich zunächst das Leid zu eigen machen, das die Gläubigen in dieser schwierigen Situation leben: „Eine Situation, die eigene Charakteristiken hat, die nicht auf andere übertragbar sind“, betont der Chefredakteur von Vatican News und weist darauf hin, dass die Amazonien-Synode gerufen sei, darauf mögliche Antworten zu finden.
Viri probati nur eine unter mehreren möglichen Lösungen
Es sei tatsächlich nur eine unter mehreren möglichen Antworten, bewährte und erfahrene Männer („Viri probati“) zu Priestern, „als Ausnahme und Experiment“, zu weihen, auch wenn sich die Berichterstattung vor allem darauf konzentriere. Dies bedeutet jedoch keineswegs, den Zölibat abzuschaffen oder aufzuweichen, indem einem Priester die Heirat gestattet würde, unterstreicht Tornielli. Er zählt weitere diskutierte Optionen auf, darunter eine größere Wertigkeit für den Ständigen Diakonat, der verheirateten Männern offensteht, in dem Versuch, Berufungen unter den Indigenen zu fördern und angemessen zu begleiten. „Das Bedürfnis nach einer angemessenen Ausbildung für Geweihte, Ordensleute und Laien ist in der Tat ein Bedürfnis, das mehrfach während der Beiträge in der Aula aufgekommen ist“, schreibt Tornielli. Beispielsweise sei auch die Möglichkeit neuer Ämter für Laien und insbesondere für Frauen erörtert worden, „in Anerkennung der außerordentlichen Hingabe so vieler Ordensfrauen, die ihr Leben im Dienst der amazonischen Gemeinschaften verbringen.“
„Es ist die Eucharistie, die Kirche macht, die eucharistische Feier ist das Herz, die Quelle und das Fundament des gemeinschaftlichen Lebens“, so Tornielli weiter. Doch wo der Priester nicht präsent sein kann, so wurde es in der Synodenaula diskutiert, könnte man an neue Ämter denken, die dem Bedürfnis der amazonischen Völker nach der Verkündigung des Wortes, der Leitung der Gemeinschaften und der Begleitung in den Sakramenten der Taufe, der Ehe und der Krankensalbung wie auch bei den Begräbniszeremonien entgegen käme. Bei diesen neuen Wegen müssten vor allem die Indigenen selbst einbezogen werden, als Seelsorger, Ständige Diakone und neue, nicht geweihte Amtsträger, aber mit der Fähigkeit, „die Gaben zu erkennen, die der Herr den eingeborenen Gemeinschaften gegeben hat. Die Synode ist auf dem Weg“, schließt Tornielli seinen Leitartikel.
(vatican news - cs)
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