Laschet lädt den Papst nach Deutschland ein
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Es sei „ein beeindruckender Besuch“ gewesen, sagte Laschet, der schon zum zweiten Mal mit Franziskus zusammentraf, nach der Begegnung zu Journalisten. Der Regierungschef des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes war erst der dritte ausländische Gast, den der Papst seit dem Ende des Corona-Lockdown empfangen hat; mit US-Außenminister Mike Pompeo, der ebenfalls an diesem Donnerstag im Vatikan war, traf sich Franziskus nicht.
„Der Papst sorgt sich um den Zusammenhalt in den Gesellschaften – sowohl in Europa als auch in seiner Heimat Lateinamerika und überall in der Welt. Er beschreibt die Situation als eine Krisensituation, in der die Welt sich befindet, doch in jeder Krise gibt es die Chance, dass man besser aus der Krise herauskommt – oder dass, im negativsten Fall, Gesellschaften auseinanderbrechen. Dem ist auch seine Enzyklika Fratelli tutti gewidmet, die in diesen Tagen veröffentlicht werden soll: Was können wir aus der Pandemie-Krise lernen für den Zusammenhalt der Staaten, aber auch der Menschen untereinander?“
Er habe dem Papst aus Deutschland berichtet, dass „auch unsere Gesellschaften in der Gefahr stehen, gespaltene Gesellschaften zu werden“, so Laschet. Für die Politik komme es derzeit „so anspruchsvoll wie selten zuvor“ darauf an, „alle Maßnahmen in der Pandemie so zu ergreifen, dass die Menschen merken, es soll dem Zusammenhalt der Gesellschaft dienen“.
„Wir müssen vorsichtig sein, aber wir müssen auch die Menschen, die Angst und Sorge um ihre Existenz haben, um soziale Fragen haben, gleichermaßen in den Blick nehmen!“
Doch nicht nur über Lehren aus der Corona-Pandemie sprach der NRW-Chef mit dem Papst. Auch das Thema Flüchtlinge und die Lage im „globalen Süden“, etwa in Südsudan und im Irak, seien Thema bei der Audienz gewesen.
„Sein Appell an uns im Norden: Den Süden nicht vergessen. Die Not der Flüchtlinge nicht vergessen. Herauszukommen aus der Kultur der Gleichgültigkeit, die in vielen Teilen der Gesellschaft Einzug gehalten hat – auch das ist ihm ein wichtiges Anliegen.“
Jüdisches Gebetbuch für den Papst
Im nächsten Jahr wird Deutschland 1.700 Jahre jüdische Präsenz begehen – auch darüber hat Armin Laschet mit Papst Franziskus gesprochen. „Dieser Papst hat noch einmal betont, dass gerade Christen wissen müssen, dass das Judentum ihre eigene Wurzel ist und dass eine gute Kenntnis und ein Verständnis des Judentums als Teil der eigenen Identität wichtig ist für unsere Gesellschaft.“
In seiner Delegation nahm der NRW-Ministerpräsident auch Abraham Lehrer mit zum Papst, den Vorstand der Kölner Synagogengemeinde; er überreichte Franziskus das Faksimile eines alten jüdischen Gebetbuchs.
Grüße von Merkel ausgerichtet
„Wir haben den Papst auch eingeladen, im kommenden Jahr nach Deutschland – nach Nordrhein-Westfalen zu kommen. Es gibt unterschiedliche Anlässe, die für ihn eine Gelegenheit sein könnten. Wir begehen zum Beispiel in Aachen die Heiligtumsfahrt, die alle sieben Jahre stattfindet, entstanden 1349 aus einem Pestgelübde…“ Laschet kommt aus Aachen und war, bevor er in die Politik ging, Chefredakteur der diözesanen Kirchenzeitung.
Franziskus sei eine Persönlichkeit, „die Menschen zusammenführen kann“ – das werde auch in Deutschland gebraucht. „Er verfolgt natürlich auch die Entwicklungen in Deutschland mit großem Interesse. Er hat eine hohe Wertschätzung für die Bundeskanzlerin, von der ich Grüße mitbringen konnte.“
Einsilbig antwortete Laschet auf eine Journalistenfrage, ob Franziskus auch davon wisse, dass sich der Politiker Anfang Dezember auf dem Parteitag in Stuttgart um den CDU-Vorsitz bemühen will. „Also, der Papst weiß vieles. Mehr als wir glauben.“
(vatican news)
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