O’Malley: Kinderschutz wird Kernanliegen im Vatikan
Anne Preckel – Vatikanstadt
Es war die erste Pressekonferenz des Kinderschutz-Beratungsgremiums nach Veröffentlichung der neuen Kirchenverfassung. Der Vorsitzende Kardinal Sean Patrick O’Malley von Boston, der Sekretär Pater Andrew Small und zwei weitere Mitglieder, Nelson Giovanelli Rosendo Dos Santos aus Brasilien und Juan Carlos Cruz aus Chile, informierten über Inhalte der Plenarsitzung in den letzten Tagen und der Audienz bei Papst Franziskus von diesem Freitag.
Sehr klares Mandat
O’Malley sprach von einem „sehr klaren Mandat“ an die Kinderschutzkommission, die Kirche - angefangen bei der römischen Kurie - für den Kinderschutz und die Missbrauchsprävention zu aktivieren. Dem Papst gehe es mit der Kommission nicht allein um das Erstellen von Leitlinien für Bischofskonferenzen, Ordensgemeinschaften und Ortskirchen weltweit. Die Kinderschutzkommission solle vielmehr für ein proaktives Zugehen auf Betroffene und eine Kultur der Aufnahme ihnen gegenüber sorgen, machte der Kardinal deutlich.
Der Papst habe bei der Audienz an diesem Freitag die Unabhängigkeit des Gremiums hervorgehoben, berichtete O’Malley weiter, der Franziskus für die „konstante Unterstützung“ der Kommission dankte. Die Kinderschutzkommission soll auf Wunsch des Papstes jährliche Berichte zur Lage in den Ortskirchen erstellen; auch sollen die Vatikan-Dikasterien Rechenschaft über ihre Maßnahmen gegen Missbrauch vorlegen.
Prävention und Disziplinarfragen unter einem Dach
Papst Franziskus habe mit seiner Einordnung der Kinderschutzkommission unter das Dach des neuen Dikasteriums für die Glaubenslehre „erstmals einen interpretativen Schlüssel“ für die zukünftige Arbeit der Kinderschutzkommission und den Kampf gegen Missbrauch gegeben, sagte Pater Andrew Small, Sekretär der Kinderschutzkommission, bei der Pressekonferenz. Franziskus habe die Unabhängigkeit der Kommission betont, erinnerte auch Small.
Papst Franziskus habe ausdrücklich eine Nähe der Kinderschutzkommission zu jener Vatikaneinrichtung gewünscht, die mit Glaubenslehre und Moral befasst sei. Mit der Eingliederung in das neue Dikasterium für die Glaubenslehre, das ab Pfingsten offiziell seinen Dienst aufnimmt, gebe es nun eine „zentrale Anlaufstelle“ für proaktive Schutzmaßnahmen gegen Missbrauch und die Sorge um die Würde der verletztlichsten Glieder der kirchlichen Gemeinschaft, so der Sekretär der Kinderschutzkommission. Dabei hat die Kommission auch Einsicht in Disziplinarfragen, da sie der zweiten Sektion im Glaubenslehre-Dikasterium zugeordnet wird, die sich mit Verfahren von mutmaßlichem Missbrauch durch Kleriker befasst. Damit rückt laut Small die Arbeit rund um Präventionskonzepte im Bereich von Minderjährigen sehr nahe an die Abteilung, die das Verhalten der Täter rechtlich bewertet.
Effizienzkontrolle und Sorge um die Betroffenen
Mit der Anforderung eines jährlichen Berichtes setze der Papst auf Rechenschaftspflicht und Transparenz; es gehe um Glaubwürdigkeit, um eine Kohärenz zwischen Wort und Handeln, so Small: „Was wir sagen, geschieht auch tatsächlich“. Dies könne auch helfen, Schwachstellen in den Vatikanbehörden zu dieser Thematik aufzudecken und daran zu arbeiten, ergänzte Kommissionsmitglied Juan Carlos Cruz.
Weiter gehe es Franziskus ausdrücklich um ein Aufnehmen, Verstehen und ein Angebot der Heilung für Missbrauchsbetroffene; so habe die Kommission weiterhin die Aufgabe, Richtlinien des Motu proprio „Vos estis lux mundi“ weltweit in den Ortskirchen zu implementieren, darunter zentrale kirchliche Anlaufstellen für Missbrauchsbetroffene und deren Familien. Grundsätzlich soll die Kommission den Überblick über das kirchliche Engagement beim Kinderschutz behalten und nachbessern.
Was bisher passiert sei, sei nur die Spitze des Eisbergs, so Juan Carlos Cruz, der selbst als Kind missbraucht wurde. Die neue Nähe zu der Disziplinarabteilung und die jährlichen Berichte könnten dazu beitragen, Betroffenen zu zeigen, dass etwas getan werde. Es könne verhindern, dass sie erneut in eine Opferrolle gedrängt würden. „Was wir hier tun, wird nicht enden, es wird perfektioniert", erklärte Cruz weiter und fügte hinzu: „Wir machen weiter bis zum bitteren Ende."
-zuletzt aktualisiert um 16.28 Uhr-
(vatican news/kna – pr)
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