Vatikan: Schöpfung durch erneuerbare Energien retten
Mario Galgano und Marina Tomarro – Vatikanstadt
Die Veranstaltung wurde vom Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen und der Vatikan-Kommission COVID-19 sowie der vatikanischen Taskforce für Ökologie organisiert.
Der Globale Biodiversitätsbericht 2020 der Vereinten Nationen weist auf die Bedeutung der biologischen Vielfalt für die Bewältigung des Klimawandels und die langfristige Ernährungssicherheit hin. Er kommt zu dem Schluss, dass Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt unerlässlich sind, um zukünftige Pandemien zu verhindern. Das hob auch Kardinal Peter Turkson bei dem Webinar an diesem Dienstag hervor. Wenn die Artenvielfalt floriere, floriere auch das menschliche Leben, fügte er an.
Goodall: Pandemie lange angekündigt
An der Veranstaltung nahm auch die international bekannte britische Verhaltensforscherin Jane Goodall teil. Laut Goodall trägt gerade industrialisierte Landwirtschaft am meisten zu einem massiven weltweiten Artenschwund bei. Hier müsse es dringend ein Umdenken geben, auch weil die damit verbundene Art von Tierhaltung die Übertragung von Viren und anderen Krankheitserregern stark begünstige. „Eine Pandemie wie die derzeitige war schon lange angekündigt worden", mahnte die Forscherin, die vor allem durch ihre Verhaltensforschung an Menschenaffen sowie später ihren Einsatz für Tier- und Umweltschutz bekannt wurde.
Andere Entwicklungsmodelle nötig
Andrea Masullo, wissenschaftlicher Direktor der Vereinigung Greenaccord, ging im Interview mit Radio Vatikan auf das Thema Klimawandel ein. „Dieser UNO-Bericht bestätigt nur, dass wir uns immer noch auf dem falschen Weg befinden“, erklärte er. „Es ist nun schon ein paar Jahre her, dass die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre, die das Element ist, das den Klimawandel antreibt, reichlich überhand genommen hat, und erinnern wir uns daran, dass der Wert vor dreißig Jahren schon fast am Limit war. Dieses Phänomen hat sich also stark beschleunigt. Offensichtlich waren die Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivitäten und die daraus resultierende Reduktion des Verbrauchs fossiler Brennstoffe während dieser tragischen Pandemie nicht ausreichend. Selbst die europäischen Ziele, obwohl ehrgeizig, genügten nicht."
In dem UNO-Bericht wird hervorgehoben, wie trotz der Blockade durch Covid-19 die atmosphärischen Konzentrationen von Treibhausgasen weiter angestiegen seien. Das würde auf dem Planeten aufgrund des lang anhaltenden CO2 in der Atmosphäre zu einer weiteren Erwärmung für viele kommende Generationen führen. „Wenn sich die Weltwirtschaft erholt“, so Masullo weiter, „dann werden wir uns, wenn wir den Kurs nicht ändern, bald in einer schlechteren Situation wiederfinden als vorher. Wenn wir das Wohlergehen des Menschen nicht wieder in den Mittelpunkt stellen, indem wir die Ziele des Entwicklungsmodells und der Energiequellen ändern, riskieren wir nur, eine bereits ernste Situation noch schlimmer und irreparabel zu machen.“
Der Beitrag der Regierungen
Der Beitrag der Regierungen sei grundlegend, damit das Erreichen des Ziels Null-Emissionen bis 2050 möglich sein könne, so der Umweltschutz-Experte. „Die Regierungen - unterstreicht der wissenschaftliche Direktor von Greenaccord - sollten Entwicklungsstrategien, Verkehrsmittel und die Nutzung von Energie global überprüfen und ein konsumistisches System vermeiden, denn das bedeutet, alle Ressourcen auf zerstörerische Weise zu nutzen, bis sie nicht mehr verfügbar sind. In Anlehnung an die wiederholten Aufforderungen von Papst Franziskus und die Hinweise in Laudato si müssen wir zu einer Kreislaufwirtschaft innerhalb natürlicher Kreisläufe und erneuerbarer Ressourcen übergehen, damit alles wiederverwendbar wird. Das ist die große Herausforderung: Zu versuchen, erneuerbare Quellen in ein System einzupfropfen, das auf Konsum basiert. Dazu zurückzukehren, das menschliche Wohlbefinden in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns zu stellen und nicht den Konsum von Gütern und die persönliche Bereicherung, die den Schaden nicht berücksichtigt, weil sie ihn nicht berechnet.“
Weitere Synode zu Nachhaltigkeit?
Kurienkardinal Peter Turkson schloss nicht aus, dass Papst Franziskus eine weitere Synode oder andere größere Kirchenversammlung zu Nachhaltigkeit und Schöpfung einberuft. Seine Kurienbehörde wolle ihm so etwas vorschlagen, sagte der Leiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde bei dem internationalen Webinar am Dienstag.
(vatican news/kap - mg/pr)
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