Ein Bild der Zeremonie in der Casina Pio IV Ein Bild der Zeremonie in der Casina Pio IV 

Juden, Christen, Muslime: gemeinsames Einstehen für Lebensschutz

Der Vatikan, das Oberrabbinat von Israel und eine muslimische Organisation aus Indonesien haben an diesem Montag gemeinsam ein Dokument unterzeichnet, das dezidiert gegen den „assistierten Suizid und die aktive Sterbehilfe“ Stellung bezieht. Das menschliche Leben ist eine Gabe Gottes und muss bis zu seinem natürlichen Ende der macherhaften Verfügung des Menschen entzogen bleiben. Das ist die gemeinsame Grundüberzeugung von Juden, Christen und Muslimen, die dieses Dokument unterzeichnen.

P. Norbert Hofmann - Vatikanstadt

Veranstaltet wird dieses besondere interreligiöse Treffen von der „Päpstlichen Akademie für das Leben“, dessen Leiter Erzbischof Vincenzo Paglia das Dokument im Auftrag von Papst Franziskus unterschrieben hat. Von jüdischer Seite wurde die gemeinsame Verlautbarung von einem Vertreter des Oberrabbinats Israels und von muslimischer Seite von einem Vertreter der Ulema Indonesiens ratifiziert. Auch weitere Vertreter der drei Religionen setzten im Anschluss ihre Unterschrift unter das Dokument.

Kategorisch verurteilt die Erklärung den assistierten Suizid und die aktive Euthanasie als unmoralisch und religiös verwerflich. Auf die medizinischen Institutionen sollte kein Druck ausgeübt werden, menschliches Leben künstlich zu beenden, selbst wenn die Rechtsprechung dem nicht widersprechen würde. Es sollten die jeweiligen religiösen Grundüberzeugungen der Betreffenden geachtet und die palliative Fürsorge gestärkt werden.

Was das Gespräch mit dem Judentum betrifft, so hatte man sich im Dialog zwischen der vatikanischen „Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum“ und dem Oberrabbinat Israel bereits im Februar 2006 mit diesem Thema beschäftigt und folgende gemeinsamen Grundüberzeugung zum Ausdruck gebracht: „Wir bestätigen die Prinzipien unserer jeweiligen Tradition dass Gott der Schöpfer und Herr alles Lebens, und deswegen das menschliche Leben heilig ist, wie es die Bibel lehrt: die menschliche Person ist nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen (vgl. Gen 1,26-27). Weil das Leben ein Geschenk Gottes ist, sollte es respektiert und erhalten werden. Wir verwerfen klar die Idee, dass das Leben Eigentum des Menschen ist, sowie das Recht jeder menschlicher Partei, über dessen Wert oder Länge zu entscheiden. Daher weisen wir das Konzept einer aktiven Euthanasie (das so genannte „mercy killing“) als eine illegale menschliche Anmaßung zurück. Es gibt eine exklusive göttliche Autorität, die Zeit des Todes einer Person zu bestimmen“.

Der Ko-Präsident des israelischen nationalen Ethikrates, Rabbiner Steinberg, hatte Papst Franziskus den Vorschlag zu der gemeinsamen Stellungnahme unterbreitet. Franziskus hatte seinerseits die Päpstliche Akademie für das Leben mit dem Projekt beauftragt. Unter Koordination der Akademie hatte eine interreligiöse Arbeitsgruppe das gemeinsame Dokument verfasst.

Dass eine muslimische Organisation dieser Grundüberzeugung zustimmen kann, zeugt davon, dass die so genannten drei abrahamitischen Religionen mit Blick auf den Lebensschutz am Ende des Lebens gemeinsame Werte vertreten.

 

Der Autor ist Sekretär der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum des Heiligen Stuhls

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28. Oktober 2019, 11:28