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Skulptur am Grabmal Skulptur am Grabmal 

Hier stehe ich, ich kann nicht anders: Ein Vikar im Vatikan (5)

Ein evangelischer Vikar aus Deutschland – und trotzdem Praktikant bei Vatican News. Entdeckungen, Fragen und Neuigkeiten aus ökumenischer Perspektive.

Vor einigen Tagen war das Fest des heiligen Ignatius von Loyola. In Rom gibt es sogar eine Kirche für den Heiligen, bekannt für ihre Kuppel, die gar keine ist. Die Kirche ist vom klassischen Barock geprägt.

Eine weitere Kirche der Jesuiten - das ist der Orden, den Ignatius gegründet und geprägt hat, und dem Papst Franziskus angehört - ist die Kirche „Il Gesu“. Dort findet sich auch das Grab des Gründers. An diesem sind die guten Taten des Ignatius, aber auch sein Kampf gegen die Reformation dargestellt. Er und sein Orden war sehr engagiert, in der Welt zu missionieren, aber auch in der Gegenreformation hier in Europa. So ist die ganze Kirche als Beispiel für die Gegenreformation gestaltet, prunkvoll, überall ist sie mit Gold und Silber überzogen, und es sind zahlreiche Bilder und Kunstwerke zu finden.

Ebenso ist das Grabmal des Heiligen gestaltet. Wichtig für ihn war die Absetzung von der Reformation, und so zeig das Grabmal auch, wer die „Feinde“ sind. Sie werden von einer thronenden Gestalt bekehrt. Darunter liegen Bücher der für die „falsche Lehre“ stehenden Theologen. So erkennt man bei genauem Hinschauen Luther und Calvin auf den dargestellten Buchrücken.

Calvin als Inschrift auf dem Buchrücken
Calvin als Inschrift auf dem Buchrücken

Dies ist eine der wenigen Stellen, an denen einem in Rom Luther - zumindest schriftlich - begegnet. Als Gegenreformator, als „Übel“, das bekämpft werden muss.

Gut, dass dies heute nicht mehr der Fall ist, dass einer der Nachfolger des Ignatius, Papst Franziskus, ebenfalls ein Jesuit, mehr auf Versöhnung setzt, statt auf Zwiespalt. Dass ich spannende ökumenische Erfahrungen machen darf und darüber immer wieder aufs Neue berichten kann, das freut mich und zeigt, Ökumene ist möglich. Nicht dadurch, dass ich alles vertrete, was die katholische Kirche vertritt, und auch nicht dadurch, dass die katholische Kirche evangelisch wird.

Gerne berichte ich täglich von katholischen, aber auch von anglikanischen und von evangelischen Nachrichten. Immer wieder fällt mir auf, dass die weltweite Kirche mit ihren immer anderen Themen und der doch gleichen Intention, der Verkündigung des Evangeliums, also der frohen Botschaft, die die Grundlage des christlichen Glaubens ist, zwar im Einzelnen sehr verschieden ist, aber doch ein Ziel hat: Wir alle bauen auf unsere Art und Weise am Reich Gottes.

(vatican news)

 

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10. August 2022, 14:17