Kardinal Parolin: Alle Päpste seit Paul VI. strebten Abkommen mit China an
In den vergangenen zwei Jahren habe er Anzeichen einer Annäherung unter den chinesischen Katholiken bemerkt, „die lange Zeit in vielen Fragen gespalten waren“, stellte Kardinal Parolin fest. Das vorläufige Abkommen, das der Heilige Stuhl mit der Volksrepublik China unterzeichnet habe und das die Ernennung der Bischöfe betrifft, sei „nur ein Ausgangspunkt“, erläuterte der Chefdiplomat des Heiligen Stuhles in Mailand. Er würdigte die Ergebnisse, die das Abkommen bisher gebracht habe. Doch damit „der Dialog substantiellere Früchte trägt, muss er fortgesetzt werden“. Kardinal Parolin äußerte sich bei einer vom PIME-Missionszentrum in Mailand organisierten Konferenz zum Thema „Ein anderes China – Zeit der Krise, Zeit des Wandels“. Das PIME - Päpstliche Institut für die auswärtigen Missionen - feiert das 150-jährige Jubiläum seiner Präsenz in China.
Von Pius XII. bis Franziskus
Die Ansprache des Kurienkardinals zog einen Bogen durch die Geschichte und zeigte auf, dass der Heilige Stuhl seit der Zeit von Pius XII. „das Bedürfnis nach einem Dialog verspürte, auch wenn die Umstände der damaligen Zeit dies sehr schwierig machten“. Ein Weg, der in den 1980er Jahren wieder aufgenommen wurde. Der Kardinal erklärte, dass alle Päpste von Paul VI. bis Franziskus das anstrebten, was Benedikt XVI. als die Überwindung einer „schweren Situation von Irrtümern und Missverständnissen“ bezeichnete, die „weder den chinesischen Behörden noch der katholischen Kirche in China nützt“. Papst Benedikt XVI. selbst, so Kardinal Parolin, billigte „den Entwurf eines Abkommens über die Ernennung von Bischöfen in China, das erst 2018 unterzeichnet werden konnte“.
Der aus dem Piemont stammende Kardinal wollte daher noch einmal Klarheit schaffen, indem er die politischen Lesarten eines „wirklich pastoralen Abkommens“ widerlegt: „Es sind einige Missverständnisse aufgetreten. Viele von ihnen ergeben sich daraus, dass der Provisorischen Vereinbarung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China Ziele zugeschrieben werden, die in dieser Vereinbarung nicht enthalten sind. Oder von der Zurückführung von Ereignissen, die das Leben der katholischen Kirche in China betreffen, auf das Abkommen, die diesem aber fremd sind. Andere stellen Verbindungen zu politischen Fragen her, die nichts mit diesem Abkommen zu tun haben. Ich erinnere noch einmal daran, dass die Vereinbarung vom 22. September 2018 ausschließlich die Ernennung von Bischöfen betrifft.“
Der für die vatikanische Diplomatie zuständige Kardinal sagte, er sei sich „der Existenz vieler anderer Probleme bewusst, die das Leben der katholischen Kirche in China betreffen“. Aber es sei nicht möglich gewesen, sie alle zusammen zu behandeln, und im Vatikan wüsste man, dass der Weg zur vollständigen Normalisierung noch lang sein wird, wie Benedikt XVI. 2007 voraussagte. Von besonderer Bedeutung sei jedoch die Frage der Ernennung von Bischöfen. Es sei in der Tat das Problem, unter dem die katholische Kirche in China in den letzten sechzig Jahren am meisten gelitten habe.
Erstmals wieder in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom
„Zum ersten Mal nach so vielen Jahrzehnten stehen heute alle Bischöfe in China in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom“, so Kardinal Parolin weiter. Diejenigen, die die Geschichte der Kirche in China kennen, „wissen, wie wichtig es ist, dass alle chinesischen Bischöfe in voller Gemeinschaft mit der Universalkirche stehen“. Bis vor zwei Jahren blieb die Möglichkeit neuer illegitimer Ordinationen stets offen, gab Parolin zu bedenken. Deshalb sei es notwendig, so bekräftigte der Kardinalstaatssekretär, „sich diesem heiklen Problem zu stellen und es endgültig zu lösen“ mit einem Abkommen, dessen Ziel es sei, „den Ortskirchen zu helfen, damit sie in den Genuss größerer Freiheit, Autonomie und Organisation kommen, damit sie sich der Sendung widmen können, das Evangelium zu verkünden und zur ganzheitlichen Entwicklung der Person und der Gesellschaft beizutragen“.
Parolin schloss mit der Bemerkung, er sei sich „bewusst“, dass das Interimsabkommen nur „ein Ausgangspunkt“ sei. Einige Ergebnisse „gab es, aber damit der Dialog substantiellere Früchte tragen kann, muss er fortgesetzt werden“. Der Kardinal sagte, er habe „in diesen zwei Jahren Zeichen der Annäherung unter den chinesischen Katholiken bemerkt, die lange Zeit in vielen Fragen gespalten waren“. Ein wichtiges Zeichen, weil der Papst der katholischen Gemeinschaft in China „in besonderer Weise die Verpflichtung anvertraut, einen authentischen Geist der Versöhnung zwischen Geschwistern zu leben, indem er konkrete Gesten macht, die helfen, die Missverständnisse der Vergangenheit, auch der jüngsten Vergangenheit, zu überwinden." Auf diese Weise könnten die katholischen Christen „in China ihren Glauben und eine echte Liebe bezeugen und sich auch für den Dialog zwischen allen Völkern und für die Förderung des Friedens öffnen“.
(vatican news)
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