Ein Kollegengespräch aus der Synodenaula
Wie ist die Arbeit der Synode angelaufen?
Die Arbeit in der Synodenaula ist gut und gelassen angelaufen. Im Moment sind wir noch in der Phase der Vollversammlungen, erst ab Donnerstag teilen sich alle in Sprachgruppen auf. Vollversammlung heißt, es gibt nacheinander eine Menge kurzer Beiträge. Jeder vier Minuten lang, nach vier Minuten wird das Mikrofon ausgeschaltet. Und nach jeweils vier Beiträgen vier Minuten Pause. Das ist streng fast wie beim Stundengebet. Und Gebet ist auch ein wichtiges Stichwort, denn das hier ist eine Veranstaltung mit geistlichem Zuschnitt. „Sperrt den Heiligen Geist nicht aus“, darum hat Papt Franziskus am Anfang gebeten.
Welche Themen sind die häufigsten bisher angesprochenen?
Ganzheitliche Ökologie, die Frage der Ämter, und, für mich überraschend, Jugend. Das sind in den ersten 24 Stunden der Vollversammlung in der Synode die häufigsten Themen. Zum Punkt Jugend fiel der Name Greta Thunberg, ausgesprochen und unausgesprochen, mehrmals. Es war viel von den Veränderungen die Rede, denen die Jugendlichen auch im Amazonas ausgesetzt sind, Abwanderung in die Städte, Verlust der ursprünglichen Kultur. Aber das, was bisher die meisten Redner beschäftigt hat, bisher übrigens ausschließlich Männer und fast ausschließlich Bischöfe, war das Thema Ökologie, damit verbunden: die Ungerechtigkeit im Umgang mit den Völkern im Amazonas.
Die Ämterfrage kam ebenfalls häufig zu Sprache?
Ja, definitiv. Meistens, aber nicht ausschließlich, in der Optik „neue Wege“, wie es ja auch im Titel der Synode heißt. Ämterfrage, mit diesem Sammelausdruck meine ich Zugang zum Priestertum, Zölibat, Diakonat für die Frau, ein Synodenvater hat übrigens sogar die Priesterweihe für Frauen gefordert und dafür Applaus erhalten. Zwei Synodenväter bisher haben aber auch deutlich gewarnt vor einer Aushöhlung des Priesteramtes, falls erfahrene, ältere Männer zu Priestern geweiht werden sollten, also die sogenannten „viri probati“, die erprobten Männer. Dann käme es zu einem Priestertum zweiter Klasse. Andere Synodenväter haben aber in ihren Beiträgen von „Gläubigen zweiter Klasse“ gesprochen, also solchen, die eben nur einmal im Jahr Eucharistie feiern können, weil nur ein „Wanderpriester“ vorhanden ist. Das alles wurde erörtert, viele kleine Beiträge, viel Stoff nachzudenken und den Heiligen Geist wehen zu lassen.
Was waren bisher die denkwürdigsten Momente der Synode, so zu ihrem Beginn?
Es gibt mehrere für mich! Die Einzugsprozession aus dem Petersdom zum Beispiel hin in die Synodenaula. Die indigenen Gesänge rund um das Petrusgrab. Und dann die Vermischung in dieser Prozession. Einige Bischöfe haben sich, entgegen den Anweisungen, extra hinten eingereiht. Wie Papst Franziskus das ja oft genug gesagt hat: die Bischöfe gehen oft in der Mitte ihres Volkes, manchmal vorneweg, und manchmal folgen sie ihren eigenen Leuten. Das war auf einmal so erfahrbar bei dieser Prozession. Und einen zweiten Moment möchte ich herausgreifen: die kolumbianische Schwester, die am Montag beim Pressebriefing war. Sie hat einfach erzählt, auf welche Art die Ordensfrauen den Indigenen und anderen Bevölkerungen nahe sind. Sie taufen, sie bezeugen, wenn ein Paar heiraten will, diese Liebe, und sie hören sogar eine Art Beichte, klarerweise ohne die Absolution zu erteilen. „Die Demut, mit der diese Männer und Frauen zu uns kommen und uns ihre Fehler und Sünden sagen“, oft auch in Krankheit und am Lebensende, das sei ergreifend, sagte die Schwester. Da wurde wirklich etwas klar, geklärt, vom Podium des Pressesaals her.
(vatican news - gs)
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