In memoriam Arthur Baum
„Ein ganz spezieller Freund und Bruder“: So heißt ein Aufsatz, den uns Paolo Mottironi von der Fokolar-Bewegung über Arthur Baum geschickt hat. Wir veröffentlichen ihn hier in leicht gekürzter Form – stellvertretend für viele andere.
Ein ganz spezieller Freund und Bruder
Wenn Sie eine Person finden, die englischen Humor hat, sich durch deutsche Ordnung auszeichnet, Schweizer Feingefühl zeigt und mit italienischem Genie Hindernisse zu überwinden weiß, sagen Sie einfach Arthur. Er wird Ihnen ein höfliches Lächeln schenken, er wird zur Verfügung stehen, um über jedwedes Thema zu sprechen (immer auf dem neuesten Stand), und er wird anbieten, sich auch bei den einfachsten Dingen nützlich zu machen. Und wenn du ihn verlässt, werden dich seine verschmitzten Augen weiter begleiten – zwei geistvolle Laternen, die den Weg zum Himmel zeigen…
Englischer Humor, Schweizer Feingefühl, italienisches Genie
Nach einer langen Zeit in Grottaferrata bei Rom entscheidet sich Arthur Baum, seinen letzten Lebensabschnitt in Augsburg zu verbringen, wo er auch einige sehr gute Freunde aus der Fokolar-Bewegung hat. Dieser Umzug ist ein Traum, den Arthur viele Jahre lang gehegt hat, aber er wollte ihn zunächst nicht wahr werden lassen, bis verschiedene Umstände ihn nach und nach erkennen ließen, dass er doch möglich war…
Wegen seiner großen Kultur, seiner Beherrschung verschiedener Sprachen, aber vor allem wegen der Weite seines Herzens, ist Arthur ein Mann von Welt. Geboren im geographischen Herzen Englands, wird er Experte für die deutsche Sprache und Kultur, lebt in der Schweiz und Deutschland und mehr als 37 Jahre lang in Italien, wo er mit Freiwilligen aus verschiedenen Ländern das erste internationale Zentrum der „Freiwilligen Gottes“ der Fokolar-Bewegung, einer kirchlichen Bewegung, einweiht.
Die heftigen Winde Irlands, der blühende Kaktus
Diejenigen, die Arthur kennen, wissen, dass er die heftigen Winde Irlands und Nordenglands liebt. Dass ihn das Blühen seines Kaktuss rührt und er seine Nachbarn einlädt, das flüchtige Wunder zu bewundern. Dass er die Lieder aus Tirol singt und einige Themen von Elvis Presley. Dass er die Stille der gotischen Kirchen genießt und den gregorianischen Gesang. Dass er vor Weihnachten gern Glühwein in München trinkt und gerne im Winter Freunde zum Gulasch einlädt. Und dass er ein guter, profunder Gesprächspartner ist und jeden respektiert.
Lange Reden bereiten ihm Kopfschmerzen
Arthurs Verhältnis zur italienischen Kultur ist nicht oberflächlich; er erwartet von allem und jedem Ernsthaftigkeit und Ordnung. Doch ist er auch dazu imstande, in Italien jene Großzügigkeit zu entdecken, die (auch wenn nicht immer alles im voraus geplant ist), neue Wege zu finden weiß, um auf Menschen einzugehen: „Das ist wirklich italienisch“, sagt er dazu. Er glaubt, dass Italiener große Arbeiter sind, Kunstliebhaber, großzügig, brillant, spontan, fähig, ein gewisses Chaos mit List und Freundlichkeit zu überwinden: „Am Ende schaffen sie alles“, sagt er.
Lange und schwülstige Reden können ihm Kopfschmerzen bereiten; Übertreibungen lassen ihn fast aus der Haut fahren. Nicht alle Aussagen kann er akzeptieren: „Das kann man unseren Leuten in Deutschland nicht sagen, die würden das nie verstehen“, meint er dann.
Von der Schreibmaschine zum PC
An Schreibmaschinen gewöhnt, zögert Arthur nicht, sich der Komplexität des Computers zu stellen, als das nötig wird. Er, der sein ganzes Arbeitsleben lang weiß, dass die a-Taste nur ein „a“ erzeugt, hat nun Mühe, zu verstehen, dass dieses „a“ Teil eines Codes sein könnte, der ihn, ohne dass er es merkt, zu einer in Tokio erstellten und in Dublin verwalteten Website führt, auf der in Panama gelagerte Produkte verkauft werden, die aus China kommen! „Ah... diese Computer kann ich nicht zu Ende verstehen“, beschwert er sich, gibt allerdings nicht auf.
Arthur zieht die Aufmerksamkeit von Jugendlichen und Erwachsenen auf sich – durch die Freude, die er ausstrahlt und weitergibt. Diese Zeilen sind eine bescheidene Art und Weise, um Arthur „Danke“ zu sagen.
Die letzten Jahre
Sein Aufenthalt in Deutschland dauert etwa 10 Jahre. Er ist gut in die Gemeinde und bei seinen Freunden aus der Fokolar-Bewegung integriert. Im Herbst 2020 wird bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert. Leider schlägt die Therapie nicht mehr an; der Tumor wächst und „drückt“ auf den Sprachbereich. Zugleich macht sich Arthur große Sorgen angesichts der Pandemie.
Vor der Adventszeit 2020 zieht Arthur in die neue Gesundheitsresidenz in Augsburg, das Seniorenzentrum Servatius. Er hat der Verlegung zugestimmt, weil er dort vom Gesundheitspersonal besser beaufsichtigt werden kann – und weil er das Zentrum kennt. Er war vor einem Jahr dort, um Freunde zu besuchen. Langsam lässt seine Fähigkeit zu gehen nach. Doch kann er Gesprächspartner immer noch zum Lachen bringen.
In den letzten Tagen seines Lebens muss er leider nach einem Sturz am Oberschenkel operiert werden. Der Rest seiner Tage wird zur Vorbereitung auf den Übergang vom irdischen zum himmlischen Leben.
Am 4. Februar 2021 um 17 Uhr verlässt uns Arthur im Alter von 93 Jahren.
(vatican news – sk)
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