Vatikan bildet Task-Force gegen Missbrauch
Stefanie Stahhofen - Vatikanstadt
Ein Ergebnis der Kinderschutz-Konferenz, die vom 21. bis 24. Februar 2019 im Vatikan stattgefunden hat, ist die Einrichtung einer Task-Force, die an diesem Freitag bekanntgegeben wurde. Die neue Gruppierung soll in erster Linie Bischofskonferenzen unterstützen, aber auch Orden und geistliche Gemeinschaften beraten. Konkret geht es um die Erstellung und Anpassung von Leitlinien zum Kinderschutz vor Ort. Die Task-Force soll helfen, die Verfügungen Papst Franziskus` zum Kinderschutz umzusetzen, etwa sein Motu Proprio „Vos estis lux mundi“ („Ihr seid das Licht der Welt“), teilte der Vatikan mit. Ebenso ist die Task-Force dafür da, die örtlichen Leitlinien ans Kirchenrecht und an die Vorgaben der vatikanischen Glaubenskongregation anzupassen.
Arbeitsgruppe mit Chefaufklärer Scicluna
Der Arbeitsgruppe gehören nach Angaben des Vatikans unter anderem der deutsche katholische Kinderschutz-Experte Hans Zollner an, der auch Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission ist. Mit dabei sind außerdem der venezolanische Erzbischof Edgar Peña Parra, der als Substitut für Allgemeine Angelegenheiten einen wichtigen Posten im vatikanischen Staatssekretariat hat, sowie zwei im Umgang mit Missbrauchsfällen erfahrene Kardinäle - sowie der vatikanische Chefaufklärer in Sachen Missbrauch, Erzbischof Charles Scicluna aus Malta, der auch beigeordneter Sekretär der Glaubenskongregation ist.
Die Arbeitsgruppe soll laut Vatikan vorerst zwei Jahre tätig sein. Sie hat auch einen Koordinator: Andrew Azzopardi, Leiter der Kinderschutzkommission des Erzbistums Malta. Er soll auch das Staatssekretariat regelmäßig über die Arbeiten informieren.
Pater Lombardi zur Task-Force
Jesuitenpater Federico Lombardi war vor einem Jahr als Moderator bei der Kinderschutz-Konferenz dabei. Er erklärt im Interview mit Radio Vatikan, welche Aufgaben die neue Task-Force genau hat:
Lombardi: Es ist wichtig, erst einmal daran zu erinnern, dass es im vorigen Jahr neue, sehr wichtige Gesetze zu diesem Thema gab. Die Bischöfe müssen jetzt im Licht dieser neuen Gesetze ihre Leitlinien anpassen. Um den Bischofskonferenzen, die wenige Ressourcen haben und die nicht wissen, wie das geht, zu helfen, ist diese Task-Force gebildet worden. So können diese Bischofskonferenzen Fragen stellen und Hilfe bekommen, um die neue Fassung ihrer Richtlinien fertigzustellen und sie dann für die Schlussrevision an die Glaubenskongregation zu schicken.
Radio Vatikan: Wie viele Anfragen erwarten Sie sich – wird sich nun zum Beispiel die deutsche, schweizerische, österreichische Bischofskonferenz melden, oder eher die von Afrika?
Lombardi: Ich glaube, dass diese Gruppe besonders für die armen Länder hilfreich ist, für die Bischofskonferenzen, die wenige Ressourcen haben, die etwa keine theologische Fakultät haben und nicht die Kompetenz haben, um komplizierte Dokumente oder rechtliche Richtlinien zu erstellen. Fragen werden daher wohl zuerst von ärmeren Bischofskonferenzen oder Ländern kommen. Es geht um Solidarität in der Universalkirche. Ich glaube nicht, dass die deutsche, die amerikanische oder die italienische Bischofskonferenz Kirchenrechtler aus Rom brauchen, die haben schon ihre Leute.
Radio Vatikan: Die Task-Force ist ein Ergebnis des Kinderschuttreffens vor einem Jahr im Vatikan. Sie waren damals als Moderator dabei. Viele haben damals schon gesagt, es sei nicht viel dabei rumgekommen; die Kritiker haben gesagt, es sei zu wenig. Jetzt gibt es eine Task-Force, die bei den Leitlinien helfen soll – was sagen Sie den Leuten, die finden, das ist immer noch wenig?
Lombardi: Es gibt immer Leute, die sagen, es ist wenig. Das ist normal. Wir müssen objektiv schauen, ob etwas geschehen ist und was. Ich glaube, die neuen Gesetze, die gemacht worden sind – es war drei Mal, dass der Papst dazu im Vorjahr neue Gesetze erlassen hat – das ist schon viel für ein Jahr. Und dieser Schritt, die Task-Force zu gründen, ist eine weitere Konsequenz. Sie soll anderen helfen, rechtliche Schritte in die örtlichen Richtlinien einzubinden. Es ist ein Prozess. Es geht weiter. Die Task Force ist eine Hilfe, um vor Ort voranzukommen.
Radio Vatikan: Wo ist diese Task-Force angesiedelt? Im Vatikan, in Rom, reist sie herum?
Lombardi: Sie kann an verschiedenen Orten tätig sein. Ein Kanonist kann auch in Deutschland arbeiten und dann per Email seine Ergebnisse nach Rom oder zu anderen örtlichen Bischofskonferenzen schicken. Es geht um Koordinierung, eine Dienstleistung.
(vatican news - sst)
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