Anlässlich des 5-Jahr-Jubiläums der Enzyklika gibt es am Sonntag ein Gebet für den Schutz der Schöpfung Anlässlich des 5-Jahr-Jubiläums der Enzyklika gibt es am Sonntag ein Gebet für den Schutz der Schöpfung  Leitartikel

Laudato si', eine Enzyklika für die Zeit nach der Pandemie

Vor fünf Jahren unterzeichnete Papst Franziskus ein wegweisendes Dokument: die Enzyklika Laudato si’ war ein neuer Schritt in der Soziallehre der Kirche und ein Fahrplan für den Aufbau gerechterer Gesellschaften, die menschliches Leben und die gesamte Schöpfung schützen sollen.


ANDREA TORNIELLI

An die fünf Jahre dieser Enzyklika zu erinnern ist kein rituelles Gedenken. Die Laudato si'-Woche und das Laudato si'-Jahr sind vielmehr eine Gelegenheit zur Überprüfung, um Initiativen, Ideen, Erfahrungen und ,best practices' zu sammeln. Sie sind eine Möglichkeit, das, was das Dokument in Gemeinschaften, in Territorien und auf der ganzen Welt in Bewegung gesetzt hat, miteinander zu teilen. Und eine Gelegenheit, über die Relevanz dieses Textes in diesem Augenblick nachzudenken, in dem sich die ganze Welt im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie befindet.

Alles ist miteinander verbunden

Laudato si' geht von den Grundlagen der Beziehung zwischen den Geschöpfen und dem Schöpfer aus. Einer der Verdienste dieses umfangreichen päpstlichen Textes besteht darin, dass er uns hat verstehen lassen, dass alles miteinander verbunden ist: Es gibt keine Frage der Umwelt, die von sozialen Fragen getrennt wäre. Klimawandel, Migration, Krieg, Armut und Unterentwicklung sind Ausdruck einer einzigen Krise, an deren Wurzel zuallererst eine ethische, kulturelle und spirituelle Krise steht, die sich dann erst in der Ökologie niederschlägt.

Analyse von Prozessen der Selbstzerstörung

Das ist eine zutiefst realistische Sichtweise. Laudato si' entspringt nicht einem nostalgischen Willen, das Rad der Geschichte zurückdrehen und zu vorindustriellen Lebensformen zurückzukehren, sondern identifiziert und beschreibt Prozesse der Selbstzerstörung, die durch das Streben nach schnellem Gewinn und durch eine Vergötterung des Marktes ausgelöst werden. Wie der Papst betont, liegt die Wurzel des ökologischen Problems darin, dass "es eine Art und Weise gibt, das Leben und das menschliche Handeln zu verstehen, die von der Realität abweicht und ihr so sehr widerspricht, dass sie diese ruiniert".

Wieder von der Realität ausgehen

Wieder von der Realität auszugehen, bedeutet, sich mit der Objektivität der menschlichen Existenz auseinanderzusetzen - ausgehend von der Erkenntnis der Begrenztheit der Welt und ihrer Ressourcen. Es bedeutet, sich von dem blinden Vertrauen fernzuhalten, das durch das "technokratische Paradigma" repräsentiert wird. Dieses Paradigma hat, wie der Papst unter Bezug auf Romano Guardini bekräftigt, "die technische Vernunft letztlich über die Realität gestellt, so sehr, dass die Natur weder als gültige Norm noch als lebendige Zuflucht empfunden wird".

Der Eingriff des Menschen in die Natur habe immer schon stattgefunden, lesen wir in Franziskus' Enzyklika weiter. Dieser Eingriff war aber dadurch charakterisiert, dass er begleitete und die Möglichkeiten ausschöpfte, die die Dinge selbst boten. Dabei ging es laut Papst darum, jenes zu erhalten, was die natürliche Realität selber anbot – „als ob man die Hand ausstreckt“. Heute werde dagegen versucht, „alles Mögliche aus den Dingen herauszuholen“. Die menschliche Hand werde ihnen dabei aufgezwungen, und die eigentliche Realität werde „ignoriert“ oder „vergessen“.

Deshalb sei es an der Zeit, schreibt der Papst, „der Realität mit den von ihr auferlegten Grenzen, die wiederum die Möglichkeit zu einer gesünderen und fruchtbareren menschlichen und sozialen Entwicklung bilden, wieder Aufmerksamkeit zu schenken".

Gebet um Ende der Pandemie

Die Pandemie-Krise hat all dies noch deutlicher gemacht: „Wir haben vor deinen Mahnrufen nicht angehalten“, sagte der Papst bei seinem historischen Gebet auf dem Petersplatz am 27. März 2020: „Wir haben uns von Kriegen und weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufrütteln lassen, wir haben nicht auf den Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten gehört. Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden.“

Franziskus hat während dieses intensiven Gebetsmomentes, bei dem er um ein Ende der Pandemie gebetet hat, daran erinnert, dass wir aufgerufen sind, diese Zeit der Prüfung als eine „Zeit der Entscheidung“ zu nutzen. Es sei jetzt an der Zeit, „zu entscheiden, was wichtig ist und was vergeht, das Notwendige von dem, was nicht notwendig ist, zu unterscheiden“, so der Papst.

Laudato si' bringt zum Umdenken  

Laudato si' bringt uns zum Umdenken  - dort, wo menschliches Leben, insbesondere das der Schwächsten, in unseren Gesellschaften verteidigt werden sollte. Wo jeder Zugang zu medizinischer Versorgung haben sollte. Wo Menschen niemals ,ausrangiert' werden sollten. Wo Natur nicht wahllos ausgeplündert, sondern kultiviert und für diejenigen bewahrt werden sollte, die nach uns kommen.

(vatican news)

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24. Mai 2020, 08:00