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Das Krankenhaus Fatebenefratelli (r.) auf der Tiberinsel Das Krankenhaus Fatebenefratelli (r.) auf der Tiberinsel

Rom: Wie eine erfundene Krankheit Juden rettete

Morbus K – nie gehört? Keine Sorge, es ist nichts Ansteckendes. Im Gegenteil: In den vierziger Jahren hat dieser Morbus K Dutzenden von Menschen das Leben gerettet. Juden vor allem. Um es gleich zu sagen: Der Morbus K ist eine Erfindung, es gibt ihn nicht.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Trotzdem taten die Ärzte im Krankenhaus auf der Tiberinsel in Rom, als würde eine ansteckende Infektionskrankheit dieses Namens existieren. Dadurch vermieden sie, dass die deutschen Besatzer – etwa die SS – zur Inspektion in das Krankenhaus kamen. Und das rettete mehreren Dutzend Juden das Leben.

„Wir erinnern uns daran, was auf der Tiberinsel die Brüder, die Mitarbeiter, auch Nachbarn getan haben, um die von den Nazis Verfolgten zu retten“, sagt Fra Giuseppe Magliozzi. Er ist Arzt und gehört zum Orden der Barmherzigen Brüder des hl. Johannes von Gott, der das Krankenhaus leitet. Der Bau (auf italienisch sagt man Fatebenefratelli) liegt genau auf der Insel im Tiber, auf der nach der Legende mit Romulus und Remus die römische Geschichte begann. Noch wichtiger: Er liegt genau zwischen dem jüdischen Ghetto und dem ebenfalls stark jüdisch geprägten Stadtteil Trastevere.

„Meine Eltern hatten gehört: Hier werden Juden aufgenommen“

„Ungefähr vierzig Juden wurden im Zeitraum vom 16. Oktober 1943 und dem 4. Juni 1944 vom Krankenhaus aufgenommen, um sie zu schützen – von Kindern bis zu alten Leuten“, sagt Claudio Procaccia von der Jüdischen Gemeinde Rom. Die beiden Daten, die er nennt, stehen für die erste Deportation von römischen Juden (Oktober 1943) und für die Befreiung Roms von der deutschen Besatzung (Juni 1944).

Zum Nachhören

„Man kann wirklich sagen, dass das Fatebenefratelli die Rettung bedeutete!“, berichtet der Überlebende Gabriele Sonnino. „Wir hatten uns zuerst in eine Baracke an der Via Magliana geflüchtet; von dort sind wir dann hierhin gekommen, weil meine Eltern gehört hatten: Hier werden Juden aufgenommen, um sich vor der SS, vor den Deutschen zu retten. Ich erinnere mich, dass ich zwanzig oder dreißig Tage hier geblieben bin, und manchmal habe ich sogar zusammen mit den Kranken im Krankensaal geschlafen…“

Achtzig Prozent der Juden Roms haben überlebt

Sonnino war erst vier Jahre alt, doch das Geschehen von damals steht ihm heute noch vor Augen. Professor Procaccia von der Jüdischen Gemeinde sagt, dass die Römer während der deutschen Besatzung ein großes Herz für die Verfolgten gezeigt hätten – vor allem nach dem Schock der ersten Deportation römischer Juden in Richtung Vernichtungslager.

„Man weiß, dass viele Juden in Klöstern versteckt wurden – aber es ist nicht hinreichend bekannt, dass viele einfache Leute in Rom für die Rettung von Juden oft den Hals riskiert haben! Das hat dazu geführt, dass mehr als achtzig Prozent der römischen Juden überlebt haben.“

K wie Kappler?

Einige von ihnen haben hier überlebt: im Krankenhaus auf der Tiberinsel, in einer angeblichen „Isolierstation“. Morbus K: Das verstanden die Deutschen wohl als „Morbus Koch“, also als Tuberkulose. Es könnte aber auch einfach eine Anspielung auf bekannte deutsche Besatzer sein: K wie Kappler – so hieß der Leiter der Sicherheitspolizei in Rom. Oder K wie Kesselring – das war der Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in Italien.

(vatican news)
 

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27. Januar 2020, 13:03