Vatikan/Venezuela: Synodale Vision wirkt Klerikalismus entgegen
Mario Galgano - Vatikanstadt
Es seien spannende und intensive Gespräche gewesen, so Luciani gegenüber Radio Vatikan. „Franziskus hat uns geholfen, die Bedeutung einer ekklesiologischen Ortskirche wiederzugewinnen“, betont er. Die Rolle Roms bestehe nicht darin, ein homogenes kirchliches Modell durchzusetzen, sondern mit der synodalen Vision ein „Vorwärtsgehen“ zu fördern. Dies sei nicht nur ein Anliegen von Papst Franziskus, sondern auch der Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils, erläutert Luciani.
„Der Bischof von Rom behält seinen Primat als Bischof von Rom, und als solcher sind alle Bischöfe und die übrige katholische Gemeinschaft aufgerufen, mit ihm in Gemeinschaft zu stehen. Wir haben kirchliche Gemeinschaften, die eine Kirche bilden - und das bedeutet Synodalität heute. Dies ist die ekklesiologische Überzeugung, die die Methodik und den Prozess der Weltsynode heute bestimmt und die die Gespräche zwischen Oktober 2021 und Oktober 2023 prägen wird. Neu ist dieses Mal, dass die erste Ebene der Synodalität in die Praxis umgesetzt werden soll. Das heißt, die Synode beginnt mit den Ortskirchen und endet mit der synodalen Versammlung, die 2023 in Rom stattfinden wird. Die Versammlung wird die Konvergenz aller Ortskirchen und Ausdruck der Einheit mit dem Bischof von Rom sein.“
Luciani gehört zu den renommiertesten Kennern der Theologie der Synodalität. So planen katholische Vertreter in der Schweiz einen Austausch mit ihm, um sich von dem Experten aus erster Hand über das Thema informieren zu lassen. Dazu gehört etwa die „Allianz Gleichwürdig Katholisch“, zu der unter anderen der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF, die Jugendgruppe „Jubla“ und die Katholische Arbeitnehmerbewegung KAB gehören. „Wir wollen uns mit ihm austauschen zum Thema Synodalität“, bestätigt gegenüber Radio Vatikan Helena Jeppesen vom katholischen Fastenopfer. Auch das Schweizer katholische Hilfswerk macht mit.
Was bedeutet Synodalität?
Was genau Synodalität bedeutet, erläutert uns der venezolanische Theologe: „Wir können sagen, dass Synodalität vor allem eine Art und Weise ist, wie die Kirche in der Geschichte ist und handelt, aber sie ist keine Methode. Sie ist eine kirchliche Vorgehensweise, die in der Ekklesiologie des Volkes Gottes begründet ist, wie in Kapitel 2 vom Lumen gentium beschrieben wird. Nach Ansicht von Kardinal Leo Suenens, dem Verfasser des Dokuments, ist dies der Schlüssel zur Interpretation der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils.“
Während des Pontifikats von Franziskus habe sich die Reflexion über die Synodalität als eine Übung zur Vertiefung der Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils entfaltet, führt Luciani aus. Das heißt, Synodalität ist mehr als ein Bestreben, Strukturen zu reformieren - sie verweise vielmehr auf die Kommunikationsdynamik und die Art und Weise, wie wir als getaufte Menschen miteinander in Beziehung treten sollten.
„Eine synodale Vision fordert uns heraus, klerikalistische Praktiken zu verändern, bei denen ein einzelner oder eine Gruppe in der Kirche Entscheidungen trifft, ohne zuzuhören und zu konsultieren, als ob sie außerhalb des Volkes Gottes stünden. Das ist wahre Synodalität: sie verlangt von uns, dass wir zuhören und in Dialog treten, um verbindliche Beziehungen zu schaffen und die Kirche aufzubauen. Verbindlich bedeutet, gegenseitig aufeinander angewiesen zu sein, wie Lumen gentium uns erinnert. Es geht um mehr als das Sammeln von Meinungen oder das Durchführen von Umfragen. Synodalität ist eine Einladung, Prozesse der neuen Orientierung zu fördern, indem wir aufeinander und auf die Gesellschaft insgesamt hören und die Zeichen der Zeit lesen.“
(vatican news)
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