Am letzten Arbeitstag der Synode Am letzten Arbeitstag der Synode 

Synoden-Schlusspapier: Die Kernsätze

Hier finden Sie einige Kernsätze aus dem Schlussdokument der Sondersynode zum Amazonas, über das die Synodenväter an diesem Samstag abgestimmt haben. Der Text wurde dem Papst überreicht. Eine deutsche Fassung gibt es (noch) nicht.

Arbeitsübersetzung: Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Viri probati: „Von der Überzeugung geleitet, dass eine legitime Verschiedenheit der Gemeinschaft und Einheit der Kirche nicht schadet, sondern sie ausdrückt und ihr dient, … schlagen wir die Erarbeitung von Kriterien und Verfügungen durch die kompetente Behörde vor, um geeignete Männer, die in der Gemeinschaft anerkannt sind, zu Priestern zu weihen, wobei sie auch eine legitim gebildete, stabile Familie haben können, um das Leben der christlichen Gemeinschaft durch die Verkündigung des Wortes und die Feier der Sakramente in den entlegensten Gebieten der Amazonasregion zu unterstützen. Einige Synodenteilnehmer haben sich für einen universalen Ansatz in dieser Frage ausgesprochen.“

Amazonischer Ritus: „Eine Kommission sollte sich, angelehnt an die Gebräuche der einheimischen Völker, an die Ausarbeitung eines amazonischen Ritus machen, der das liturgische, theologische und geistliche Erbe Amazoniens ausdrücken sollte. Dieser würde zu den bereits in der Kirche existierenden Riten hinzutreten… Man könnte auch untersuchen, wie sich die kirchlichen Riten bereichern ließen durch die Art und Weise, in der diese Völker um ihr Territorium Sorge tragen.“

Frauen: „Es ist nötig, dass Frauen stärker ihre leadership im Innern der Kirche wahrnehmen… Wir bitten um die Revision des Motu Proprio Ministeria quaedam von Papst Paul VI., damit entsprechend ausgebildete Frauen auch das Amt des Lektors und des Akolythen wahrnehmen können… Im pastoralen Kontext Amazoniens, wo die meisten katholischen Gemeinschaften von Frauen geleitet werden, bitten wir um die Einrichtung des Amtes der Leiterin der Gemeinschaft.“

Ökologie: „Alle Synodenteilnehmer waren sich der dramatischen Zerstörung bewusst, der Amazonien ausgesetzt ist. Sie bedeutet das Verschwinden des Gebiets und seiner Einwohner, vor allem der indigenen Völker. Der Amazonas-Regenwald, ein ‚biologisches Herz‘ für die Erde, ist immer bedrohter. Radikale Veränderungen sind dringend nötig – eine neue Richtung, damit er gerettet werden kann. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Verschwinden des Amazonas-Naturraums katastrophale Folgen für den ganzen Planeten haben würde!“

Indigene: „Das Leben der Gemeinschaften am Amazonas, die noch nicht vom Einfluss der westlichen Zivilisation erfasst wurden, spiegelt sich in Glaubensüberzeugungen und Riten wider, bei denen es vor allem um das Wirken göttlicher Geister geht. Über Tausende von Jahren haben sich diese Gemeinschaften um ihr Land, ihr Wasser und ihren Wald gekümmert und haben sie bis heute bewahrt… Die neuen Wege der Verbreitung des Evangeliums müssen im Dialog stehen mit diesem grundlegenden Wissen, in dem gleichsam Samenkörner des göttlichen Wortes erkannt werden können.“

Kolonialismus: „Die Verkündigung Christi geschah oft im Einverständnis mit den Mächten, die die Ressourcen ausbeuteten und die Völker unterdrückten. Jetzt hat die Kirche eine historische Gelegenheit, sich von den neuen kolonialen Mächten zu distanzieren und auf die Völker am Amazonas zu hören.“

Neuer Lebensstil: „Wir hören den Schrei der Erde, den Schrei der Armen und der Völker am Amazonas. Er ruft uns zu einer umfassenden Umkehr, zu einem einfachen und nüchternen Leben, genährt von einer mystischen Spiritualität im Stil des heiligen Franz von Assisi.“

Pfingstkirchen: „Im Amazonasgebiet sind die Beziehungen zwischen Katholiken, Pfingstkirchen, Charismatikern und Evangelischen nicht leicht. Die Tatsache, dass viele Katholiken von diesen Gemeinschaften angezogen werden, ist ein Motiv für Reibungen, kann aber auf unserer Seite auch zu einer persönlichen Gewissenserforschung und einer pastoralen Erneuerung führen.“

Indigene Religionen: „Diese Traditionen verdienen es, gekannt und in ihren Ausdrucksweisen, auch in ihrer Beziehung zum Wald und zur Mutter Erde verstanden zu werden. Die Christen, die sich auf ihren Glauben an das Wort Gottes stützen, treten mit ihnen in Dialog und teilen ihr Leben… Das Denken der indigenen Völker bietet eine integrale Weltsicht, die die verschiedenen Verbindungen unter allem, was geschaffen ist, versteht. Das steht in Kontrast zur dominanten Strömung des westlichen Denkens, das, um die Realität zu verstehen, zum Fragmentieren neigt.“

Einheimische Priester: „Die Option für die indigenen Völker mit ihren Kulturen, Identitäten und Geschichten verpflichtet uns darauf, uns um eine indigene Kirche mit indigenen Priestern und weiteren Ämtern zu bemühen.“

Menschenrechte: „Für Christen sind Interesse an und Sorge für die Förderung der Menschenrechte nicht fakultativ. Der Mensch ist als Bild und Gleichnis Gottes erschaffen, seine Würde ist unantastbar.“

Umweltsünden: „Wir schlagen vor, das ökologische Sündigen als Handlung oder Unterlassung gegen Gott, den Nächsten, die Gemeinschaft und die Umwelt zu definieren. Es ist eine Sünde gegen die künftigen Generationen.“

Laien: „Wir sehen die Notwendigkeit, die Räume für die Teilhabe von Laien an Leben und Mission der Kirche zu stärken und zu erweitern – sowohl beratend als auch dort, wo Entscheidungen getroffen werden.“

Kirchliche Ämter: „Für die Kirche in Amazonien ist es dringend, Männern wie Frauen in gleichem Maße Ämter zu übertragen… Der Bischof kann die Seelsorge für eine Gemeinschaft, in der ein Priester fehlt, einer Person, die kein Priester ist und zu dieser Gemeinschaft gehört, für eine bestimmte Zeit übertragen… Verantwortlicher für die Gemeinschaft wird aber immer ein Priester bleiben.“

(vatican news)
 

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26. Oktober 2019, 20:50