Vatikan veröffentlicht Handbuch für Katecheten
An diesem Donnerstag hat der Vatikan ein „Direktorium für die Katechese“, also ein Regelwerk für diesen Bereich veröffentlicht. Nicht der erste Text dieser Art: Es gibt schon Katechese-Direktorien aus den Jahren 1971 und 1997. Doch der Päpstliche Rat für die neue Evangelisierung hielt ein Reload für nötig: Schließlich leben wir mittlerweile in einer digitalen und globalisierten Welt.
Die Leitgedanken sind drei: Zunächst einmal das Wörtchen Zeugnis. Um es mit einem bekannten Wort Benedikts XVI.‘ zu sagen, das auch Papst Franziskus immer wieder bemüht: „Die Kirche wächst nicht durch das Abwerben von Gläubigen, sondern durch Anziehung“, durch das gelungene Glaubens- und Lebenszeugnis von Christen also. Zweitens: Barmherzigkeit, das Leitmotiv des derzeitigen Pontifikats. Und drittens: Dialog. Wo diese drei Elemente zusammen sind, da kann eine Katechese eigentlich nicht schiefgehen.
Katechese = Evangelisierung
Das neue Regelwerk sieht das Thema Katechese konsequent durch die Brille der Evangelisierung. Es insistiert in einem ersten Teil auf einer angemessenen Ausbildung von Katecheten und Katechetinnen; sie müssten von einer „missionarischen Spiritualität“ erfüllt sein und – auch das ist gegenüber früheren Regelwerken neu – sollten wachsam sein, dass es nicht zu Missbrauch von Minderjährigen oder besonders verletzlichen Personen komme. Außerdem sollten sie sich um einen „Stil der Gemeinsamkeit“ bemühen; der Rohrstock hat also ausgedient. Und das Vatikan-Handbuch ermuntert ausdrücklich zur Kreativität, um die christliche Botschaft zeitgemäß und interessant rüberzubringen. Je nach Alter der Adressaten könne Katechese heute sehr unterschiedlich aussehen.
Interessant ist, dass das Handbuch auch dem Thema Familie breiten Raum gibt. Die Familie sei der natürliche Ort, um den Glauben einfach und spontan zu leben – hier lasse sich der Glaube „eher bezeugen als lehren“. Was irreguläre oder sperrige Ehe- und Familienkonstellationen betrifft, rät das Handbuch (ganz im Stil des Papstschreibens Amoris Laetitia) zu Respekt, Zuhören und Nähe, nicht zu einer Haltung des Verurteilens. Eine inklusive, aufnahmebereite Haltung legt der Vatikan-Text auch mit Blick auf Menschen mit Behinderungen oder auf Migranten an den Tag.
Gefängnisse sind Missionsland
Gefängnisse sieht das Handbuch als „richtiggehendes Missionsland“; hier könne Katechese bedeuten, den Häftlingen Vergebung und Befreiung durch Christus zu verkünden. Das Direktorium betont auch den Auftrag der Kirche, den Armen und an den Rand Gedrängten nahe zu sein; hier könne man die Katechese mit „einem konkreten und direkten Hilfseinsatz verbinden“, schlägt der Text vor.
Ein eigener Teil des Handbuchs, der dritte nämlich, ist der Rolle der Pfarreien, Verbände, Bewegungen und Schulen gewidmet. Pfarreien sollten nicht in sich verschlossen sein; neue Bewegungen seien „ein Reichtum für die Kirche“, weil sie ein großes Evangelisierungs-Potential hätten; und katholische Schulen sollten nicht so sehr Institutionen als vielmehr Gemeinschaften zu sein versuchen.
Den Religionsunterricht in Schulen sieht das Opus aus dem Päpstlichen Rat für Neuevangelisierung anders als, aber komplementär zur Katechese. „Der religiöse Faktor ist eine Dimension der Existenz und darf nicht vernachlässigt werden“, er stelle „ein Recht der Eltern und der Schüler“ dar. Religionsunterricht sei aus der Ausbildung und Formung einer integralen Persönlichkeit schlechthin nicht wegzudenken.
Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Religionen
Deutlich bemüht sich das Handbuch, den Blick der Katecheten und Katechetinnen zu weiten: Sie sollten zum Beispiel nicht die Augen vor dem kulturellen Pluralismus unserer Zeit verschließen. Auch dürfe die Volksfrömmigkeit nicht verächtlich gemacht werden, schließlich sei sie ein „theologischer Ort“. Und wichtig sei schließlich der ökumenische Impetus der Katechese: „Sie sollte das Verlangen nach der Einheit wecken!“
Das Handbuch rät zum Dialog mit dem Judentum und mit dem Islam – es gelte in diesem Bereich, Vereinfachungen und Stereotype zu vermeiden. Zugleich sei es natürlich Ziel der Katechese, „die Identität der Glaubenden zu vertiefen und zu stärken“.
In der digitalen Welt machen die Autoren des Direktoriums Licht und Schatten aus. Es sei wichtig, zum richtigen Gebrauch der digitalen Werkzeuge zu erziehen. In gewisser Hinsicht trete die Katechese in Konkurrenz zur emotionalen, intuitiven Art und Weise, mit der im Netz und in den sozialen Medien erzählt werde. Aufgabe der Katecheten und Katechetinnen sei es daher, der „Kultur des Sofort“ etwas entgegenzusetzen; es gehe da um nicht weniger als „eine Inkulturation des Evangeliums im digitalen Kontinent“. Die Menschen brauchten Räume, um den Glauben auf authentische Weise zu erleben.
(Noch) keine deutsche Fassung des Textes
Auch Wissenschaft, Technik, Bioethik werden in dem Handbuch angesprochen. Zum Thema Gender betont es, die Kirche begleite Menschen „immer und in jeder Situation“, ohne zu verurteilen. Doch „aus der Sicht des Glaubens ist die Sexualität nicht nur etwas physisch Gegebenes, sondern eine Realität, die an die Persönlichkeit rührt, ein Wert, der der Verantwortung der Person anvertraut ist“. Auch der Ruf zu einer „tiefgehenden ökologischen Bekehrung“, den namentlich Papst Franziskus mit seiner Schöpfungs-Enzyklika Laudato si‘ ausgestoßen hat, taucht im Direktorium auf.
Eine deutsche Fassung des Handbuchs gibt es noch nicht, aber immerhin eine englische. Doch bei der Vorstellung des Textes auf einer Videokonferenz war auch ein Deutscher dabei, nämlich der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der jetzt im Päpstlichen Rat für Neuevangelisierung arbeitet.
(vatican news – sk)
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