Vatikan: Pandemie als Chance für ökumenischen Dialog
Mario Galgano und Fabio Colagrande – Vatikanstadt
„Wir sind Pilger auf dem Weg zur vollen Einheit, und wir kommen unserem Ziel umso näher, je mehr wir unseren Blick auf Jesus gerichtet halten.“ So kommentierte Papst Franziskus beim Angelus am vergangenen Sonntag das Thema der 55. Gebetswoche für die Einheit der Christen, die vom 18. bis 25. Januar stattfindet und in diesem Jahr der Erfahrung der Heiligen Drei Könige gewidmet ist. Wie der Papst betonte, seien die Drei Könige „aus dem Osten nach Bethlehem“ gekommen, „um den Messias als König zu ehren“. Der Dominikanerpater Hyacinthe Destivelle, Leiter des Instituts für Ökumenische Studien an der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin in Rom und Mitarbeiter des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sprach mit Radio Vatikan über die ökumenischen Ideen, die mit diesen biblischen Figuren verbunden sind.
„Seit 1968 wird die Gebetswoche für die Einheit der Christen gemeinsam vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem Ökumenischen Rat der Kirchen vorbereitet, jedoch immer auf der Grundlage einer von einer Gruppe von Christen auf lokaler Ebene vorbereiteten Reflexion. In diesem Jahr waren die Christen des Nahen Ostens an der Reihe, die passenderweise diese Meditation über die Heiligen Drei Könige vorschlugen, die ebenfalls aus dem Osten stammen. Aus ökumenischer Sicht ist dies ein sehr wichtiges Thema. Erstens, weil die Heiligen Drei Könige gemeinsam unter der Führung des Sterns gehen und dies - wie Papst Franziskus beim Angelus am Sonntag in Erinnerung rief - ein Bild für die Reise aller Christen ist, die gemeinsam auf dem Weg zur Einheit sind. Wir wissen, dass das Bild des Weges Papst Franziskus und generell der gesamten ökumenischen Bewegung sehr am Herzen liegt, denn wir Christen sind alle gemeinsam auf dem Weg zur Einheit, wie die Pilger von Emmaus.“
Die vierte Corona-Welle
Die vierte Welle der Pandemie zeige, dass diese für die Menschheit schwierige Phase der Geschichte ein geeigneter Rahmen für die Weiterentwicklung des ökumenischen Dialogs sein könne, wie Pater Destivelle erklärt:
„Die Pandemie hat offensichtlich alle Aspekte des Lebens, des kirchlichen Lebens und damit auch der Ökumene berührt. Doch paradoxerweise bot sie auch eine Gelegenheit für neue ökumenische Begegnungen und Initiativen. Vor einem Jahr hat unser Päpstlicher Rat alle Bischofskonferenzen in der ganzen Welt gebeten, sich an einer Umfrage zu beteiligen und einige Fragen zu beantworten und weitere Informationen zu liefern, um die Folgen der Pandemie für die Ökumene zu bewerten, sowohl in negativer als auch in positiver Hinsicht. Es war eine sehr interessante Erfahrung: Wir erhielten 88 Antworten aus allen Kontinenten und haben diese Texte in einem Dokument mit dem Titel ,Ökumene in Zeiten der Pandemie: von der Krise zur Chance´ zusammengefasst.“
Dieses Dokument wird am Donnerstag, den 20. Januar, um 17.00 Uhr an der römischen Universität Angelicum in Anwesenheit des Generalsekretärs des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Ioan Sauca, und aller Studenten des Ökumenischen Instituts Bossey, dem internationalen Begegnungs-, Dialog- und Ausbildungszentrum des ÖRK, persönlich und online vorgestellt.
„Was in dem Dokument vorgestellt wird, sind alles Antworten, die zeigen, dass die Pandemie auch eine Gelegenheit ist, neue Formen der ökumenischen Beziehungen, des Gebets und der Online-Treffen zu entwickeln. Wir können sagen, dass diese Erfahrung die auf lokaler und internationaler Ebene gelebte Ökumene tiefgreifend verändert hat und weiter verändert“, so Pater Destivelle.
(vatican news)
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