Vatikan/Venezuela: Unterwegs zu einer synodalen Kirche
Mario Galgano – Vatikanstadt
Die Vorbereitung und Durchführung der Weltsynode ist diesmal umfangreicher als bei den bisherigen Bischofssynoden. Rafael Luciani gehört einer der vier Arbeitsgruppen an und zwar jener Abteilung, die sich um das Thema „Theologie“ kümmert. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert er, wie das jüngste Treffen in Rom war. Die vier Kommissionen waren vergangene Woche zusammengekommen:
„Während der Woche waren wir vier Kommissionen – also jene für Methodik, Spiritualität, Kommunikation und Theologie – und wir arbeiteten zum ersten Mal eine Woche lang zusammen und machten sozusagen auch eine Synodalitätsübung, bei der wir ein echtes gemeinsames Gebet der Reflexion und der Unterscheidung der Themen einschlossen, und das war eine besondere Erfahrung.“
Luciani, der unter anderem auch in Würzburg studiert hat, veröffentlichte vor Kurzem seine Überlegungen auf Deutsch*. In dem Buch „Unterwegs zu einer synodalen Kirche. Impulse aus Lateinamerika“ geht er der Frage nach, wie die Kirche von einem pastoralen zu einem synodalen Umbruch gelangt und nennt auch Probleme beim Namen: Klerikalismus, Aufarbeitung der Missbrauchsfälle oder die Rolle der Frau in der Kirche. Auch bei der Vorbereitung auf die Weltsynode von vergangener Woche wurden diese Themen angesprochen:
„Wie können wir zu einer Erneuerung der Kirche im Lichte des synodalen Weges beitragen, d.h. auf der Grundlage dessen, was wir auf dem Weg als synodaler Prozess lernen? Darüber haben wir nachgedacht und wir haben auch die Elemente gesichtet, die uns helfen können, eine bessere Art und Weise der synodalen Arbeit zu vertiefen, und das ist etwas sehr Wichtiges und sehr Schönes, weil es bedeutet, dass wir uns in einem Prozess der Umkehr befinden. Wir gehen nicht von einer festen Idee aus, sondern wir hören zu und während wir zuhören, wachsen wir und treffen Entscheidungen.“
Runter vom hohen Ross
In seinem Buch schreibt Luciani, man müsse „runter vom hohen Ross“ kommen und auf die Stimme der Gläubigen hören. „Die volle Verwirklichung des Menschen geschieht durch die Befreiung aller aus jeder Art von Sklaverei. Hier treffen wir auf das Kernmotiv einer kulturellen Umkehr der Kirche, welche die synodale Umkehr zugleich konfliktiv gestaltet“, schreibt Luciani. Im Gespräch mit uns erläutert er:
„Franziskus wünscht sich eine Synodalität, wie sie im zweiten Kapitel von Lumen Gentium beschrieben wird und zwar als ein Verständnis der Kirche als Volk Gottes, weshalb mein Buch eine theologische Lesart der Synodalität mit den Implikationen dieser neuen Art, Kirche zu sein, vorschlägt, und dann gebe ich ein praktisches Beispiel der Kirche in Lateinamerika, die schon lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil einen Weg der Zusammenarbeit mit einer organischen Pastoral eingeschlagen hat. Dies hat sich in den vergangenen Jahren bei den lateinamerikanischen Kirchenversammlungen gezeigt, die ein Modell der Begegnung zwischen allen Ortskirchen darstellt, bei dem die Bischöfe jedoch nur 20 Prozent der Teilnehmer ausmachen, so dass Laien, Ordenspriester und auch soziale Bewegungen in einer Art und Weise an der Unterscheidung teilnehmen konnten, die nicht nur bischöflich ist.“
Wie Luciani in seinem Buch schreibt, habe die Kirche „die Vorherrschaft von Klerikalismus und autoritär-hierarchischen Sturkturen“ zu überwinden. Dieses Machtgefälle habe die Kirche und ihre Glaubensvermittlung in eine „fundamentale Krise“ geführt. Da wolle die Weltsynode Abhilfe schaffen.
Zum Mitschreiben:
Rafael Luciani: Unterwegs zu einer synodalen Kirche. Impulse aus Lateinamerika. Erschienen im Verlag Edition Exodus 2022.
(vatican news)
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