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Vatikan kündigt Ethik-Kodex für Künstliche Intelligenz an

Unternehmen, Forscher und Experten sollen am 28. Februar im Vatikan einen Ethik-Kodex für den Bereich Künstliche Intelligenz unterzeichnen. Das kündigte der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, an diesem Dienstag an.

Die Lebens-Akademie richtet in den nächsten Tagen einen internationalen Workshop zum Thema „Guter Algorithmus?“ aus; er soll Künstliche Intelligenz (KI) in ethischer und rechtlicher Hinsicht untersuchen. Auch die Implikationen für den Gesundheitsbereich sind ein Thema.

Technik humanisieren

Am 28. Februar folgt dann nach Paglias Angaben die Unterzeichung eines „Römischen Appells für KI-Ethik“. Der Text soll dann Papst Franziskus überreicht werden.

„Die Technik humanisieren, statt das Menschliche zu vertechnischen“

„Wir brauchen starken moralischen Ehrgeiz, um die Technik zu humanisieren, statt das Menschliche zu vertechnischen“, so der Erzbischof vor Journalisten. „Der Römische Appell für KI-Ethik wird kein offizielles Vatikandokument, sondern ein kurzer Text, der nur einige Grundzüge für eine Ethik der Künstlichen Intelligenz zeichnen soll. Es geht der Akademie dabei nicht um Partnerschaften mit der Industrie oder um Sponsoring, sondern um die Entstehung einer Bewegung, die sich ausweiten soll auf öffentliche Institutionen, NGOs…“

Künstliche Intelligenz greife jetzt schon im Gesundheitswesen um sich, und die Tendenz werde sich sicher noch verstärken. Das wiederum habe Folgen für „die Pflege und den Schutz des Lebens“ – und das rührt direkt an den Daseinszweck der Päpstlichen Akademie für das Leben.

Die Explosion der Intelligenz

„Wir erleben eine Zeitenwende“, so Erzbischof Paglia. „Die Menschheit und ihre Zukunft ändern sich gerade grundlegend. Zum ersten Mal in der Geschichte hat der Mensch die Fähigkeit, sich selbst zu zerstören: einmal durch die Atombombe, dann durch die ökologische Explosion und jetzt durch die technologische – durch die Explosion der Intelligenz, sozusagen.“

Lebensschützer müssten sich also – und dazu ermutige Papst Franziskus ausdrücklich – nicht mehr nur mit Themen wie Abtreibung und Euthanasie beschäftigen, sondern auch mit Robotik oder Nanotechnologie.

Zum Nachhören

Vierte industrielle Revolution

Der Geistliche Paolo Benanti von der Akademie für das Leben sprach am Dienstag von einer „vierten industriellen Revolution“. Künstliche Intelligenz diene nicht zu etwas Bestimmtem, sondern ändere „alles, was wir tun, von Grund auf“. „Künstliche Intelligenz wird zwar nicht die Apokalypse herbeiführen – aber sie kann das Ende der Mittelklasse bedeuten!“

„Wir stehen da vor einer großen Frage. Wenn eine Maschine anstatt des Menschen entscheidet, welche Sicherheit müssen wir dann haben, um der Maschine auch die Entscheidung zu überlassen, welcher Mensch eine medizinische Therapie bekommt? Auf welcher Basis können wir einer Maschine erlauben, zu bestimmen, wer von uns vertrauenswürdig ist und wer nicht? Und was wird aus der Liebe, dieser einzigartigen Bewegung, die so viele Generationen von Menschen vor uns geprägt hat?“

Mit einem Computer ließen sich menschliche Probleme in Statistiken, Grafiken und Gleichungen verwandeln. „Damit schaffen wir dann die Illusion, dass diese Probleme sich auch per Computer lösen ließen. Aber so ist es ja nicht…“

(vatican news – sk)
 

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25. Februar 2020, 12:53