Synodenblog, Tag 20: Das hat nichts mit Götzendienst zu tun
Freitag, 25.10.2019
In der Kirche Santa Maria in Traspontina besuche ich an diesem Tag die Ausstellung der „Casa Comum”, das gemeinsame Haus. Während der Synode ist hier der Treffpunkt für diejenigen, die aus Amazonien oder anderen Gegenden gekommen sind, um die Synode zu unterstützen. Es sind Organisationen, Bewegungen, Ordensleute, Laien, Männern wie Frauen, die sich in Rom eingefunden haben, um die Sache der Amazonassynode in die Kirche und Gesellschaft zu tragen und dafür zu werben.
Jeden Morgen findet sich eine Gruppe der „Casa Comum” vor dem Gebäude der Glaubenskongregation ein, um die SynodenteilnehmerInnen mit fröhlichem Singen und ermutigenden Worten zu begrüßen. Manchmal kann man den Gesang schon auf dem Petersplatz hören, wenn man näher kommt. Viele, die hier mitmachen, kenne ich persönlich aus Brasilien, ich weiß von ihrer Begeisterung für das Evangelium und wie sehr sie versuchen, die Dinge für Menschen und Umwelt in Amazonien zu verbessern. Genau dieser unermüdliche Einsatz hat sie nach Rom geführt: weil die Wichtigkeit dessen, was hier passiert, morgen ein noch stärkerer Antrieb für ihr Leben und Wirken im gemeinsamen Haus sein wird.
Santa Maria in Traspontina heißt übersetzt „Heilige Maria jenseits der Brücke”. Ich sehe mir in der Kirche die mitgebrachten Dinge an. Ein grünes Tuch ist hier, das ich kenne, es stammt von den Männern und Frauen aus meiner Diözese Óbidos, die sich kurz vor der Synode zur Versammlung des Laienrates in Juruti Velho trafen und auf dieses Tuch ihre Namen geschrieben haben. Ausdruck von der Gegenwart der Menschen hier in Rom, die in Amazonien leben.
In den zwei Seitenkappellen sind auch die geschmückten Bilder der Märtyrer, viele von ihnen Missionare und Missionarinnen, die ihr Leben gelassen haben für die Sache Jesu Christi. Darunter ist mein Kurskollege P. Ezequel Ramin, ein Combonimissionar, der 1985 ermordet wurde. Sein Einsatz für die Rechte der Kleinbauern und Indigenen bei den Landkonflikten hat ihn das Leben gekostet. Seine Mörder durchsiebten ihn mit mehr als 70 Kugeln. Für ihn läuft der Seligsprechungsprozess. Da ist aber auch Schwester Dorothy Stang, Notre-Dame-Schwester, die in Anapú, Prälatur Xingu, im Wald erschossen wurde. Sie hat sich für die Menschen und den Regenwald eingesetzt. Ihr Bruder Tom Stang stand dort in Gedanken vertieft. Er war extra aus den USA gekommen.
Zusammen mit einigen anderen haben wir uns unterhalten. Mit hoher Intensität in dieser heiligen Stunde lauschten wir seinen Worten, als er von seiner leiblichen Schwester Dorothy sprach. Immer wieder habe sie ihn eingeladen, den Regenwald kennenzulernen. Mit ergriffenen Worten sagte er dann: „Dorothy’s Cathedral was the Amazon”, die Kathedrale von Dorothy war Amazonien.
Unsere vorletzte Generalversammlung am Freitagabend begann Papst Franziskus mit außergewöhnlichen Worten. Er entschuldigte sich für den Raub der Pachamama-Statuen, die aus dieser Kirche gestohlen und in den Tiber geworfen worden waren. Ein Akt des fehlenden Respekts vor dem Anderssein anderer. Die italienische Gendarmerie konnte drei der Statuen unversehrt aus dem Fluss bergen. Sie ermittelt gegen die Täter. Gleichzeitig hat der italienische Gendarmerie-Kommandant dem Papst vorgeschlagen, die Statuen, die die Mutter Erde vor allem in den Andenregionen darstellen, im Schlussgottesdienst der Synode aufzustellen. Das hat nichts mit Götzendienst zu tun, sondern will dazu anregen, sich mit der Verschiedenheit der amazonischen Kulturen auseinanderzusetzen.
Auch das gehört zur Tradition der Kirche, die sich immer wieder mit verschiedenen Kulturen befasst hat. Und sie tut dies schon seit 2000 Jahren.
(vatican news)
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