In eigener Sache: Arthur Baum +
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der kompetente und liebenswert-schrullige Herr Baum war von November 1975 bis zum Rentenbeginn im Juni 1993 Redakteur im deutschsprachigen Programm. Im Mai 1928 in der Kleinstadt Hincley in der Grafschaft Leicestershire (England) geboren, hatte er in Manchester Germanistik studiert und war dann - jedenfalls erzählte man sich das im Radio immer - als britischer Besatzungssoldat ins Deutschland der Nachkriegszeit gekommen.
Von Haus aus Anglikaner, trat Baum zum katholischen Bekenntnis über („die wichtigste Entscheidung meines Lebens“). „Ich war als Kind in einer gläubigen anglikanischen Familie aufgewachsen; meine Entscheidung war eine große Enttäuschung für die Familie, wurde aber mit Verständnis angenommen.“
Sekretär des Speckpaters
Baum arbeitete zunächst als Übersetzer in Basel, dann für Kirche in Not/Ostpriesterhilfe; er war jahrelang auch persönlicher Sekretär des Gründers, Speckpater Werenfried van Straaten. Der Fokolarbewegung war Baum, der lange in einem Zentrum der Bewegung in Grottaferrata in den Albaner Bergen wohnte, bis zu seinem Tod über viele Jahrzehnte eng verbunden.
„Ich bin dankbar, Arthur kennengelernt zu haben“, erklärt an diesem Donnerstag der Journalist Clemens Behr von der Fokolarbewegung (und ebenfalls ein früherer RV-Redakteur). Er erinnert sich an „seinen Witz, seine Neugier, seine Weisheit, seine Herzenswärme, die Freude, die er ausstrahlte“.
Ein besonderer Mensch
In „Erinnerungen“, die in den neunziger Jahren in einer RV-Broschüre erschienen, berichtete Arthur Baum mit dem ihm eigenen Understatement, wie er im Heiligen Jahr 1975 zum Radio kam: „Ich war in Rom und suchte eine Arbeitsstelle…“ Der schwedische Jesuit Lars Roth habe ihm geraten, doch mal im deutschsprachigen RV-Programm vorzufühlen; daraufhin habe er mit dem damaligen Redaktionsleiter Pater Heinrich Ségur gesprochen. „Mit dem Ausgang war er zufrieden; so kam es, dass ich trotz meiner englischen Muttersprache doch in die deutsche Abteilung aufgenommen wurde.“
Arthur Baum erlebte und gestaltete wichtige Momente in der Geschichte von Radio Vatikan mit, vor allem das Drei-Päpste-Jahr 1978 und den Beginn regelmäßiger Auslandsreisen des Papstes in die weite Welt. „Für unsere Redaktion eine anstrengende Arbeit, doch zugleich hoch interessant, faszinierend!“
Von unerschöpflicher Geduld
Als Redakteur zeichnete Baum federführend für die Sendungen „Die römische Woche“ sowie die Korrespondenzsendung „Sie schreiben, wir antworten“ verantwortlich. „Da musste ich manchmal in Kirchengeschichte, Theologie und anderen Fächern nachforschen, um die Antworten zu finden.“ Den vielen jungen Redakteuren und Praktikanten, die in diesen Jahren ins deutschsprachige Programm kamen, war er (auch dem Schreiber dieser Zeilen) ein inspirierender, väterlicher Freund.
Baum lag der Kontakt zu den Menschen; er war von unerschöpflicher Geduld. In seinen „Erinnerungen“ schildert er, dass ihn mal (lange vor der Erfindung des Internet) ein Anrufer fragte, wieviele Päpste es in der Geschichte gegeben habe. „‚Hätten Sie mich vor einem Monat gefragt, dann hätte ich es Ihnen sofort gesagt‘, antwortete ich, ‚denn ich hatte die Päpste gerade im Archiv gezählt, inzwischen habe ich die Zahl wieder vergessen.‘ Geduldig wartete der Hörer am Telefon, während ich die ganze Liste nochmals durchzählte…“
„Solche Kontakte mit Hörern waren sympathisch“, schrieb Arthur Baum. „Dank dieser Beziehungen war die Arbeit nie eine trockene mechanische Leistung, sie war immer mit dem Leben und den Mitmenschen verbunden.“
„Sir Arthur“ ruhe in Frieden! Er wird uns fehlen.
(vatican news)
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