Vatikan in Davos: Impfstoffe, Arbeit und Wohnen für alle
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
„Wir sehen, dass Regierungen nur auf ihre eigenen Leute schauen und sich erst dann um andere kümmern", sagte Turkson. Er rief dazu auf, in der Notlage der Coronapandemie Patent- und Eigentumsrechte zu lockern und bei der Herstellung der Impfstoffe auch Schwellenländer einzubeziehen, die die Kapazitäten dazu hätten. Eine solche lokale Herstellung und Verteilung der Corona-Impfstoffe würde die Auswirkungen der Ansteckung verringern, argumentierte der aus Ghana stammende Kardinal beim Weltwirtschaftsforum.
Allerdings sei die Impfstoff-Frage nicht die einzige, die sich in der Corona-Pandemie stelle. Als zugrundeliegendes und sofort in Angriff zu nehmendes Problem nannte Turkson die Mittellosigkeit weiter Teile der Weltbevölkerung.
„Stoppen Sie die Armut, bevor sie viral wird“, forderte der Kardinal die Teilnehmenden des Weltwirtschaftsforums in Davos auf. Er verwies auf das langjährige Engagement der Volksbewegungen, mit denen der Heilige Stuhl in der Frage der Gerechtigkeit seit einigen Jahren verstärkt zusammenarbeitet. „Wir haben drei Schlüsselbereiche identifiziert: Land, Arbeit und Wohnen. Diese drei Ziele verfolgen wir jetzt, um sicherzustellen, dass die Menschen einen Platz zum Schlafen haben, und das bedeutet auch, die Familie und ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden zu schützen."
Solidarität sorgt für Geschwisterlichkeit
Als Leitmotiv für das Engagement zugunsten der Armen nannte Turkson die Devise „der Mensch im Mittelpunkt“. „Wenn wir von der Würde der menschlichen Person sprechen, können wir keine Kompromisse eingehen“, so der Kardinal, Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Um dies zu erreichen, brauche es Wirtschaftspolitik und Unternehmensführung, die stärker sozial und nachhaltig ausgerichtet seien. Für solche Initiativen habe der Vatikan im vergangenen Jahr zusätzliche Plattformen initiiert wie etwa die Veranstaltung „Economy of Francesco".
Turkson rief zu mehr Achtsamkeit in der Wirtschaft für soziale Fragen auf. „Die menschliche Familie ist eine einzige, miteinander verbundene Familie“, sagte der Kardinal. Die Praxis der Solidarität, des Sorgetragens für die anderen, schaffe und verbreite Geschwisterlichkeit.
(vatican news – gs)
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