Radio-Akademie (2): Sagen Sie mal, P. Gemmingen…
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Das sagt der Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen, der jahrzehntelang das deutsche Programm von Radio Vatikan geleitet hat, im zweiten Teil unserer Radio-Akademie. Ihm täten die Bischöfe leid, so Gemmingen, „weil sie tausend Sachen organisieren müssen“ – doch träten die Bischöfe in Deutschland nicht genug als Seelsorger in Erscheinung.
Gemmingen rät den Bischöfen, „extravagante Sachen“ zu machen und „aus der Reihe zu tanzen“. Er stellt sich vor, was der Papst zu deutschen Bischöfen sagen könnte: „Liebe Bischöfe, lest mal meine Predigten – ich glaube, ich bin extravaganter als ihr! Ich traue mich mehr… Ich weiß, es ist nicht leicht, und ich habe auch keine Zeit – aber lasst mal euer Herz sprechen…“
Der liebe Jesus geht nicht mehr durch die Kornfelder
In dem Gespräch kritisiert der 86-jährige Jesuit, der immer noch zu den bekanntesten Vatikanerklärern im deutschsprachigen Raum gehört, dass der Auftritt der Kirche und ihre Darstellung des Glaubens in der Öffentlichkeit häufig nicht auf der Höhe der Zeit sind.
„Zum Beispiel die Darstellungen des lieben Jesus, der durch Kornfelder geht und mit den Aposteln Korn rupft und Kinder streichelt und ein Schäfchen auf dem Arm hat und was auch immer – also, solche Darstellungen vor allem im letzten, vorletzten Jahrhundert haben zum Teil zu großen, riesigen Irrtümern geführt… Die Zeit hat sich geändert, und das Verstehen der Menschen hat sich geändert.“
Er finde es durchaus gut, dass Papst Franziskus unlängst Russland und die Ukraine der Gottesmutter geweiht hat. „Aber dass es vor der Fatima-Statue sein sollte, ist für unseren mitteleuropäischen Geschmack nicht sehr schön, denn das ist die Muttergottes ohne Jesuskind auf dem Arm, in diesem weißen Gewand und mit einer Krone – das passt vielleicht für Lateinamerikaner, Portugiesen oder Spanier, aber nicht für uns Mitteleuropäer!“
Liebevoll leben
Wie sollten ältere Leute, die ihr Leben lang fromm waren, damit umgehen, wenn ihre Kinder und Enkel nicht mehr in die Messe gehen und sich überhaupt nicht mehr um christliche Lebensentwürfe scheren? Gemmingens Antwort darauf lautet: „Liebevoll leben. Ich glaube, meine Mutter hat gewusst, dass eine ganze Reihe von Enkelkindern mit ihren Freundinnen und Freunden zusammengelebt hat, ohne verheiratet zu sein – und durch ihr Leben hat sie den Enkeln zu verstehen gegeben, dass sie das ohne Trauung nicht richtig finden findet. Aber vor allem mit Liebe.“
Wenn eine Großmutter liebevoll lebe, dann sage sie indirekt auch, was sie über dieses oder jenes Verhalten ihrer Enkel oder Kinder denke. „Sie kann mal ein Wort loslassen, aber nicht immer wieder. Also, die Enkel oder Kinder sollen schon wissen, was die Großmutter denkt. Aber wenn es einmal gesagt ist, ist es einmal gesagt – oder nach zwei Jahren mal wieder. Das Entscheidende ist, dass die Oma liebevoll lebt und man ihr ansieht, dass sie versucht, selber christlich zu leben.“
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(vatican news)
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