Der Papst bei der Generalaudienz Der Papst bei der Generalaudienz 

Papst bei Generalaudienz: „Gegen die Gleichgültigkeit“

Der Mensch ist ein auf Gemeinschaft angelegtes Lebewesen, das anderen Menschen nicht mit Gleichgültigkeit begegnen dürfe. Daran hat Papst Franziskus in seiner Katechese bei der Generalaudienz am Mittwoch erinnert. Er setze seine Katechesenreihe zum Thema „Die Welt heilen. Über geistliche Wege aus der Coronakrise“ fort.

Die Pandemie habe noch andere – soziale – Krankheiten ans Licht gebracht. Eine davon sei eine verzerrte Sicht auf den Menschen, die seine Würde und seine relationale Natur ignoriert. „Manchmal betrachten wir die anderen als Objekte, die man benutzen und wegwerfen kann. In Wahrheit aber blendet uns diese Sicht und bringt eine individualistische, aggressive Wegwerfkultur hervor, die den Menschen zu einem Konsumgut macht“, so der Papst in der Bibliothek des Apostolischen Palastes.

Hier zum Hören:

Der Papst lobte den Einsatz von Menschen, die trotz der Gefahr für die eigene Gesundheit menschliche und christliche Nächstenliebe gezeigt und sich der Kranken angenommen haben. „Das sind wirklich Helden!“, so der Papst wörtlich.

Aus der Generalaudienz
Aus der Generalaudienz

Zur Liebe bestimmt

Weil der Mensch Gottes Ebenbild ist, sei er zur Liebe bestimmt. Auf diese Weise habe Gott dem Menschen eine einzigartige Würde gegeben. Die Schöpfung sei eine Harmonie, in der zu leben die Menschen berufen sind. Dem stehe entgegen, wenn man nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht sei: „Im Leben nach oben zu drängeln, größer sein zu wollen als die anderen, zerstört die Harmonie. Es ist die Logik der Herrschaft, der Wunsch, andere zu dominieren. Harmonie ist etwas anderes: sie bedeutet Dienst.“ Als Jünger Jesu dürfe man nicht gleichgültig und individualistisch sein; die von Gott geschaffene Harmonie verlange von den Menschen, die Probleme und Bedürfnisse der anderen in den Blick zu nehmen.

Papst Franziskus unterstrich in seiner Katechese die Bedeutung der Menschenwürde, die unveräußerlich sei, weil sie nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde. „Rechte sind nicht nur individueller, sondern auch sozialer Art, sie betreffen Völker und Nationen. Der Mensch ist in seiner persönlichen Würde nämlich ein soziales Wesen, geschaffen nach dem Bild des dreieinigen Gottes. Wir sind auf Gemeinschaft angelegt, wir müssen in dieser gemeinschaftlichen Harmonie leben; aber wenn Egoismus herrscht, schauen wir nicht auf die anderen, auf die Gemeinschaft, sondern wir bleiben bei uns selbst. Das macht uns zu hässlichen, bösen, egoistischen Menschen. Es zerstört die Harmonie.“ 

Dieses erneuerte Bewusstsein für die Würde eines jeden Menschen habe konkrete soziale, wirtschaftliche und politische Auswirkungen. Gläubige Menschen sähen ihren Nächsten als Bruder und nicht als Fremden und brächten ihm Mitgefühl und Einfühlungsvermögen entgegen, und nicht Verachtung oder Feindschaft. 

Einsatz gegen die Gleichgültigkeit   

„Während wir alle daran arbeiten, einen Virus zu besiegen, der unterschiedslos jeden befällt, drängt uns der Glaube dazu, der Gleichgültigkeit entgegenzutreten, mit der Verletzungen der Menschenwürde oft bedacht werden. Die Kultur der Gleichgültigkeit, die die Wegwerfkultur begleitet. Der Glaube verlangt immer, dass wir uns von unserem Individualismus – sowohl persönlicher als auch kollektiver Art – heilen und bekehren lassen, einem einseitigen Individualismus beispielsweise.“ 

In seinem Gruß an die deutschsprachigen Gläubigen verwies der Papst auf das bevorstehende Fest Mariä Himmelfahrt. Das Fest führe vor Augen, welche erhabene Würde Gott dem Menschen verliehen habe. „Bitten wir um die Haltung der demütigen Magd, damit Gott auch an uns Großes tun kann. Gott segne euch!“

(vatican news – mc)
 

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Eindrücke von der Generalaudienz
12. August 2020, 12:20