Vatikan: Papst fordert Zusammenarbeit mit allen Historikern
Mario Galgano - Vatikanstadt
Pater Bernard Ardura, Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtsforschung und Historische Wissenschaften, betonte auf einer Pressekonferenz im Vatikan an diesem Dienstagmittag, dass Papst Franziskus auf die Notwendigkeit einer „engen Zusammenarbeit zwischen Historikern“ hingewiesen habe. Es gehe um eine fruchtbare wissenschaftliche Zusammenarbeit nicht nur mit katholischen Akademikern und akademischen Einrichtungen, sondern auch mit allen Historikern und Spezialisten der Hilfswissenschaften der Geschichte. Jeder, der bereit sei, bei der Suche nach der Wahrheit zusammenzuarbeiten, sei eingeladen, an der Konferenz teilzunehmen. „Dies geschieht nur unter Berücksichtigung ihres wissenschaftlichen Sachverstands“ fügte Pater Ardura bei der Pressekonferenz im Vatikan an.
„Wir werden nicht zu bestimmten Schlussfolgerungen kommen, die sich aufdrängen, sondern wir wollen Forschern, die in verschiedenen Disziplinen Wissen erworben haben, Raum geben.“ Mit diesen Worten stellte Pater Bernard Ardura, Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, im Presseamt des Vatikans die internationale Konferenz vor, die in Zusammenarbeit mit der Katholischen Universität Lyon im Vatikan, im Institut „Istituto Maria Santissima Bambina“ (Maria Heiligstes Kind), von Mittwoch bis Freitag organisiert wird.
Verschiedene Kulturen und Religionen berücksichtigen
„Papst Franziskus hat mir einmal gesagt: 'Man muss mit anderen zusammenarbeiten', d.h. nicht nur mit Instanzen innerhalb der Kirche, sondern vor allem mit Historikern, die verschiedenen Kulturen und Religionen angehören“, erläuterte der Geistliche und erinnerte daran, dass es in Bezug auf die Geschichtsschreibung der ersten beiden Jahrhunderte des Christentums „zwei Modelle gibt: das erste, sehr berühmte, das von Eusebius von Caesarea, der die Kirche seiner Zeit lebt und sie in die Vergangenheit stellt, als ob sie immer so gewesen wäre, wie er sie kannte. Es ist, als würden wir heute sagen, dass die Kirche der Ursprünge die des 21. Jahrhunderts ist. Es ist jedoch offensichtlich, dass es eine Entwicklung gegeben hat“, erläutert der vatikanische Chef-Historiker. Die andere Sichtweise sei die protestantische: „Für Luther gab es von der Gründung der Kirche an eine fortschreitende Verschlechterung bis zur Reformation. Deshalb will er der Kirche alles nehmen, was ihr hinzugefügt zu sein scheint“, wie zum Beispiel fünf der sieben Sakramente.
„Der zweite Ansatz“, so der vatikanische Chef-Historiker, „stellt sich als Alternative zum eusebianischen Modell dar und vertritt die Überzeugung, dass es eine Dekadenz und eine ständige Korruption des Christentums gab, angefangen von der Antike bis hin zur Reformation im 16. Jahrhundert.“
Die internationale Konferenz werde sich mit diesem Stück Geschichte befassen und „bei der Konzeption und Organisation des Programms dieser Konferenz wollten wir auf die dringende Aufforderung von Papst Franziskus reagieren, mit Gelehrten aus allen wissenschaftlichen Bereichen, mit den unterschiedlichsten Sensibilitäten und mit den verschiedensten Hintergründen zusammenzuarbeiten“, fügte Pater Ardura an. Man wolle vor allem „die verschiedensten kulturellen Sensibilitäten und die unterschiedlichsten verschiedene historiographische Ansätze“ berücksichtigen, so Pater Ardura.
Vom Heiligen Geist unterstützt
„Es gibt eine kirchengeschichtliche Sichtweise, die die Tatsache nicht ignorieren kann, dass die Kirche, an die wir glauben, vom Heiligen Geist gestützt wird“, sagte Ardura und zitierte Kardinal Henry Newman, der eine Theorie der inneren und harmonischen Entwicklung der Kirche aufstellte: „Wir wollen zu den ersten Jahrhunderten zurückgehen, im Wesentlichen zu den ersten beiden Jahrhunderten der Geschichte des Christentums“, schloss Ardura: „Wir wollen einen offenen historiographischen Ansatz verfolgen: Der Heilige Vater bittet uns, all jene miteinzubeziehen, die sich ernsthaft mit der Geschichte und den Hilfswissenschaften der Geschichte beschäftigen. Die Sitzung, die jetzt beginnt, wird eine Untersuchung, eine Ermittlung und wahrscheinlich auch ein Abenteuer sein.“
An dem Treffen in Rom, das wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben wurde, werden Gläubige und Nichtgläubige aus Europa, Indien, dem Irak, China und den Vereinigten Staaten teilnehmen. Das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften hat den Auftrag, das Studium der Kirchengeschichte zu fördern. An der Tagung im Vatikan nehmen auch zahlreiche in Deutschland forschende Wissenschaftler teil.
(vatican news)
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