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Ouellet an diesem Donnerstag bei der Eröffnung des Symposiums Ouellet an diesem Donnerstag bei der Eröffnung des Symposiums 

Missbrauch: Vatikan-Kardinal bittet Opfer um Entschuldigung

Der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, hat die Opfer von Missbrauch durch Kirchenleute um Verzeihung gebeten. Bei einem Symposium im Vatikan sprach der Kanadier im Beisein des Papstes von „ehrlicher Zerknirschung“ angesichts der Skandale.

Ouellets Kongregation führt seit Donnerstag im Vatikan ein internationales Symposium zu Fehlentwicklungen im katholischen Priesterbild durch. Dabei warf der Kardinal in seiner Eröffnungsrede selbst die Frage auf, ob man angesichts der Missbrauchsskandale nicht besser „schweigen, bereuen und nach den Ursachen dieser Verbrechen suchen“ solle.

„Wir sind alle gequält und gedemütigt von diesen wichtigen Fragen, die sich uns täglich stellen“, so Kardinal Ouellet. „Das ist die richtige Gelegenheit, um unsere ehrliche Zerknirschung auszudrücken und einmal mehr die Opfer um Vergebung zu bitten. Sie leiden darunter, dass ihr Leben durch Verbrechen zerstört wurde. Diese Verbrechen wurden allzu lange verborgen und nur oberflächlich angegangen – aus dem Willen heraus, die Institution und die Schuldigen, nicht die Opfer zu beschützen.“

„Missbrauchsskandale haben mit Klerikalismus zu tun“

Er sei sich über den „Aufruhr und die Wut des Volkes Gottes im klaren“, so Ouellet. Er mache sich die Rufe nach „Wahrheit und Gerechtigkeit“ zu eigen und bete „um die Gnade, adäquat auf die Herausforderungen zu antworten“.

Der Kardinal ordnete sexuellen Missbrauch im kirchlichen Raum unter dem Oberbegriff „Klerikalismus“ ein, den es zu bekämpfen gelte. Er stehe für vielerlei Phänomene, etwa Machtmissbrauch, geistlichen Missbrauch und Gewissensmissbrauch. Sexueller Missbrauch sei so etwas wie die „Spitze eines Eisbergs, sichtbar und pervers, der von tieferliegenden Verirrungen herrührt“. Diese gelte es zu „identifizieren und zu demaskieren“.

Negative Folgen der Überhöhung des Priesterbilds

Dafür gebe es aus seiner Sicht derzeit allerdings noch nicht die nötigen „Werkzeuge“. Umso nötiger sei jetzt die Vorarbeit zu einer „theologischen, geistlichen und pastoralen Gewissenserforschung“. An der Basis „dieser Phänomene“, also der oben genannten Formen von Missbrauch, steht nach Ouellets Diagnose die „Überbewertung“ des Priesteramts. Sie gehe zu Lasten des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen, das vom letzten Konzil betont wurde.

Das katholische Lehramt habe in den letzten Jahrhunderten das Priestertum „in Opposition zur protestantischen Reform“ verteidigt. Dabei sei der Aspekt, dass jede(r) Getaufte am allgemeinen Priestertum der Gläubigen teilhabe, „in den Schatten geraten“. Außerdem hätten sich dadurch „eine klerikale Mentalität der Macht und eine Haltung überzogener Kontrolle der kirchlichen Gemeinschaft durch die Kleriker“ herausgebildet. Jetzt müsse an einem „neuen Gleichgewicht“ gearbeitet werden, forderte Kardinal Ouellet.

(vatican news – sk)
 

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17. Februar 2022, 15:36